8.000 Haushalte in Bielefeld erhalten jetzt erstmals Zuschuss zur Miete

Bielefeld. Tausende von Bielefelderinnen und Bielefeldern, die bisher keine Zuschüsse zur Miete erhalten, haben vom 1. Januar an Anspruch auf staatliche Unterstützung bei der Finanzierung ihrer Wohnkosten. Die kann sich auf mehrere hundert Euro im Monat belaufen. Grund: Der Bund greift armen Haushalten unter die Arme und erhöht das Wohngeld. Und das gleich dreifach: Die Haushaltseinkünfte dürfen nun deutlich höher sein als zuvor, um trotzdem noch Wohngeld bekommen zu können. Auch die Mieten, die bezuschusst werden, dürfen künftig höher sein als bisher. Außerdem wird die Höhe des Wohngeldes selbst angehoben. Es wird ab 2023 um durchschnittlich 190 Euro pro Monat steigen. Das ist doppelt so viel wie bisher. Es steigt von jetzt im Schnitt 180 Euro pro Monat auf durchschnittlich 370 Euro pro Monat. Plötzlich 191 Euro mehr Sozialdezernent Ingo Nürnberger nennt ein Beispiel: Ein Ein-Personen-Haushalt mit monatlichen Einkünften von 1.600 Euro und einer Miete von 452 Euro erhält bisher zehn Euro Wohngeld. Im nächsten Jahr bekommt diese Person 201 Euro monatlich. Alleinlebende können 2023 bis zu einem Einkommen von 2.151 Euro pro Monat, Zwei-Personen-Haushalte bis zu einem Einkommen von 2.866 Euro Wohngeld bekommen. Fünf-Personen-Haushalte dürften 5.458 Euro monatliches Einkommen haben. Hilfe auch für Hausbesitzer Jens Heistermann, Leiter der städtischen Wohngeldabteilung, erklärt: &bdquo;Auch wer im eigenen Haus oder einer Eigentumswohnung lebt, kann Wohngeld in Form eines ,Lastenzuschusses’ erhalten.“ Angerechnet werden dabei Darlehenszinsen, Tilgung und Wirtschaftskosten. Wohngeld beziehen können Menschen mit einem niedrigen Einkommen, Rentner oder Bezieher von Arbeitslosengeld I. Ob sie Anspruch haben, lässt sich im Internet feststellen. Wohngeldrechner im Internet Unter www.smart-rechner.de findet sich ein schnell und leicht zu benutzender Wohngeldrechner. Wenige Angaben reichen, um festzustellen, wie viel Geld man erhalten kann. Aufwendiger und komplizierter, dafür aber genauer, ist das Angebot des Landes www.wohngeldrechner.nrw.de. Vorteil: Wer sieht, dass er Anspruch auf einen Mietzuschuss hat, kann direkt einen Antrag ausfüllen und online an seine Wohngeldstelle schicken. Manche Menschen schämen sich Erhalten derzeit knapp 4.000 Haushalte in Bielefeld Wohngeld, wird sich die Anzahl mit der Reform verdreifachen. Insgesamt 12.000 Haushalte können dann Wohngeld beziehen, 8.000 zum ersten Mal. Außerdem gibt es eine Dunkelziffer: &bdquo;Es gibt Menschen, die aus Stolz oder Scham bisher keine Unterstützung beantragt haben“, sagt Dezernent Nürnberger. Bearbeitung der Anträge dauert doppelt so lange Angesicht der erwarteten Antragsflut &bdquo;sind wir über jeden Antrag, der uns per Post, per Mail oder online zugeschickt wird, dankbar“, sagt Jens Heistermann. Derzeit dauert die Bearbeitung eines Wohngeldantrages sechs bis acht Wochen. Er wird in 42 Schritten überprüft. In den ersten Monaten des nächsten Jahres wird sich die Bearbeitungsdauer verdoppeln. Dennoch fließt Geld: Abschläge und Nachzahlungen &bdquo;Wer bereits Wohngeld bekommt, erhält die bisherigen Zuschüsse weiterhin. Aber da er ja Anspruch auf höhere Leistungen hat, gibt es im April eine Nachzahlung und ab dann mehr Geld“, so Heistermann. Menschen, die den Antrag jetzt zu ersten Mal stellen, bekommen zunächst Abschläge. Erst im April wird dann die tatsächliche Höhe ihres Wohngeldes festgestellt. Auch dann sind Nachzahlungen möglich. Obergrenzen bei Mieten Wie hoch das Wohngeld jeweils ausfällt, hängt vor allem vom Einkommen, der Kaltmiete und der Zahl der Haushaltsmitglieder ab. Dabei gilt: Je günstiger die Miete, desto geringer das Wohngeld. Andersherum steigen die Zuschüsse mit den Mieten, jedoch nur bis zu Obergrenzen, die sich nach der Haushaltsgröße richten. &bdquo;Bei sehr großen Familien kann es auch möglich sein, dass das Wohngeld genauso hoch ist wie die Miete“, sagt Heistermann. In der Regel decke es aber nur einen Teil der Miete ab. &bdquo;Es ist eben ein Mietzuschuss.“ Erhöhung auch beim Bürgergeld Zu extremen Ergebnissen kann die Wohngeldberechnung führen, wenn es um sehr geringe Haushaltseinkommen geht. In solchen Fällen wird geprüft, ob die Antragsteller besser mit dem Wohngeld oder mit dem Bürgergeld fahren. Das Bürgergeld – bisher Hartz IV – wird vom Jobcenter gezahlt. Im nächsten Jahr steigen die Bezüge ebenfalls. Beispielsweise für Alleinstehende erhöhen sich die Leistungen im Vergleich zu Hartz IV um 53 Euro auf 502 Euro monatliche. Die Wohnungs- und Heizkosten werden zusätzlich übernommen, Strom müssen die Empfänger selbst bezahlen. 17.400 Bedarfsgemeinschaften mit insgesamt rund 34.000 Menschen in Bielefeld empfangen Hartz IV und werden künftig Bürgergeld beziehen. Neue Anträge müssen sie nicht stellen, die Umstellung erfolgt automatisch.

Meistgelesen