Hof Krüger: Beeren pflücken, Blumen ernten - Einkaufen wird zum Erlebnis

Bielefeld. Mit Blumen und Spargel fängt's an, dann kommen Erd- und Heidelbeeren, Kartoffeln im Spätsommer und Kürbisse im Herbst: Auf Hof Krüger am Sunderweg, der direkt gegenüber Ikea vom Südring abgeht, läuft mit Beginn der Pflanz- und Erntesaison alles wie am Schnürchen ab. Erst im Winter kehrt ein bisschen Ruhe ein. Zwischenzeitlich ersinnt Hofchefin Simone Krüger allerlei Neues, was sich auszuprobieren lohnt. "Die Frauen haben Ideen, die Männer müssen machen", meint Ehemann Detlef mit einem liebevollen Seitenblick. Über die Jahre ist der Hof so zu einem Schmuckstück mit vielen Facetten geworden. Natürlich auch mit eigenem Hofladen. Morgens kommen die ersten Kunden, der frisch gestochene Spargel hat die meisten angelockt. Sie beobachten mit Interesse die kleine Fotosession mit der Familie vor dem Deelentor, hinter der sich der Hofladen öffnet. Davor wachen riesige Eichen auf beiden Seiten der Einfahrt. Rund 200 Jahre sind sie alt, schätzt der 54-jährige Betriebschef. Er erzählt, dass sie einst auf den Höfen angepflanzt wurden, um Bauholz zu liefern für neue Gebäude oder um das Fachwerk zu reparieren. Auf einem überdachten Tisch sind hübsche Dekoartikel aufgebaut, gegenüber steht ein Gestell mit Jungpflanzen: Kräuter, etwa, Paprika oder Tomaten. Selbstgemachtes wie Konfitüren und eingelegtes Gemüse Die Hofstelle, erstmals um 1350 erwähnt, hat Detlef Krügers Urgroßvater einst gekauft. Mitte der 1960er Jahre wurde hier der erste Spargel angebaut und drei Jahre später erstmals verkauft. Damals logierten auf der Deele noch rechts und links die Kühe. In einer Zinkbadewanne hinten wurde das Stangengemüse gewaschen, die gestochenen Mengen variierten stark. Sie wurden zunächst in einem kleinen Raum im Wohnhaus verkauft. Ende der 1980er Jahre zog der Laden auf die Deele. Dort kamen nach und nach weitere Produkte hinzu: Eier, Kartoffeln und Schinken, Wein vom Winzer, Selbstgemachtes wie Konfitüren, eingelegtes Gemüse, Liköre und Wurst vom Hof Süthold aus dem Münsterland. In einer Truhe neben der Tür gibt's inzwischen auch Eis vom Bielefelder Hof Imkampe. Doch aktuell dominiert das weiße Königsgemüse auf der langen Theke. Zwei Hektar großes Maislabyrinth Dazu passend hält Simone Krüger Rezepte bereit, im Herbst dann für unterschiedliche Kürbissorten. Rund 200 werden auf dem landwirtschaftlichen Betrieb angebaut. Der hat sich zudem durch die Initiative der rührigen Hofchefin über die Jahre nach außen immer mehr geöffnet. So wird Interessierten etwa zu Beginn der Spargelzeit, wenn noch nicht so viel Arbeit anfällt, angeboten, den Weg des Gemüses vom Stechen übers Waschen und Sortieren bis hin zur Zubereitung mitzuverfolgen. Simone Krüger hat eine Weiterbildung zur Bauernhoferlebnispädagogin gemacht und inzwischen zahlreichen Hofgästen einen Einblick in die Betriebsabläufe gegeben. Ganze Schulklassen waren schon da, aber auch Familien mit Kindern oder Gruppen, wie die Teilnehmerinnen des Volkshochschulseminars "Frauen erleben ihre Stadt". Ab etwa Anfang August lockt das in der Region einzige, rund zwei Hektar große Maislabyrinth die Menschen direkt am Laden vorbei, es bleibt bis Ende Oktober (Halloween) geöffnet. Im Herbst zieht die riesige Kürbispyramide vor der Deele die Instagramer an. Städter wissen wenig über Frische-Produkte "Heute wollen die Kunden nicht nur einkaufen, sondern auch was erleben", ist die Erfahrung der 52-Jährigen. Die gleichzeitig immer wieder feststellt, wie wenig "die Städter" heutzutage über die frischen Produkte, die sie im Laden kaufen, informiert sind. Das zeige sich auch beim Selbstpflücken im Sommer. "Manche wissen gar nicht, wie Heidelbeersträucher überhaupt aussehen." Auch deren Anbau ist in der Region einzigartig. Vier Blumenfelder plus Floristin Derzeit ist Detlef Krüger aber neben dem Spargel erst einmal mit den vier Blumenfeldern stark beschäftigt. Da größte liegt direkt gegenüber dem Hof. Zum Saisonstart blühten die Tulpen, nun sind die Pfingstrosen, Gladiolen und Sommerblüher (alles zum Selberschneiden) dran. Und weil auch die Käufer im Hofladen Blumen lieben, gibt es seit diesem Jahr eine selbstständige Floristin vor Ort. Einen weiteren Kundenwunsch erfüllt die Familie in diesen Tagen: einen Verkaufsautomat mit ausgewählten Ladenprodukten, sodass sich die Menschen auch spontan, unabhängig von den Ladenzeiten, versorgen können. Das wird sicherlich nicht die letzte Neuerung auf Hof Krüger sein.

Meistgelesen