Brandserie in Bielefeld: Mutmaßliche Brandstifterin wieder freigelassen

Bielefeld. Die beängstigende Brandserie in Bielefeld, bei der in den vergangenen Tagen immer wieder Fahrzeuge in Flammen aufgingen, hat eine neue Wendung genommen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wurde kurz nach einer Brandlegung bei einem Autohändler an der Herforder Straße eine mutmaßliche Täterin festgenommen. An dem Auto entstand ein Schaden von rund 800 Euro. Kurz nach Mitternacht fiel Polizeibeamten in Zivil, die in den vergangenen Tagen in großer Stärke die Bielefelder Autohäuser im Auge hatten, eine Frau auf, die mit einem Tretroller auf der Herforder Straße unterwegs war und in Höhe des MH Auto-Center anhielt. Dort hatte es bereits am 8. Mai gegen 0.25 Uhr gebrannt. Ein Opel Insignia war derzeit durch Feuer schwer beschädigt worden. Mit dem Tretroller unterwegs Die Beamten beobachteten die Frau, die sich zunächst eine Zeit lang umsah, dann das Gelände betrat, zu einem dort stehenden BMW ging und sich hinkniete. Wenig später verließ die Frau das Grundstück und fuhr mit dem Tretroller weiter in Richtung Innenstadt. Unmittelbar nach dem Entfernen der Frau nahmen die beobachtenden Polizisten Brandgeruch und Rauch wahr. Bei einer sofort eingeleiteten Fahndung nahmen weitere Polizeibeamte die Beschuldigte in der Nähe des Tatortes fest. Das Geschehen deckt sich auch mit den Erkenntnissen der NW-Autorin, die seit Tagen nachts unterwegs ist, um die Brandstiftungen zu dokumentieren. Sie traf in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch fast zeitgleich mit der Feuerwehr an der Herforder Straße ein. Da war das Feuer am Pkw bereits gelöscht, vermutich durch Polizeibeamte. Die Feuerwehr untersuchte nur noch das Fahrzeug mit einer Wärmebildkamera nach eventuell weiteren Glutnestern. Während dieser Arbeit, so berichtet die Autorin, sei plötzlich geschäftige Hektik bei den Zivilbeamten entstanden, ein Polizist habe sich mit einem Fahrzeug schnell vom Tatort entfernt. Dass der Fahrzeugbrand schon vor dem Eintreffen der Feuerwehr gelöscht war, spricht dafür, dass der Tatort bereits vor Brandlegung von der Polizei beobachtet wurde. Auf dem Bielefelder Polizeipräsidium wurde die festgenommene, beschuldigte Frau dann intensiv befragt. Doch alle sofort eingeleiteten und bisherigen Ermittlungen, so heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Staatsanwaltschaft und Polizei, hätten keinen dringenden Tatverdacht ergeben. So wurde die 33-jährige Frau auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wieder entlassen und entging damit der Untersuchungshaft. Verdächtige intensiv befragt Der "Verdacht" bedeutet im Strafverfahrensrecht, dass Strafverfolgungsorgane aufgrund tatsächlicher Anhaltspunkte, also Indizien, und nach kriminalistischer Erfahrung es für möglich halten, dass eine Straftat begangen worden ist. Ein dringender Tatverdacht liegt dann vor, wenn nach dem gesamten bisherigen Ermittlungsergebnissen ein hoher Wahrscheinlichkeitsgrad dafür besteht, dass die Beschuldigte eine Straftat begangen hat oder an ihr teilgenommen hat. Dieser dringende Tatverdacht lag nach Aussagen der Staatsanwalt bei der 33-jährigen Frau aber nicht vor, und so wurde auch kein Haftbefehl erlassen. Da aber gegen die Fahrerin des Tretrollers zumindest ein Anfangsverdacht besteht, laufen die Ermittlungen gegen sie weiter. Ob die vermutliche Brandstiftung der vorübergehend festgenommenen Frau nur eine Einzeltat war und sie aufgrund des erhöhten Fahndungsdrucks der Polizei schnell entdeckt wurde, müssen jetzt die weiteren Ermittlungen bringen. Alle Vorfälle der Autobrand-Serie: 5. April, 23.30 Uhr, Eckendorfer Straße 14: Der Täter legt offensichtlich Brandbeschleuniger auf den Reifen eines Mercedes GLC Coupé auf dem Gelände der Car-Agentur. Passantinnen bemerken die Flammen und rufen die Feuerwehr. Als die eintrifft, gibt es nichts mehr zu löschen. Die Zeuginnen konnten Schaden frühzeitig abwenden. Der Täter könnte mit einem Roller geflohen sein. Kein nennenswerter Schaden. 19. April, 23.30 Uhr, Eckendorfer Straße, Höhe An der Pottenau: Ein Überwachungsvideo zeigt, wie ein Mann auf das Gelände des Audizentrums geht und einen Audi A6 in Brand setzt. Nach der Tat flüchtet der Mann zu Fuß. Er könnte kurz darauf auch in ein Fahrzeug gewechselt sein, sagt die Polizei. Schaden: 51.000 Euro. 26. April, 23.40 Uhr, Herforder Straße (zwischen Stadtheider und Schillerstraße): Auf dem Gelände eines Autohauses zündet jemand eine schwarze Mercedes S-Klasse an. Der Wagen wird im Bereich des rechten hinteren Rades beschädigt. Es ist offensichtlich, dass der Täter explizit danach sucht und dort das Feuer legt. Brandanschlag auf Bielefelder Luxus-Mercedes Existenzielle Bedrohung für einen Autohändler: Die Kripo ermittelt. Wer hat den Verdächtigen mit dem Roller gesehen? 28. April, 0.35 Uhr, Detmolder Straße (nahe Wismarer Straße): Örtlich aus der Reihe tanzt diese Brandstiftung. War der Täter bisher auf den Bereich Eckendorfer Straße / Herforder Straße beschränkt, so legt ein Brandstifter diesmal Feuer beim Autohaus Cloppenburg – wieder an einem hinteren Radkasten, wie die Polizei mitteilt. Zwei 3er BMW werden komplett durch die Flammen zerstört, ein dritter Wagen wird zumindest durch die Hitze der Flammen beschädigt. Die Polizei geht wieder von Brandstiftung aus und beziffert den entstandenen Schaden allein hier auf 100.000 Euro. 1. Mai, 2 Uhr, Eckendorfer Straße 70: Der Täter kehrt zurück an die Eckendorfer Straße. Wieder geht das hintere rechte Heck eines Fahrzeugs in Flammen auf. Es ist ein Skoda Octavia. Die Feuerwehr kann verhindern, dass auch der vordere Teil des Wagens zerstört wird. Schaden: 10.000 Euro. 2. Mai, 1.15 Uhr, Eckendorfer Straße(Ecke Feldstraße): Streifenbeamten fiel auf dem Gelände eines Autohauses nahe der Feldstraße ein schwarzer VW Golf GTI auf, bei dem es am Hinterrad brannte. Das Feuer konnte frühzeitig gelöscht werden. Schaden: 4.000 Euro. 3. Mai, 0.30 Uhr, Detmolder Straße 378: Vor dem Skoda-Autohaus Wiegers geht ein Karoq-SUV in Flammen auf. Der Wagen steht so nah an dem Gebäude, dass die Flammen drohen, auf die Fassade überzugreifen. Eine Schaufensterscheibe reißt aufgrund der großen Hitze. Der Wagen erleidet Totalschaden. Schaden: 35.000 Euro. 4. Mai, 0.30 Uhr, Herforder Straße 280: Auf dem Hof eines Gebrauchtwagenhändlers stehen drei Fahrzeuge in Flammen. Nach wenigen Minuten können die Einsatzkräfte das Feuer löschen und ein Übergreifen auf weitere Fahrzeuge verhindern. Ein Renault Twingo, ein 1er BMW und ein VW Golf brennen jedoch komplett aus. Wert: ca. 16.500 Euro. 4. Mai, 2.40 Uhr, Eduard-Windthorst-Straße: Auf einem Parkplatz des Klinikum Mitte steckt jemand einen Hyundai Tucson (ein Hybrid-Fahrzeug) an. Die Kripo geht aus verschiedenen Gründen davon aus, dass diese Brandstiftung nicht zu der Serie der Autohaus-Brandstiftungen gehört. Hier brach das Feuer im Gegensatz zu allen anderen Fällen im Bereich des linken Vorderrades aus. War hier ein Trittbrettfahrer aktiv? Schaden: 50.000 Euro. 6. Mai, 23 Uhr, Detmolder Straße 301: Auf dem Gelände des Autohauses Stopka brennt ein Jaguar F-Pace, ein zweiter (Jaguar SUV) wird am Heck beschädigt. Wieder geht das Feuer von einem hinteren Reifen aus. Die Feuerwehr kann ein Übergreifen auf weitere wertvolle Fahrzeuge verhindern. Der Schaden beläuft sich dennoch auf 80.000 Euro. 8. Mai, 0.25 Uhr, Herforder Straße 270 (nahe Ziegelstraße): Ein Radfahrer meldet einen brennenden Opel Insignia auf dem Gelände des GebrauchtwagenhändlersMH Auto-Center . Polizei und Feuerwehr sind schnell vor Ort, so dass der Wagen nur im hinteren Bereich beschädigt wird. Schaden: 9.000 Euro. 8. Mai, 22.20 Uhr, Detmolder Straße 378(Höhe Königsbreede): Wieder ist das Autohaus Wiegers betroffen. Wieder brennt es am Hinterrad eines Skoda Karoq. Wieder sind Streifenpolizisten so früh am Tatort, dass sie größeren Schaden abwenden und die Flammen schnell ersticken können. Schaden: 8.000 Euro. 11. Mai, 0.20 Uhr, Herforder Straße 270: Der Brandstifter kehrt erneut zu einem Tatort zurück und will einen 3er BMW anstecken. Diesmal ist zum zweiten Mal der Gebrauchtwagenhändler MH AutoCenter betroffen. Doch der Täter wird offenbar gestört. Die Polizei ist in zivil vor Ort. Das Feuer wird gelöscht und eine 33-jährige Frau wird als mutmaßliche Täterin festgenommen. Der BMW wird dennoch beschädigt: 800 Euro Schaden.

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