Bielefeld Internet der Dinge: Technik soll Bielefelder Bäume zum Sprechen bringen

Bielefeld. Das Internet verbindet die ganze Welt, rund um den Globus werden binnen Sekunden Informationen weitergegeben und ausgewertet. Da wirkt es auf den ersten Blick schon etwas eigenwillig, wenn eine neu gegründete Gruppe ein auf Bielefeld beschränktes Netzwerk aufbauen will, mit dem in erster Linie nicht Menschen, sondern Dinge miteinander verbunden werden sollen. Auf den zweiten Blick wird dann aber deutlich, dass hinter dem &bdquo;The Things Network“ eine gut durchdachte Idee steckt, mit der vieles im alltäglichen Leben der Stadt vereinfacht und verbessert werden kann – wenn denn neben den Dingen auch möglichst viele Menschen mitmachen. Hinter dem neuen Projekt steckt die Gruppe &bdquo;Code for Bielefeld“, die sich vor eineinhalb Jahren als Ortsgruppe des bundesweiten Netzwerks &bdquo;Code for Germany“ gegründet hat. Das Ziel der Gruppe ist, öffentlich zugängliche Daten (&bdquo;Open Data“) verständlich aufzubereiten und für die Allgemeinheit besser nutzbar zu machen. Das kann die Luftqualität genau so betreffen wie Unfallstatistiken oder politische Prozesse – die Daten sind in vielen Bereichen online für jeden verfügbar. Da es aber nicht zu allen Themen Statistiken und Zahlenwerke gibt, wollen die Hard- und Software-Experten auch selbst Daten erheben. Und hier kommt das &bdquo;Internet der Dinge“ ins Spiel: Dabei übermitteln mit Sensoren ausgestattete Gegenstände Informationen an einen zentralen Knotenpunkt ("Gateway"), an dem sich die vielen einzelnen Daten zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Klingt abstrakt, ist aber sehr praktisch. Bei Pilotprojekten in anderen Städten wurden bereits Mülleimer mit Sensoren ausgestattet, die selbsttätig &bdquo;Voll!“ meldeten, andernorts meldeten Behindertenparkplätze dem System, ob sie aktuell belegt sind oder nicht. In Bielefeld haben sich die Initiatoren die grüne Lunge der Stadt ausgesucht, um ihr System zu testen und die Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen zu animieren: Den Teutoburger Wald. &bdquo;Es hat uns bewegt, wie sehr sich der Wald in der jüngeren Vergangenheit verändert hat“, sagt Meike Wocken von &bdquo;Code for Bielefeld“. Mit Blick auf die auch in Bielefeld steigenden Temperaturen hat sich die Gruppe dazu entschlossen, mit Hilfe ihrer Sensoren die Trockenheit im Boden des Waldes objektiv messbar zu machen und so beispielsweise Wanderern, Joggern und vor allem der Bielefelder Feuerwehr aufzuzeigen, wann und wo Waldbrände drohen. Für das Pilotprojekt werden an verschiedenen Stellen im Teuto Sensoren positioniert, die über die Funktechnologie &bdquo;Low Power Wide Area Network“ (LoRaWAN) funktionieren. &bdquo;Damit können kleine Datenmengen über weite Strecken verschickt werden“, erläutert Wocken. &bdquo;Und das ohne WiFi oder Mobilfunk.“ Empfangen werden die Daten von sogenannten &bdquo;Gateways“, die von Mitgliedern und Unterstützern des Netzwerks installiert werden. So will beispielsweise die im Eastend-Tower an der Otto-Brenner-Straße ansässige Software-Schmiede Smartsquare ein solches Gerät einrichten – das Hochhaus wird damit praktisch zum Funkturm, der Daten von Sensoren bis zum Eisernen Anton oder sogar darüber hinaus empfangen kann. Diese Daten werden dann mit denen anderer Sensoren und Gateways zusammengeführt. &bdquo;Die Feuchtigkeit des Waldbodens wird dann in einer online zugänglichen Karte grafisch dargestellt“, sagt Wocken. &bdquo;Dadurch soll die Klimaentwicklung transparenter gemacht und objektive Daten zur Klimaänderung erhoben werden.“ Und ganz praktisch: Auf der Karte kann umgehend gesehen werden, wie hoch in Bielefeld aktuell die Gefahr eines Waldbrandes ist. Der Boden des Teuto ist ein Pilotprojekt, das &bdquo;The Things Network“ kann sich aber noch zahlreiche weitere spannende Anwendungen vorstellen. So könnten auch die Bielefelder Stadtbäume mit Sensoren ausgestattet werden, um möglichen ehrenamtlichen Paten &bdquo;Ich will gegossen werden!“ zu signalisieren. Doch auch über die Bodenfeuchtigkeit hinaus gibt es Sensoren, mit denen Dinge vernetzt werden können – etwa über Erschütterung, Gewicht, Helligkeit oder Temperatur. &bdquo;Da muss man hin und wieder auch um die Ecke denken“, sagt Wocken. Damit die verschiedenen Anwendungen irgendwann tatsächlich funktionieren, muss zunächst die Infrastruktur aufgebaut werden – eben durch die von Freiwilligen bereitgestellten Gateways, mit denen ein möglichst großer Bereich von Bielefeld abgedeckt wird. &bdquo;Wenn sich diese Idee weiter verbreitet, haben wir alle was davon“, ist sich Meike Wocken sicher. Weitere Informationen zum The Things Network gibt es auf der Website der Bielefelder Gruppe. www.thethingsnetwork.org/community/bielefeld

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