Älteste Disco der Stadt: Das "Sam's" in Bielefeld muss schließen

Bielefeld. Das "Sam's" am Rande der Altstadt ist Kult, und Bielefelds älteste Diskothek. Vor 45 Jahren eröffnete der kleine Klub an der Mauerstraße als Alternative zu den damals neuen Großraumdiskos. Hier machten schon die Eltern der Generation, die heute hier ihre Vorabipartys feiert, die Nacht zum Tag. Während andere teils legendäre Bielefelder Diskotheken wie &bdquo;Circus“, später &bdquo;Zazoo“ oder auch das &bdquo;PC 69“ irgendwann geschlossen wurden, hielt der kleine Klub bis heute durch - und trotzte auch Corona. Zum Jahresende ist aber jetzt auch im "Sam's" Schluss, bestätigt Inhaber Serkan Besiroglu. Sein Pachtvertrag wurde gekündigt. "Hier sollen Wohnungen entstehen", berichtet er. Die Immobilie an der Mauerstraße wurde zusammen mit weiteren angrenzenden Objekten, die vom Oberntorwall erschlossen sind, an einen neuen Eigentümer verkauft. Immobilienmakler Karsten Jorewitz bestätigt, dass sich zukünftig rund ums "Sam's" einiges verändern werde. Mehr könne und wolle der neue Eigentümer aber derzeit noch nicht sagen. "Das ist alles noch in der Planung und wird sich auch noch eine Weile hinziehen", sagt Jorewitz. "Wir hoffen, dass wir irgendwo eine Alternative finden, am liebsten in der Altstadt" Besiroglu, der Veranstaltungskaufmann gelernt, schon seine Ausbildung zum Teil im "Sam's" gemacht, dort als Kellner, später als Betriebsleiter gearbeitet hat und seit 2010 Inhaber ist, bedauert zwar, dass es für das "Sam's" an der Mauerstraße nicht mehr weitergeht. Es sei gerade wieder super angelaufen. Am Freitag und Samstag werde im über die Stadtgrenzen hinaus bekannten After-Hour-Klub auf zwei Etagen oft bis 10 Uhr morgens zu Techno, House und Hip Hop gefeiert. Aber er habe Verständnis, denn Wohnraum werde benötigt und sei gerade auch in der Innenstadt sehr gefragt. Das Grundstück habe deutlich mehr Potenzial, als aktuell mit dem im Vergleich zur Nachbarbebauung kleinen Objekt ausgeschöpft werde. "Wir hoffen, dass wir irgendwo eine Alternative finden, am liebsten in der Altstadt", sagt der 40-Jährige, der auch als selbstständiger Fahrlehrer arbeitet. Mit dem "Sam's" solle es auf jeden Fall irgendwo weitergehen. Dank seines zweiten beruflichen Standbeins habe der Kult-Klub auch finanziell nicht so einfache Zeiten, wie unter den Coronaeinschränkungen, überstehen können. Er hänge am "Sam's", auch seine Mutter habe dort schon gearbeitet. "Wenn die anderen schließen, geht's bei uns los" Vor zehn Jahren hat Besiroglu, der selbst als DJ auflegt und als Veranstalter auch außerhalb von OWL mit "Sam's" als Kult-Marke vertreten ist, einen fünfstelligen Betrag in die Renovierung investiert. "Viele der Besucher sind selbst Gastronomen, die nach getaner Arbeit feiern möchten", berichtet Besiroglu, dessen Markenzeichen der Hut ist. "Wenn die anderen schließen, geht's bei uns los." Als coronabedingt öffentliche Klubs schließen mussten, sei das "Sam's" gern für private Feiern mit begrenzter Teilnehmerzahl gebucht worden. Neben dem Hauptraum im Erdgeschoss mit 30 Quadratmeter großer Tanzfläche und großer Theke gibt es im Spitzboden eine zweite kleine Tanzfläche, inklusive Theke und Couchgarnitur. Der Bereich werde häufig für Junggesellenabschiede oder Geburtstagsfeiern gebucht. Dem früheren Eigentümer gehörte nicht nur die "Sam's"-Immobilie an der Mauerstraße 44, sondern dort auch das mehrstöckige Objekt, Hausnummer 50, sowie die angrenzenden Grundstücke Richtung Elsa-Brandström-Straße, Oberntorwall 11, 12 und 12a. "Er ist mit seiner Familie ins Ausland gezogen, hat alles hier verkauft", berichtet Besiroglu. Während das angrenzte Haus des Bestattungsunternehmens Schormann, Oberntorwall 12b, gerade komplett saniert wird, sieht es nebenan auf dem lückenhaft bebauten Grundstück in gefragter Innenstadtlage seit Monaten eher nach Müllhalde aus.

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