Bielefeld hat seit 40 Jahren ein Zentrum für Film-Enthusiasten

Bielefeld. Vielen fallen sogleich die Metropolen ein, wenn es um Standorte namhafter Filmproduktionsfirmen oder Ausbildungsstätten für Filmschaffende geht – Berlin, Potsdam Babelsberg, die Folkwang Schule in Essen, München, Köln und Düsseldorf. Dabei blüht in Bielefeld seit vier Jahrzehnten ein hochvitales Zentrum samt Netzwerk, das sich in den Dienst des Filmschaffens und der Medienerziehung gestellt hat. Das Bielefelder Filmhaus an der August-Bebel-Straße fiel mit seiner Gründung durch eine bunte Truppe Filmbegeisterter im Jahr 1982, viele aus dem Umfeld der Fachhochschule, in eine Epoche zahlreicher Neugründungen. »Wir bringen Filmfans in den Austausch miteinander« Außer dem Filmzentrum mit eigenem Kinosaal, das sich in einer ehemaligen Druckerei ansiedeln konnte, schossen zu jener Zeit etliche freie Theater und Musikinitiativen aus dem Boden. Die Idee, die Filmmetropolen durch fünf Filmwerkstätten in abseits gelegenen Regionen zu ergänzen, fiel im Land NRW auf fruchtbaren Boden. Nicht alle kreativen Neugründungen haben bis heute überlebt. Das Filmhaus in Trägerschaft eines 250 Mitglieder starken Vereins ist ungebrochen vital. Und natürlich befindet es sich zudem in der Stadt der Kinopioniere Murnau und Massolle. Heute in einem Kino- und Filmumfeld des technischen und ästhetischen Wandels. &bdquo;Wir greifen neue Strömungen auf, sind technisch up to date. Zugleich sind wir ein Netzwerk, das Filmschaffende in den Austausch bringt, ihnen hilft, ihre Ideen umzusetzen und sie fachlich berät“, schildert Jörg Erber, geschäftsführender Vorstand. Hommage an den Stummfilm - mit Musik Erber stellt gemeinsam mit Juliane Bartelheimer die einzigen hauptamtlichen Kräfte. Die anderen rund 30 Aktiven sind Honorarkräfte und Ehrenamtliche. Sie stemmen gemeinsam das umfassende Portfolio des Vereins – von der künstlerischen und Technik-Beratung, Verleih von Equipment bis zur Medienpädagogik mit Kursen und Workshops in Schulen, Jugendzentren und in der freien Szene. Hinzu kommen die Organisation von Filmpreisen und -wettbewerben wie das &bdquo;Bilderbeben“ und die Kinder- und Jugendfilmpreise, die alljährlich im September im Lichtwerkkino für oftmals erstaunlich reife Kurzfilme an den Nachwuchs verliehen werden. Filmische Thementage, die etwa dem Avantgardekino gewidmet sind, dem Kino anderer Länder oder auch das berühmte Film- und Musikfest als Hommage an den Stummfilm komplettieren den vielfältigen selbstgesetzten Auftrag des Filmhauses. Zunächst wurde auch ein regelmäßiges Arthouse-Kinoprogramm im ersten Lichtwerkkino betrieben, damals noch direkt im Filmhaus ansässig. 2007 wurde es vom heutigen &bdquo;Lichtwerkkino“ im Ravensberger Park abgelöst, an dem der Filmhaus-Verein zu einem Drittel beteiligt ist. Das alte Kino mit seinem besonderen Charme und 66 Plätzen dient aber noch immer als freitägliches Offkino und für Filmvorführungen aller Art. Medienkompetenz fördern mit "stärkendem Ansatz" Dabei, erinnert sich Jörg Erber, habe alles ganz bescheiden angefangen – mit einer Handvoll Film-Enthusiasten, die sich zunächst mangels geeigneter Räume in diversen Bielefelder Kneipen trafen. Bald nach der Vereinsgründung in der Gaststätte Kochsiek an der Arndtstraße ergab sich die Chance, sich die Immobilie an der August-Bebel-Straße mit den Kreativen von Artists Unlimited zu teilen. &bdquo;Von Anfang an stand die Stadt Bielefeld hinter uns, erkannte unser Potenzial“, lobt Erber. Das sei bis heute so geblieben: Die Stadt fördert das Haus, zugleich generiert der Verein Einnahmen durch Vermietungen und Workshops. Und, so die Kulturmanagerin Julian Bartelheimer: &bdquo;Wir eröffnen gerade jungen Leuten die Möglichkeit, sich auszuprobieren. Sie lernen, dass eine Produktion nicht nur aus Regie und Kameraführung besteht, sondern Ton, Licht, Sounddesign und Postproduktion hinzukommen.“ Hinzu komme in Zeiten medialer Dauerberieselung, die Medienkompetenz von Kindern mit &bdquo;einem stärkenden Ansatz“ zu fördern, so Bartelheimer. So sind die Macher des Filmhauses weiter vielfach gefragt, auch beim Bespielen des Grünen Würfels am Kesselbrink mit niedrigschwelligen Angeboten. Das runde Bestehen wurde bereits ausgiebig gefeiert, erst am 2. September mit einer großen Filmhausparty im Forum. Da finden sich auch so manche Ehemalige ein, die richtig Karriere gemacht haben in der Welt des Films. Mehr Infos, auch für Schulen, sowie Hinweise auf das neue Jugendprojekt B:Movie auf der Homepage des Filmhaus Bielefeld.

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