Großer Feuerwehreinsatz in Bielefeld nach Suizid-Versuch mit Zyankali

Bielefeld. Die Feuerwehr ist am Dienstagmittag mit einem kompletten ABC-Zug zu einem Wohnhaus an der Straße Kindermanns Heide in Jöllenbeck gerufen worden. Ein Mann hat dort in seiner Wohnung versucht, sich das Leben zu nehmen. Zum Glück wurden Notarzt, Rettungsdienst und Feuerwehr sehr früh gerufen. Der Mann, der bereits am Vormittag versucht hatte, sich mit dem tödlichen Gift Zyankali (Kaliumcyanid) das Leben zu nehmen, wurde zwar schwerstverletzt, konnte aber umgehend versorgt und lebend ins Krankenhaus transportiert werden. Weil sich das flüssige Kaliumcyanid bei 26 Grad auch gasförmig in der Luft verteilen kann, wurden dann kurz nach 13 Uhr Rettungskräfte der Feuerwehr mit Chemikalien-Schutzanzügen hinzugerufen. Die ABC-Erkunder gingen nach Angaben von Einsatzleiter Peter Palsbröker in Schutzanzügen mit Atemfilter und mit sensiblen Messgeräten in die Wohnung, um eine mögliche Kontamination der Atemluft sowie der betroffenen Möbel, die mit dem Giftstoff in Kontakt gekommen waren, zu erkennen und jede weitere Gefahr für die Bewohner des Hauses auszuschließen. Zweites Problem: Zyankali kann im flüssigen Zustand auch über die Haut aufgenommen werden und so gefährlich für Menschen sein. Deshalb mussten auch Möbelstücke auf Säurerückstände untersucht werden. Zeugin und Notfallseelsorger vom Rettungsdienst betreut Gegen 15 Uhr konnte Peter Palsbröker von der Feuerwehr Entwarnung geben. Die Experten des ABC-Zuges konnten keine Rückstände des Giftes in der Wohnung nachweisen. Weder für die Hausbewohner noch für Anwohner bestand demnach im Laufe des Vormittags eine Gefahr. Auch eine Zeugin und ein Notfallseelsorger, der sich nach dem Suizidversuch im Haus um die Angehörigen gekümmert hatte, wurden vom Rettungsdienst in Augenschein genommen. Beide gelten nach eingehender Überprüfung aber als unverletzt, hieß es. Lediglich einzelne Gegenstände, die direkten Kontakt mit dem Zyankali hatten, werden laut Palsbröker entsorgt. Beckendorfstraße voll gesperrt, 73 Einsatzkräfte vor Ort Weil der ABC-Zug der Bielefelder Feuerwehr - bestehend aus dem Erkunder-Team und der Dekontaminationseinheit Nord sich aus zahlreichen Mitgliedern der Löschabteilungen der Freiwilligen Feuerwehr zusammensetzt, musste die Beckendorfstraße für die beeindruckende Zahl an Feuerwehrfahrzeugen für mehr als zwei Stunden gesperrt werden. Die Beckendorfstraße war in dieser Zeit zwischen Bargholzstraße und Glauchauer Straße voll gesperrt. Kurz nach 15 Uhr rückten dann die Einsatzkräfte nach und nach ab. Insgesamt 73 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr (Hauptwache und Wache West) sowie der Löschabteilungen Jöllenbeck, Niederdornberg-Deppendorf, Milse und Innenstadt waren bei dem Gefahrstoffeinsatz eingebunden. Hinzu kamen mehrere Rettungswagenbesatzungen. Anmerkung der Redaktion: Generell berichten wir nicht über Selbsttötungen, es sei denn, es gibt besondere Gründe für eine erhöhte Aufmerksamkeit. Wir halten uns möglichst zurück, da es bei Suiziden eine hohe Nachahmerquote gibt. Sollten Sie sich von besonderen Lebensumständen betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erhalten Sie 24 Stunden am Tag Hilfe und Beratung. In Bielefeld erreichen Sie außerdem den sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt Bielefeld werktags von 8 bis 15 Uhr unter Tel. 0521 51 2581 sowie den Krisendienst Bielefeld unter Tel. 0521 3299 285 (werktags von 18 bis 7.30 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr).

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