Absolute Seltenheit: Stadt Bielefeld verkauft außergewöhnliche Immobilie

Bielefeld. Von der Potsdamer Straße führt ein kleiner, nach dem Hof benannter, von alten Bäumen gesäumter Weg entlang einer Weide zum Meyer-zu-Stieghorst-Hof 3. Eine kleine Idylle mit viel Platz und Möglichkeiten im Dornröschenschlaf, die ans Industriegebiet grenzt und zentral gelegen ist, so der erste Eindruck. Die Stadt verkauft jetzt den von einer Bruchsteinmauer eingerahmten Hof mit rund 11.900 Quadratmetern Grundstück und schätzungsweise 400 Quadratmetern Wohnfläche im Fachwerkhaus mit Anbau im Bielefelder Osten. Kaufpreiserwartung laut Exposé: 535.500 Euro. Bis zum 30. Juni können Interessenten ihr Gebot sowie ein Nutzungskonzept abgeben. Eine echte Seltenheit, so Philipp Wiegers von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Eine so komplett mit allen Nebengebäuden erhaltene, typische Hofanlage wie vor 100 Jahren gebe es nur noch selten. Aber es habe natürlich auch einen Grund, warum die Stadt für den Hof, den sie 2019 aus dem Besitz einer Nachfahrin der Familie Meyer zu Stieghorst erworben hat, einen Preis "wie er für ein Doppelhaus gezahlt wird" ansetzt, ergänzt Sebastian Kloss vom Immobilienservicebetrieb der Stadt. "Hier muss einiges gemacht werden." Denkmalschutz: Auflagen und Möglichkeiten Und es gibt Vorgaben: Die baulichen Anlagen des alten Hofes Meyer-zu-Stieghorst sollen entsprechend den Festsetzungen im B-Plan in ihrer baulichen Form erhalten werden, da sie in ihrer Zusammensetzung das Landschaftsbild prägen, heißt es im Exposé, das auf der Seite der Stadt unter www.bielefeld.de/node/7153 abrufbar ist. Die zum Zeitpunkt der Planaufstellung vorhandenen legalen Nutzungen der Hofanlage haben Bestandsschutz. Die Erweiterung der vorhandenen Wohnnutzung sei unzulässig. Der Hof solle aber unter Denkmalschutz gestellt werden, ergänzt Wiegers. Damit verbunden seien Auflagen, aber auch eine eventuelle Nutzung der ehemaligen Stallungen und der Scheune für Wohnzwecke. Das Verfahren sei eingeleitet worden. Der Status als Baudenkmal ermögliche Zugang zu den unterschiedlichen Förderprogrammen für Denkmäler sowie zu steuerlichen Sonderabschreibungen. Aktuell gibt es drei Wohnungen Aktuell gibt es auf der Hofanlage drei Wohnungen: Zwei mit geschätzt jeweils rund 100 Quadratmetern Wohnfläche im Anbau, dem sogenannten Arbeiterhaus, das um 1903 angebaut wurde und mit den hohen Decken, großen Fenstern und der mit Efeu berankten Bruchsteinfassade wie ein kleineres Herrenhaus wirkt. "Hier sieht es aktuell recht wild aus, eher wie in einem lost place", sagt Kloss, als er für die NW die speziell gesicherte Eingangstür öffnet. Als die Stadt das Anwesen 2019 übernommen hat, hätten dort in einer Etage anfangs noch Mieter gewohnt. Dann habe der Hof leer gestanden, es habe leider Vandalismus gegeben. Deshalb sind die Fenster im Erdgeschoss mit Brettern verschlossen, Türen und Tore verbarrikadiert. Das Objekt ist laut Exposé voll unterkellert, aber stark sanierungs- und modernisierungsbedürftig. Unter anderem müsse die Ölheizung erneuert werden. Ver- und Entsorgungsleitungen seien vorhanden, der Energieausweis in Bearbeitung. Die Wohnung im hinteren Teil des 1789 erbauten Fachwerkhauses hat geschätzt 200 Quadratmeter Wohnfläche, teils sehr niedrige, im Wohnzimmer mit Kamin dann aber wiederum sehr hohe Decken. Charme hat das lange Erkerfenster, von dem aus man in den ehemaligen Hausgarten blickt. Generationen-Wohnen, Schulungszentrum, Oldtimergarage oder Familienhof mit Pferdehaltung Generationen-Wohnen, Schulungszentrum, Oldtimergarage, Familienhof mit Pferdehaltung: Rund 30 Interessentenparteien mit ganz unterschiedlichen Nutzungsideen hätten sich bisher gemeldet, berichtet Kloss. Der Charakter der Hofstelle muss erhalten bleiben, so die Vorgabe für alle. Ruhige gewerbliche Zwecke seien denkbar, Erweiterungen der Baufläche über den unmittelbaren Hofraum hinaus aber unzulässig. "Den Zuschlag bekommt letztendlich der Höchstbietende", sagt Kloss. Aber auch das Nutzungskonzept spiele bei der Vergabe eine Rolle, wenn auch eine untergeordnete. Der Rat entscheide nach der Sommerpause dann letztendlich, wer den Zuschlag bekomme. Kontakt für Interessenten: sebastian.kloss@bielefeld.de, Telefon: (0521) 51 - 2684.

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