Feuerwehreinsatz: Potenziell tödliches Gift in Keller gemessen

Bielefeld-Brackwede. Als die Brandermittler der Kripo am Donnerstagmittag, 25. August, die Brandursache zu dem Kellerbrand an der Treppenstraße in Brackwede erforschen wollen, schlagen plötzlich ihre Messgeräte Alarm. In der Atemluft ließ sich plötzlich das potenziell tödliche Gift Blausäure nachweisen. Für die Polizeibeamten galt damit höchste Vorsicht. Sie baten die Feuerwehr um Amtshilfe, weil ohne die technische Hilfe einer Gefahrgut-Einheit ein Betreten des Brandortes nicht möglich wurde. Kurz gesagt: Sie benötigen Chemikalienschutzanzüge der höchsten Schutzstufe. Schutzanzüge und Dekontaminationsdusche Deshalb eilte die Feuerwehr mit ihrem ABC-Zug nach Brackwede. Zusammen mit dafür geschulten Polizeibeamten gingen die Einsatzkräfte in diesen Schutzanzügen in den Keller, in dem am Mittwoch die Flammen gewütet haben. Wie Feuerwehr-Einsatzleiter Gerald Schönwälder kurz darauf bestätigt, könne mit Hilfe dieser Anzüge die Inaugenscheinnahme der Brandstelle stattfinden, ohne dass eine Gefahr für die Einsatzkräfte besteht. Die Anzüge sind gas-dicht, so dass auch Giftstoffe in der Atemluft unproblematisch sind. Vor dem Brandort hat die Feuerwehr zudem eine Dekontaminationseinheit aufgebaut. Dazu gehört eine Dusche, in der später die Einsatzkräfte abgeduscht und von allen Ablagerungen befreit werden, die möglicherweise am Anzug haften geblieben sind. Der ABC-Zug der Feuerwehr Bielefeld besteht aus zahlreichen Kräften der Freiwilligen Feuerwehren aus dem ganzen Stadtgebiet. Deshalb kommt es bei Gefahrstoffeinätzen oft zu einem besonders großen Aufkommen an Feuerwehrfahrzeugen. Das hat meist nichts mit der Größe des Einsatzes und der Gefährlichkeit der Situation zu tun, sondern eher mit den vielen Fachleuten der jeweiligen Löschabteilungen, die aus den verschiedensten Ecken mit ihren Feuerwehrfahrzeugen anrücken. "Millionenschaden" - Archivar Frank Becker kann es noch nicht fassen Grundsätzlich betreten die Brandermittler der Kripo Brandorte nur mit sensiblen Messgeräten, weil vor dem Betreten nie zu sagen ist, welche Stoffe sich nach dem Feuer noch in den Räumen befinden. Einsatzleiter Schönfelder geht davon aus, dass sich die Blausäure beim Verbrennen der Zelluloid-Filme gebildet hat. Wie berichtet, befanden sich in dem Keller Zehntausende zum Teil einzigartige, historische Filmrollen des Film-Archivars Frank Becker. Insbesondere bei der Verbrennung der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts üblichen Zelluloid-Filme können giftige Gase wie Kohlenmonoxid, nitrose Gase, Wasserstoff, Stickstoff, Methan und eben auch etwas Blausäure entstehen. Frank Becker sollte ursprünglich sein Filmlager mit der Kripo zusammen betreten, um nachsehen zu können, ob und was von seinem Filmarchiv noch zu retten ist. An Tag eins nach dem verheerenden Brand sagt er, dass es ihm sehr schlecht gehe: &bdquo;Gestern war die Katastrophe bei mir noch nicht so wirklich angekommen.“ Und wenn er denn jetzigen Einsatz der Feuerwehr sehe, werde ihm noch mal mehr ganz anders. Filmarchiv ist nicht versichert Zumal sein Filmarchiv nicht versichert war. Becker erklärte, dass sich seine Stiftung, die das Medienarchiv Bielefeld mit mehr als 100.000 Filmen und Filmdokumenten unterhält, monatliche Versicherungsprämien von 3.500 Euro nicht leisten könne. Sollte wirklich alles verloren sein, was in diesem Archiv an unwiederbringlichen Filmen und Plakaten gelagert war, geht Becker von einem Millionenschaden aus. Wobei nicht nur der materielle, sondern auch der ideelle Wert berücksichtigt werden müsse. An der Treppenstraße hatte der Cineast überwiegend das filmische Gedächtnis der Stadt Bielefeld eingelagert. Auch wenn nicht der schlimmste Fall eintrete, geht Becker von einem Schaden von bis zu 750.000 Euro aus. Bundesweites Medienecho auf die Katastrophe Der Brand in Deutschlands größter privaten Film- und Tonsammlung hat mittlerweile bundesweites Medienecho hervorgerufen. Frank Becker wurde bereits von mehreren Fernsehsendern und Zeitungshäusern kontaktiert, die sich am Donnerstag in Brackwede einstellen wollen. Der ungewöhnliche Blausäure-Einsatz im Keller zweier Wohn- und Geschäftshäuser an der Treppenstraße dauerte vom Mittag bis etwa 15 Uhr an. Die Kripobeamten konnten die Schäden an der Brandstelle dokumentieren und müssen die dabei gemachten Fotos nun auswerten. Zu einem abschließenden Ergebnis kam die Kripo bis zum Nachmittag nicht. Trotzdem hörte man vor Ort - wie schon am Vortag - erneut, dass offenbar ein Schaltkasten am Eingang des Keller zentrale Bedeutung für die Brandermittler habe.

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