Update: Tätervideo aufgetaucht Amok-Zeuge: "Er hat sofort auf die Schüler geschossen"

Bielefeld. Es ist 12 Uhr, als im Berufskolleg Senne plötzlich Schüsse fallen. In Panik rennen Schüler und Lehrer davon. Kurz darauf gibt die Schulleitung per Lautsprecherdurchsage durch: &bdquo;Dies ist eine Amoklage. Schließt alle Türen.“ Über Stunden stecken darauf Schüler am Freitag, 24. Juni, in ihren Klassen fest, bis sie endlich von schwer bewaffneten Polizeibeamten aufgefordert werden, die Hände zu heben, um zu zeigen, dass sie unbewaffnet sind. Zu diesem Zeitpunkt ist der mutmaßliche Täter längst festgenommen. Doch die SEK-Beamten müssen ausschließen, dass sich mögliche Mittäter in den Klassenräumen verstecken. Die Schüler werden durchgezählt und dann mit ihren Lehrern wieder allein gelassen. Die mit Maschinenpistolen bewaffneten Beamten ziehen von Raum zu Raum. Update, 21.45 Uhr: Wie die Polizei spät abends mitteilt, hatte der 20-Jährige seine Tat kurz vor der Tat per Video im Internet angekündigt. Was er in dem Video mitteilt, will die Polizei nicht berichten. Auch wird seine Bewaffnung korrigiert: Neben den zwei Schreckschusswaffen hat er nicht nur einen Dolch, sondern auch ein Messer dabei sowie einige einsatzbereite Molotow-Cocktails. Es dauert keine 15 Minuten, dann ist der Tatverdächtige gefasst Wie die Polizei später mitteilt, hat sich im Schulgebäude tatsächlich ein 20-jähriger Mann schwer bewaffnet und mehrere Schüsse abgegeben. Zuletzt steht er auf dem Dach der Schulmensa und schießt auch von dort. Es dauert keine 15 Minuten, dann haben Elitepolizisten des SEK den mutmaßlichen Amoktäter ausgemacht und kurz darauf festgenommen. Trotzdem: Der Schock sitzt tief. Was den 20-jährigen Bielefelder motiviert hat, ist auch am Freitagabend noch völlig unklar. Kurz vor 12 Uhr soll er einen Lehrer im Berufskolleg Senne nach den Toiletten gefragt haben. Er kannte sich offenbar nicht aus. Update, 21.45 Uhr:Tatsächlich bestätigt die Polizei spät abends: "Der festgenommene Mann ist weder Schüler am Berufskolleg gewesen, noch ist er dort aktuell angemeldet." In der Schülertoilette im 2. Obergeschoss muss er sich dann auf die Tat vorbereitet und seine Pistolen mit Schreckschussmunition geladen haben. 40 bis 50 Patronen fand das SEK später. &bdquo;In diesem Moment habe ich mit meinem Leben abgeschlossen“ Dann kommt plötzlich ein Schüler durch die Tür. &bdquo;Er hat sogar noch versucht, auf ihn einzureden“, berichtet ein Zeuge. &bdquo;Doch der hat einfach auf diesen Schüler geschossen“, sagt der Zeuge. Zum Glück bleibt er unverletzt und kann sich in Sicherheit bringen. Die ersten Ohrenzeugen denken an nichts Schlimmes: Ein Streich mit einem Böller oder eine Verpuffung im nahe gelegenen Labor? Doch dann tritt der Täter mit einer Pistole in der Hand in den Flur und eröffnet das Feuer. Er will offensichtlich nach unten zu den Klassenräumen, doch mehrere Schüler sehen ihn schon dort durch die offene Tür. &bdquo;Er hat sofort auf sie geschossen – mehrmals“, sagt ein Berufsschüler. &bdquo;In diesem Moment habe ich mit meinem Leben abgeschlossen.“ Er versucht noch, in das Klassenzimmer zu kommen Dass der Täter Gasmunition benutzt, ist den Schülern nicht klar. Sie schmeißen die Tür zu und halten sie von innen zu, verbarrikadieren die Tür mit Stühlen und Tischen. Dann legen sie sich auf den Boden. &bdquo;Er hat noch versucht reinzukommen.“ Vergeblich. Er dreht ab und geht die Treppe hinunter, nach bisher unbestätigten Informationen feuert er mehrfach auf die Tür des Lehrerzimmers. Dort soll er auch auf einen Lehrer geschossen haben. Auch der bleibt zum Glück unverletzt. Der Täter mit der Pistole hört laute Musik In diesem Moment will ein 17-Jähriger gerade das Schulgebäude betreten (&bdquo;Ich wollte was für einen Freund im Sekretariat klären“), als der Täter auf den Schulhof tritt. Er putscht sich offenbar mit lauten Beats auf: &bdquo;Er hat laute Musik gehört, hat nichts gesagt und dann hat er vier bis fünf Schüsse abgegeben. Auf den Boden.“ Wieder Panik. Wieder können sich alle in Sicherheit bringen. Vom Eingang des Berufskollegs ist es nicht weit zur Mensa. Dem Täter gelingt es, über einen Schuppen und ein Vordach auf das Flachdach des Gebäudes zu klettern. Dort soll er weitere Schüsse abgegeben haben. Doch dann ist für ihn Endstation. Den Dolch und den Molotow-Cocktail, die er mit ins Gebäude gebracht hatte, setzt er nicht ein, sagt Polizeisprecher Michael Kötter. Schüler stört den Amoktäter auf der Schultoilette Ob der 20-Jährige ein Schüler des Berufskollegs war oder ist, konnte die Polizei bis zum Abend noch nicht sagen. Auch über das Motiv des jungen Mannes war nichts zu erfahren. Nach Angaben von Polizeisprecherin Sarah Siedschlag war es die erste Amoktat an einer Bielefelder Schule, bei der ein Täter tatsächlich Waffen einsetzte. Bis dahin hatte es zwar immer wieder Amokdrohungen gegeben, die sich aber als haltlos herausstellten. &bdquo;Kurz darauf kommen mehrere zivile Polizeifahrzeuge hier an“, sagt ein Mann vor der Schule. &bdquo;Die Beamten stürmten mit Schutzwesten auf das Gelände. Dann kamen sehr viele Streifenwagen.“ Wenig später führen sie den mutmaßlichen Täter ab. In der Schülertoilette liegen noch mehrere Patronen und eine Tasche. &bdquo;Dort hat er geraucht und Musik gehört“, berichtet ein Schüler. Ein Mitschüler hat den Täter vermutlich gestört, als er die Tür zu den Toiletten öffnete. Der Täter griff sich eine Pistole und lief los. Betroffene müssen bis weit nach 18 Uhr in der Schule ausharren Während der Amoktäter nach kurzer Zeit abgeführt wird, beginnt für manche Lehrer und Schüler noch eine stundenlange Wartezeit in Panik. Bis sämtliche Zimmer durchsucht sind, dauert es Stunden. Nachdem die SEK-Beamten die Schüler aus den Räumen führen, vernageln sie die Klassentüren. Niemand soll nachträglich mehr hineinkommen. Viele müssen bis weit nach 18 Uhr in der Schule ausharren. Manche müssen noch länger auf der Wache Zeugenaussagen machen. Immerhin: Um 15.30 Uhr meldet die Polizei: &bdquo;Es besteht keine Gefahr mehr.“ Sie geht von einem Einzeltäter aus.

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