Jahnplatz-Umfrage: So gefällt den Bielefeldern ihr neuer Platz

Bielefeld. Ist er nun Top oder Flop oder irgendwas dazwischen? Der Jahnplatz-Umbau ist über Jahre permanentes Gesprächsthema in Bielefeld gewesen und bleibt es wohl noch. Meistens gab’s das Urteil aus der Entfernung. Vieles war zu kritisieren. Jetzt steht die Eröffnung bevor. Aber wie kommt das Ergebnis bei denen an, die hier tatsächlich unterwegs sind oder täglich hier arbeiten? Die NW hat sich auf dem Jahnplatz umgehört und manche Antwort überrascht. In einem Punkt sind sich aber alle, die uns unterwegs begegnet sind, einig. "Wo sind die Kaffee-Wellness-Inseln?" Mit dem Fahrrad kommt Brigitte Säker auf den Jahnplatz geradelt. Dann beginnt für die Ärztin als erstes die Suche nach einem Fahrradständer. &bdquo;Die Ständer vor Thalia fehlen“, sagt die 47-Jährige. Wie ihr geht es auch Heinrich Dewenter (69), der ebenfalls einen sicheren Ort für sein E-Bike finden muss, bevor es zum Einkaufen geht: &bdquo;Es gibt viel zu wenig vernünftige Abstellmöglichkeiten.“ Trotzdem solle man bei all den Mäkeleien, die die Jahnplatz-Sanierung begleiteten, dem Platz jetzt erst einmal eine Chance geben, findet der Rentner. Auch wenn dieser &bdquo;ein mieser Kompromiss“ sei. Autofrei wäre Dewenter der Jahnplatz lieber gewesen. &bdquo;Ich hätte den Individualverkehr komplett rausgelassen“, sagt auch Thomas Michaelis (60), der mit Tochter Maya die Stadtbahn-Rolltreppe hochgefahren ist und nun zum ersten Mal auf dem (fast) fertigen Jahnplatz steht. Der habe sich auf den ersten Blick nicht signifikant verändert, findet der Lehrer. &bdquo;Ein altes Zimmer neu tapeziert. Die Dächer der Bushaltestellen fallen ins Auge. Eine hohe Aufenthaltsqualität hat der Platz aber noch immer nicht. Wo sind die Kaffee-Wellness-Inseln, von denen mal die Rede war?“ Dean&David hat ein Problem Für Ismail Akay ist deren Fehlen ein echtes Problem. Etwa halbiert habe sich der Stuhlplatz vor seiner Tür, sagt der Betriebsleiter des Dean&David am Jahnplatz. Weil hier jetzt zusätzlich zum Fußgängerweg auch ein breiter Radweg verläuft, passen nur noch gut 20 Sitzplätze hin. &bdquo;Wir dürfen nicht über den Taststreifen für Menschen mit Sehbehinderung drüber“, erklärt der 43-Jährige. Sonnenschirme spendeten sonst an den Tischen Schatten. Für sie ist kein Platz mehr. Draußenplätze hat das Restaurant dafür nach hinten raus an der Ritterstraße bekommen. &bdquo;Aber diese Möglichkeit galt nur für die Umbauphase. Wir kämpfen jetzt darum, dass das eine Dauerlösung wird.“ Trotzdem habe sich der Jahnplatz auch entscheidend zum Guten gewandelt, findet der Gastronom. &bdquo;Der ganze Platz ist viel heller geworden und die neuen Dächer sind nicht schlecht.“ So sieht es auch Jürgen Beckmann vom Traditionsgeschäft Riemeier, der die hohen Haltestellendächer direkt vor der Tür hat. Auch freundlicher, geräumiger wirke der Jahnplatz heute. "Brenzlige Situation" &bdquo;Aber das Pflaster vor unserer Tür ist in einem Jahr jetzt schon zweimal gereinigt worden, weil es so schnell verschmutzt, und wird es vor der Eröffnung nun ein drittes Mal“, erzählt Beckmann. Ob da denn niemand vorher mal einen Test gemacht habe. Gespannt ist er auf die leuchtenden &bdquo;Nachtsonnen“, die im Herbst kommen sollen – und hofft auf Nachbesserungen: &bdquo;Mehr Sitzmöbel wären gut, auch an den Haltestellen.“ &bdquo;Mit Lehne“, das ist Ärztin Säker wichtig. Sie weist rüber zu den wenigen Bänken vor dem Starbucks, die immer besetzt seien. Das neue Bushäuschen mit Sitzplätzen vor Thalia sei schon einmal gut und gut fürs Geschäft, findet man unterdessen bei Dean&David. &bdquo;Aber wenn die Leute aussteigen, kommt es immer zu brenzligen Situation zwischen Fußgängern und Radfahrern, die hier ganz schön langbrettern“, beobachtet Betriebsleiter Akay von seiner Kasse aus. Auch Schülerin Maya Michaelis (16), die öfter per Bus zum Jahnplatz kommt, sagt, an den Haltestellen sei es mit den Radfahrern schwierig. Das erlebt man auch bei Riemeier: &bdquo;Einige fahren mit dem Rad lieber weiter bei uns vor der Tür vorbei“, sagt der Chef. "Was passiert hier, wenn nicht Weihnachtsmarkt ist?" Einfacher geworden ist es für Margret Freke aus Werther auf dem Jahnplatz. Die 78-Jährige ist auf einen Rollstuhl angewiesen und sagt, &bdquo;man wird jetzt weniger durchgeschüttelt“. Die Platz-Überquerung an der zentralen Ampel klappt gut, Tochter Nicole Freke (46) schiebt. &bdquo;Das ist schön eben, schon besser als vorher.“. Die frischgebackenen Eltern Celina Epp (21) und Pascal Schlömer (22) sind aus Espelkamp zum Einkaufen gekommen und mit dem Kinderwagen unterwegs. &bdquo;Man kommt damit hier gut klar“, sagt Epp. &bdquo;Und es ist relativ sauber, keine Glasscherben.“ Das größte Jahnplatz-Minus für alle ist Grün. Dass das fehle, hört Beckmann auch immer wieder von seinen Kunden. Die einhellige Hoffnung: dass es dabei nicht bleiben wird. Grün und Leben müssten auf den Platz, sagt Ärztin Säker. Hochbeete, Eisbuden oder Spielgeräte für Kinder. &bdquo;Es gibt jetzt so viel freie Fläche, aber was passiert hier, wenn nicht Weihnachtsmarkt ist?“

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