Bekannter Bielefelder Architekt plaudert aus dem Nähkästchen

Bielefeld. Lenkwerk, Campus-Westend, East- und Westend-Tower oder Arminia-Haupttribüne: Mit seinen Masterplänen, Entwürfen und großen Wohn- und Geschäftsbauten hat Architekt Frank Stopfel im Stadtbild Akzente gesetzt. Aber auch schon sein Vater und Großvater haben in Bielefeld so einiges auf die Beine gestellt. Seit 100 Jahren gibt es Stopfel-Architekten jetzt. Das wird gefeiert: mit einer After-Work-Party und einer druckfrischen Chronik mit überraschenden Details aus der Familiengeschichte.Das Büro wurde 1922 von Walter Stopfel gegründet. &bdquo;Er kam aus einer Familie von Webern und Schreinern, hat sich hochgearbeitet zum Chefarchitekten und dann selbstständig gemacht“, berichtet der heutige Firmeninhaber Frank Stopfel. Der 58-Jährige hat seinen 1959 verstorbenen Großvater nie kennengelernt. Für die 170-Seiten starke Chronik hat er über drei Jahre lang recherchiert, alte Unterlagen, Zeichnungen und Fotos gesichtet und mit vielen Details aufbereitet. Dabei habe er so einiges über seine Familie gelernt. Und auch darüber, wie er dorthin gekommen sei, wo er heute ist. Tüchtige Baumeister &bdquo;Wenn hier so tüchtige Meister mit Bauten und Umbauten betreut werden, so wird Bielefeld mit der Zeit nicht allein der Einwohnerzahl, sondern auch dem Charakter nach eine Großstadt werden“, ist in einem Zeitungsbericht zu einem Stopfel-Projekt der ersten Stunde in der Innenstadt zu lesen. Eine Kombination aus Bauhaus und Eleganz, klare Formsprache, viel Liebe zum Detail und abgerundete Ecken als Handschrift: Davon zeugten die vielen Entwürfe des Großvaters, so Frank Stopfel. Umbau des stadtbekannten Tanzlokals Trocadero, das heute noch als Kulthaus im Stil der 1950 Jahre erhaltene Berghotel Quellental, Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Firma Katag, Einfamilienhäuser gehoben Stils inklusive Innenausbau oder ein ganzes Trakehnergestüt in Springe, das heute noch existiert: Der Großvater, &bdquo;ein echter Unternehmer“, setzte ganz unterschiedliche Projekte um, auch über Stadtgrenzen hinaus. Großprojekte, Kellerbar Mit dem Eintritt seiner Söhne Herbert, Franks Vater, und Dieter Stopfel im Jahr 1950 wurden Großprojekte, wie der Neubau des Kepa-Kaufhauses – dem heutigen Peek- und Cloppenburg-Standort – an der Bahnhofstraße oder des Katag-Verwaltungsgebäudes mit &bdquo;damals innovativen 80 Tiefgaragen-Parkplätzen“ realisiert. &bdquo;In den 70er und 80er Jahren lagen die Schwerpunkte der Arbeiten zum Großteil im Hotel- und Gaststättenbau, wie der Umbau des Bielefelder Ratshauskellers, Hotel Brand’s Busch oder dem Altstädter Kur- und Saunabad“, berichtet Frank Stopfel. 1954 bauten die Stopfels im Musikerviertel ein großzügiges Wohnhaus, in dem im Erdgeschoss auch das Architekturbüro untergebracht war. &bdquo;Wir Kinder waren dann immer mittendrin, die Bauherren saßen dann oft zur Besprechung bei uns im Wohnzimmer“, erinnert sich Frank Stopfel. Aber es habe sich nicht alles nur um die Arbeit gedreht. Sein Vater, der im Zweiten Weltkrieg an der Ostfront gedient hat und 1986 starb, sei ein talentierter Musiker gewesen, habe nach dem Krieg abends Jazzmusik für die Engländer gemacht. Anbau, Kellerbar und Pool: Das Leben in vollen Zügen zu genießen, sei die Devise gewesen, als das Geschäft gut lief. Umweg zum Erfolg Frank Stopfel selbst interessierte sich in jungen Jahren allerdings mehr für Zweiräder als für Architektur. &bdquo;Schon als 13-Jähriger habe ich mehrmals in der Woche in einem Fahrradgeschäft gearbeitet, und fand das weitaus besser, als für die Schule zu lernen“, berichtet er. Nach der zehnten Klasse ging er ab, dann aber in die Lehre als Bauzeichner bei einem Bekannten des Vaters. Bevor er dann nach seinem Fachabitur in Detmold Architektur studierte, arbeitete Stopfel, selbst begeisterter Motorradfahrer, einige Zeit als Mechaniker in einem Rennsportunternehmen. &bdquo;Mein Vater hat mich nie gedrängt, keinen Druck gemacht“, sagt der 58-Jährige, der selbst drei erwachsene Kinder hat. Die beiden Söhne, Henry (26) und Timm (24) studieren ebenfalls Architektur und arbeiten parallel schon im Büro mit. &bdquo;Schön, dass die Tradition des Berufs auf jeden Fall innerhalb der Familie weitergeführt wird“, sagt Frank Stopfel. Alles andere habe ja noch Zeit – und werde sich finden. Qualität und Effizienz Qualität sei das beste Konzept, Effizienz dabei nicht unerheblich, so sein Fazit zum besonderen Jubiläum. Pragmatisch und funktional zu bauen ist seine Devise. Was gute Architektur ausmacht, hänge auch stark vom Projekt ab. Aber auch mit den Menschen zusammen. Bielefeld habe sich da gut entwickelt. &bdquo;Die Stadt muss zusehen, dass sie die vielen qualifizierten jungen Leute, die hier in den Unternehmen oder an der Universität sind und die die Stadtqualität und Wohlfühlatmosphäre mit verbessern, auch hält.“ Da sei die Politik gefragt. Passend zum Firmenjubiläum hat er ein ganz besonderes Herzensprojekt fertiggestellt. Im Gegensatz zu seinen vielen Großbaustellen ist es winzig: der Neubau einer Geschäftsstelle für den Verein TuS Eintracht auf der Sportanlage Königsbrügge. &bdquo;Hier habe ich als Junge Fußballspielen gelernt“, sagt Stopfel. In Anlehnung an den ehemaligen Ascheplatz ist die Fassade rau verputzt und in ascherotem Farbton gestrichen. Freitag wird gefeiert An diesem Freitag wird das 100-jährige Bestehen erst einmal gebührend gefeiert, als After-Work-Party mit DJ im Bürogebäude an der Schumannstraße, das das Unternehmen selbst entworfen und gebaut hat. Mit 100 Gästen aus der Stadtgesellschaft, mit Bauherren, Handwerkern, den zehn Mitarbeitern und Partnern. &bdquo;Sie alle haben ihren Anteil am Erfolg der Bauprojekte und unseres Büros“, sagt Frank Stopfel.

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