Diese drei liebenswerten Roboter helfen bald kranken Kindern in Bielefeld

Bielefeld. Aus großen Augen schauen sie uns an. Großer Kopf, rundliches Gesicht, Mini-Nase. Niedlich. Das Kindchenschema ist erfüllt. Das ist wichtig, denn Nao, Pepper und Flobi brauchen Vertrauen. Nur dann können die humanoiden Roboter helfen. Das Trio ist Teil einer Kooperation von Medizinischer Fakultät und EvKB als Uni-Klinik. Zügig sollen die Roboter den Sprung aus der Uni in den Klinik-Alltag schaffen. Nao in Kürze, die beiden anderen 2023 und vielleicht 2024. Ihr Können ist unterschiedlich: Während Pepper ein interaktiver Geschichtenerzähler ist, versucht Nao Menschen zu bewegen. Er ist der Physiotherapeut und Sportler unter den dreien. Flobi hingegen soll Kindern und Jugendlichen mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten helfen, länger konzentriert zu bleiben. Das aber nicht als Roboter, sondern als Avatar, also digitalem Abbild auf dem Monitor. Es gibt ihn aber auch real. Er ist der kleinste aus dem Trio (30 cm), gefolgt von Nao (60 cm) und Pepper mit seinen 120 Zentimetern Körpergröße. Geschichtenerzähler Pepper Roboter in der Klinik? Ist da Fluch oder Segen im Anflug? Die Reaktionen im EvKB reichten laut Uni von reserviert bis neugierig. Vorteile werden gesehen. Nao soll Vorturner und Physio-Anleiter sein. Folge: Personal, zurzeit sowieso knapp, wie EvKB-Sprecher Manuel Bünemann betont, könnte anders eingesetzt werden. Ähnliches gilt für Geschichtenerzähler Pepper. Abends, wenn es in der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) ins Bett geht, ist nicht überall Zeit für eine Geschichte, für Nähe, für Kommunikation. Pepper könnte hier helfen. Er hat Geschichten drauf, die von den kleinen Patienten sogar beeinflusst werden können. Wird das echte Personal wegen einer Krise gerade in einem anderen Zimmer gebraucht, könnte Pepper helfen, Kinder entspannt zum Einschlafen zu bringen. "Kinder reagieren gut auf Pepper" Ira-Katharina Petras, die an der Uni und am EvKB arbeitet, ist quasi das Bindeglied der Kooperation, sie sagt: "Wenn Pepper eine Geschichte erzählt, können Kinder Abstand zur Krise bekommen." Erste Tests hätten gezeigt, dass Kinder "gut auf Pepper reagieren". Es sei "superniedlich", wie sie mit dem Roboter umgingen. Birte Richter von der Uni bestätigt: "Das ist total süß, die haben Pepper sogar an die Hand genommen und gesagt 'Lies mir was vor'." Akzeptiert wird, dass Pepper eher wie ein Roboter spricht, komplett danebengegangen ist der Versuch, ihn menschlich artikulieren zu lassen. Petras: "Das klang beknackt, dann besser Roboter-Betonung." Natürlich öffnet Menschelndes Türen und Herzen, es darf aber durchaus klar sein, was Technik ist und was nicht. Roboter Nao bewegt Auch Nao dürfte als süß durchgehen, mit seinen hinterleuchteten Augen und der guten Motorik wirkt der kleine Roboter so, als ob ihn Kinder gerne mal drücken würden. Doch sein Job ist die Bewegung. Andre Berwinkel entwickelte für ihn ein Sportprogramm: Sit-ups und andere Übungen sind seine Domäne. In der KJP soll er das Bewegungsprogramm deutlich ausdehnen helfen. Aus einmal die Woche Sport soll dreimal werden. Ziel sei, so Petras, "dass jedes Kind alleine mit Nao klarkommt". Gruppen seien für Roboter zu komplex, "das ist technisch zu anspruchsvoll". Über eine Smartwatch erhalte Nao Daten - und sage dann auch schon einmal "Komm, mach mit" oder "Mach mal Pause", wenn der Puls zu hoch ist. Projektleiterin Anna-Lisa Vollmer: "Noch bekommt jedes Kind das gleiche Angebot, unser Ziel ist aber, es individuell anzubieten." Zum Jahresende soll Nao in Bethel in die KJP einziehen. Später einmal könnte Nao auch die Kinderchirurgie erobern, so Vollmer. Zum Beispiel motivierend à la "komm, steh auf". Denn Bewegung ist oft die beste Therapie. "Müssen die Mitarbeiter mitnehmen" Ersetzen also Roboter bald Menschen? Ja, und nein. Erste Kontakte zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hätten die Bandbreite der Perspektiven gut gespiegelt, findet Vollmer. "Die Sorge vor fehlender sozialer Nähe ist da." Richter: "Wir machen aber deutlich, dass das Ziel nicht ist, jemanden zu ersetzen, sondern zusätzliche Angebote schaffen zu können." Auch entlasten zu können. Sie stellt klar: "Das Zwischenmenschliche ist so komplex, dass aus unserer Sicht Menschen nicht zu ersetzen sind." Horden von Robotern statt Menschen, das sei nicht realistisch. Richter: "Wir müssen die Mitarbeiter mitnehmen - wenn sie die Roboter nicht wollen, läuft es nicht." Zum Stichwort "menschliche Nähe" merkt Petras allerdings auch kritisch an: "Wenn ich das höre und es um eine Stunde Bewegung mit dem Roboter in der Woche geht, dann frage ich mich, warum fünf Stunden täglich am Smartphone okay sind." Unter dem Strich sei die Resonanz der Mitarbeiter bisher eher positiv, sie würden erkennen, wo Nao eine Hilfe sein könne. Helfen soll auch Flobi. Aber als App. Jugendliche mit Aufmerksamkeitsschwierigkeiten hätten ihn auf dem Computer installiert - und er würde per Gesichtserkennung feststellen, wie konzentriert der Jugendliche arbeite. Und ihn ermahnen - oder loben. Hinter dem Trio liegt jahrelange Forscherarbeit. Neu sind die Körper der Roboter übrigens nicht: Pepper (fast 18.000 Euro) und Nao (fast 9.000 Euro) sind Franzosen, in Bielefeld werden Inhalte programmiert, erarbeitet, getestet. Flobi ist eine Eigenentwicklung. Sie alle dürften bald in Bethel arbeiten - in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und auch im Kinderzentrum als Leuchtturm-Klinik.

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