Mit vielen Fotos Dreifache Wohnfläche: Bielefelder Paar hat sein Wohnhaus geschickt aufgestockt

Bielefeld. Wohnraum ist knapp, Grundstücke rar und teuer. Kleine Siedlungshäuser aus den 1950er Jahren, oft noch mit großen Gärten, verschwinden mehr und mehr aus dem Stadtbild, weil die bebaubare Fläche vielerorts maximal für moderne Mehrfamilienhäuser ausgenutzt wird. In einem gewachsenen Wohngebiet in Jöllenbeck hingegen haben Stefanie und Michael Groß das Haus ihrer Großeltern mit Spitzdach mal eben um eine komplette Etage aufgestockt. Statt ehemals 60 Quadratmetern stehen dem Paar jetzt rund 170 zur Verfügung. Dank Holzrahmenbau und vorgefertigten Wandelementen ging zudem alles fix: In der einen Woche wurde das Dachgeschoss abgetragen, in der nächsten die beiden Etagen des maßgefertigten Traumhauses draufgesetzt. Die Wohnung von Stefanie Groß' Eltern im Erdgeschoss blieb erhalten. Höhe der Nachbarschaftsbebauung macht's möglich &bdquo;Genau so, das wär's“, dachte sich das Paar, als es vor einigen Jahren in einem Wohnmagazin über eine Aufstockung eines kleinen Siedlungshauses las. Großzügig und luftig, mit fließend ineinander übergehenden Räumen. Zufällig, so lasen sie am Ende, hatte der Bielefelder Architekt Daniel Sieker das Projekt umgesetzt. Im Holzrahmenbau. &bdquo;Wir hatten schon mit einigen Planern gesprochen, große Gauben und einen Anbau in Betracht gezogen“, berichtet Stefanie Groß, die in dem Haus aufgewachsen ist. Da es keinen Bebauungsplan gab, der die beiden zusätzlichen Geschosse zuließ, argumentierte Sieker mit der Orientierung an der Höhe der Nachbarschaftsbebauung. Der Architekt schaffte es mit seinem Entwurf, trotz Aufstockung unter der bisherigen Firstlinie zu bleiben. Das Bauamt gab grünes Licht und erteilte die Genehmigung. &bdquo;Es kam nur Holzrahmenbau in Frage, denn alles andere hätte viel zu lange gedauert, und meine Eltern sollten ja während der Bauzeit unten wohnen bleiben können“, berichtet Stefanie Groß. Zudem sei eine gemauerte Lösung für die Aufstockung des bereits durch Anbauten zweimal erweiterten Hauses aufgrund der Statik nicht möglich gewesen. Von außen hat das Siedlungshaus aus dem Ursprungsbaujahr 1959 einen modernen Charakter bekommen. Die Fassadenverkleidung aus lichtgrau lasiertem Lärchenholz lehnt sich pfiffig an die Klinkerung des alten, unteren Hausteils an. Zudem wurden die Fensterfluchten aufgegriffen. So wirkt der Anbau nicht aufgesetzt. Eine Wärmepumpe für die unterschiedlichen Heizsysteme geplant Die Holztreppe, über die einst schon die Großeltern in ihre Wohnung gelangten, blieb erhalten. Die dahinterliegende Wohnung hat heute jedoch jetzt einen großzügigen Einfamilienhaus-Charakter. Die weiße Hochglanzküche ohne Griffe, mit freistehender Kochinsel, geht in den großzügigen Wohn- und Essbereich über. Lediglich ein Teil ist mit einer Galerie überdacht. Vom Wohnzimmer mit Kaminofen gelangt man auf eine große Dachterrasse. Hingucker ist eine geschwungene Stahltreppe mit zum Bodenbelag passenden Holzstufen, die auf die Galerie und in die obere Etage mit Bibliothek, Schlaf- und Badezimmer führen. &bdquo;Das ist brasilianisches Bauholz, das sonst für den Stegbau verwendet wird, aus nachhaltigem Anbau“, berichtet Michael Groß. Er habe seinerzeit nach einen günstigen Vollholzboden gesucht und sei bei einem kleinen Händler in Berlin fündig geworden. Die Großzügigkeit des Hauses und vor allem auch die zwei Arbeitszimmer hätten sie im Lockdown noch einmal besonders schätzen gelernt, sagt das berufstätige Paar. Michael Groß beschäftigte sich jetzt gerade intensiv damit, wie sich das Zweifamilienhaus energetisch für die Zukunft rüsten kann. &bdquo;Als wir vor etwa zehn Jahren eingezogen sind, war die alte Ölheizung noch vollkommen in Ordnung“, berichtet Michael Groß. Es habe seinerzeit keinen Grund gegeben, sie auszutauschen. Aktuell prüft er die Umrüstung auf eine Wärmepumpe. &bdquo;Es gibt heute Systeme, die gleichzeitig unterschiedliche Heizsysteme mit verschiedenen Vorlauftemperaturen bedienen können“, berichtet Groß. Oben hätten sie Fußbodenheizung auf beiden Etagen, die Schwiegereltern unten aber nicht. Nicht nur dafür sollen zudem Photovoltaikflächen aufs Dach, &bdquo;so viel, wie geht“. Wollen wir mit den Eltern zusammenwohnen? Wollen wir das, mit den Eltern beziehungsweise Schwiegereltern zusammenwohnen? Das sei seinerzeit auch die ehrliche Frage gewesen. Aber es funktioniere hervorragend, und sei es ein Gewinn für beide Parteien. Den hinteren großen Garten nutzen ihre Eltern kaum. So kann sich Micheal Groß hier austoben. Sein aktuelles Projekt: Ein Gartenhaus mit Outdoor-Küche, Platz für seine Werkstatt und sein besonderes Hobby: Kaffeebohnen selbst rösten. In einem Neubaugebiet hätten sie nie so viel Platz gehabt. Zudem hätten sie mit der Aufstockung einen ganzen Batzen Geld für ein zudem dann deutlich kleineres Grundstück gespart.

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