Überraschend: Zeuge klärt Rätsel um mysteriösen Knall in Bielefeld auf

Bielefeld. Die Menschen beider Seiten des Teutoburger Waldes sind zuletzt mehrfach durch massive Explosionen aus dem Schlaf gerissen worden. Der mysteriöse Knall war sowohl in Hillegossen als auch in Dalbke so ohrenbetäubend laut, dass die Anwohner in ihrem Vorgarten nach dem Rechten sahen, weil sie dachten, direkt vor dem eigenen Haus wäre es zu Explosion gekommen. Doch Fehlanzeige. Weder der massive Doppelknall am frühen 8. Dezember noch die etwas leisere Detonation in der Nacht auf den 18. Dezember hinterließ eine Spur und damit eine Möglichkeit, das Phänomen zu erklären. Doch jetzt haben sich zwei Experten gemeldet, die das Phänomen erklären können. Der Bielefelder Feuerwerker Christoph Kamp von &bdquo;Dragon Fireworks“ ist vom Fach und wurde zufällig sogar Augenzeuge eines solchen Knalls: &bdquo;Erst war ein heller Blitz zu sehen, dann folgte ein Wahnsinnsböllerschlag.“ Der Experte ist sich fast sicher, dass es sich dabei um illegale &bdquo;Polen-Böller“ mit Raketenantriebssystem handelt. Die Schall- und Sprengwirkung liegt deutlich über den Grenzwerten des deutschen Sprengstoffgesetzes Gemeint ist damit eine Silvesterrakete, die einen Kanonenschlag in die Luft jagt, der dann 40 Meter über der Erde mit einer massiven Explosion platzt. Das würde auch erklären, warum die Ohrenzeugen davon ausgingen, der Knall käme aus der direkten Nachbarschaft. Der Schall der Explosion konnte sich von weit oben ungehindert ausbreiten. Was Kamp mit illegalen &bdquo;Polen-Böllern“ bezeichnet, sind in Deutschland nicht zugelassene Kanonenschläge und Knaller, die in ihrer Schall- und Sprengwirkung deutlich über den Grenzwerten des hiesigen Sprengstoffgesetzes liegen. Diese Ware wird meist aus dem Ausland – vornehmlich aus Polen – postalisch bezogen oder über die Grenze gebracht und dann weiterverteilt. Wichtig ist daher, dass Käufer auf die Kennzeichnungen auf der Verpackung achten. Erlaubt sind nach dem deutschen Sprengstoffgesetz an Silvester lediglich Feuerwerkskörper der Kategorien F1 und F2. Erlaubte Ware ist erkennbar an der Kennzeichnung &bdquo;F1“ oder &bdquo;F2“ sowie &bdquo;CE“ und &bdquo;NEM“. Polizei beschlagnahmt 600 Tonnen illegal über die grenze gebrachte Pyrotechnik Kamp warnt eindringlich vor den scheinbar wirkungsvolleren Böllern: &bdquo;Viele sind während der Corona-Pandemie nach Polen gefahren, um sich dort mit diesem wirklich gefährlichen Feuerwerk zu versorgen.“ Die Gefahren seien nur schwer zu kalkulieren. Aber auch aus dem niederländischen Raum kommen illegale Silvester-Sprengkörper. Die Polizei Osnabrück meldete erst am 29. Dezember die Beschlagnahmung von 600 Tonnen Pyrotechnik im Wert von 40 Millionen Euro – darunter seien auch zahlreiche illegale Böller gewesen. In Bayern melden die Sicherheitsbehörden, dass die gefährlichen Knaller aus tschechischen Asia-Märkten stammen würden. Im dortigen Grenzgebiet beschlagnahmte die Polizei 740 Kilo illegaler Sprengwaren. Die Bundespolizei vergleicht die Wirkung dieser Böller teilweise sogar mit der von Dynamit: &bdquo;Die Explosion und Zerstörungskraft dieser illegalen Böller gleicht eher einer Dynamitstange als einem normalen Feuerwerkskörper“, heißt es in einer Warnung der Behörde. &bdquo;Viele suchen den besonderen Thrill. Dass man sich damit aber unter Umständen in Lebensgefahr begibt und auch andere gefährdet, daran denkt niemand.“ Abgetrennte Gliedmaßen, schwere Verbrennungen oder Knalltraumen seien leider keine Seltenheit. Aus diesem Grund warnt die Bundespolizei eindringlich vor Kauf und Gebrauch illegaler Feuerwerkskörper. Wer damit erwischt wird, muss mit einem Strafverfahren wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz rechnen. Zusätzlich kommen noch die Kosten für die Entsorgung durch einen Entschärfungsdienst auf den Betroffenen dazu. Das alleine könne bis zu 500 Euro kosten. Bielefelder erinnert an "fliegende Bomben", die rückstandslos explodieren Eine andere These für die enorme Explosionskraft des Nachts über dem Teutoburger Wald hat ein Leser, der Schlosser ist und damit ein wenig Fachkenntnis mitbringt. Er berichtet von einer Sitte, Hochzeitspaare früh morgens mit Böllern zu wecken. Weil diese aber nur zu Silvester zu erhalten sind, griffen viele Spaßvögel auf einen Luftballon zurück, der mit einem explosiven Gasgemisch gefüllt wurde. So ein Ballon sei eine "fliegende Bombe", wenn er mit Feuer in Berührung komme. Ihn einfach nur zum Platzen zu bringen, führe nicht zur Explosion. Dazu sei immer Feuer erforderlich. &bdquo;Dann aber ist der Knall wahnsinnig laut. Und: Diese Luftbomben hinterlassen keinerlei Reste.“ Sein Hinweis: Die gasförmigen Bestandteile für solche Ballons seien leicht zu beschaffen. Zahlreiche metallverarbeitende Betriebe in der Stadt verwendeten sie. Zum Thema: Chemiker erklärt, wie Silvester-Feuerwehr funktioniert

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