Wie marode ist die Kirche St. Liborius wirklich?

Bielefeld. Obwohl es tagelang nicht geregnet hat und alle Böden rund um die Kirche St. Liborius trocken sind, plätschert das Wasser im Keller vor sich hin. Nach ein paar Minuten begleitet sonores Brummen den steten Takt der Tropfen - dann setzt die Pumpe ein und senkt den Wasserspiegel in dem quadratischen Schacht. An den Wänden verläuft auf der Höhe von über einem Meter eine dunkle dünne Linie. Sie erinnere an ein heftiges Hochwasser, dass einst die komplette Heizungsanlage der Kirche schwer beschädigte, als das Wasser den Motor für das Gebläse ruinierte, erzählt Pfarrer Norbert Nacke. Denn wenn es einmal richtig schüttet in der Stadt, dann drückt das Grundwasser sofort nach oben. Seit drei Jahren trägt der Pfarrer Norbert Nacke den Titel Dechant und steht damit der katholischen Kirche in Bielefeld-Lippe vor. Die St. Liborius Gemeinde in der Meindersstraße verlor bereits vor ein paar Jahren ihre Autonomie und ging ein in den Pastoralvebund Bielefeld-Mitte. Dessen Zentrum befindet sich am Klosterplatz, ebenfalls Amtssitz des Dechanten. In dieser Funktion kümmert er sich auch um St. Liborius. Nässe und alte Elektrik in den Wänden Seit Monaten ist es sehr ruhig geworden um die Kirche im Westen von Bielefeld, auf deren Gelände schon vor zwei Jahren so vieles passieren sollte. Die neuen Pächter von der Polnisch-Katholischen-Mission wollten längst renovieren, im ersten Schritt den schadhaften und zum Schweigen verurteilten Glockenturm abtragen und einen mehr als doppelt so großen Parkplatz bauen, besonders für die vielen auswärtigen Gemeindemitglieder. Gegen diese dem Bauamt seit einem Jahr vorliegenden Anträge mobilisierte die Bürgerinitiative "Lebenswerter Westen", doch erst die nachträgliche Forderung eines Lärmschutzgutachtens seitens der Stadt brachte das Projekt zum Stillstand. Denn auch nach einem Jahr warten weiterhin alle Akteure auf die wegweisende Expertise aus dem Hause der Dekra. Doch die Sachverständigen lassen sich Zeit. Die arbeitet für die Feuchtigkeit in den Wänden der Betonkonstruktion aus den 50er-Jahren, von denen an vielen Stellen der Putz platzt. Auch die vierzehn Kreuzweg-Druckgrafiken der Künstlerin Ingrid Moll-Horstmann sind stark pigmentiert mit Stockflecken. Neben der Nässe sei da auch noch die völlig veraltete Elektrik ein Problem, da sie längst hätte ausgetauscht werden müssen. Das sei bei der letzten Renovierung 2002 offenbar nicht passiert, sagt Nacke. Haus Laurentius auf Boden von St. Liborius Da die ursprüngliche Gemeinde von St. Liborius kontinuierlich geschrumpft sei, habe es auch schon vor dem Pachtvertrag mit der Polnisch-Katholischen-Mission verschiedene Überlegungen gegeben, wie sich das Gelände weiter unter dem Dach der Kirche nutzen ließe: zum Beispiel als Standort für ein Seniorenheim. "Als absehbar war, dass das Haus Laurentius in Gellershagen neu gebaut werden muss, hatten wir das Angebot gemacht, das Haus auf der Fläche von St. Liborius zu errichten", erzählt Nacke. So eine Idee wird schon seit Jahren im Quartier diskutiert, weil genau das fehlt: Eine Bleibe für Senioren in direkter Nachbarschaft. Laut Nacke habe der Kirchenvorstand der Christköniggemeinde den Vorschlag damals mehrheitlich abgelehnt wegen der zu großen Distanz. Die hätte knapp zwei Kilometer betragen - und wird sich ab Herbst auf fast zwanzig verzehnfachen, wenn die Senioren während der Bauzeit auf dem bestehenden Gelände in das einstige Quality-Hotel in Sennestadt ausquartiert werden.

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