Bielefeld Monteur zerstört komplette Elektrik - Bielefelderin mit den Nerven am Ende

Bielefeld. Was nach einer Routinetätigkeit aussah, entwickelte sich für Kerstin Gresser zu einem Albtraum, der immer noch nicht zu Ende ist. Der Wechsel ihres Stromzählers verursachte einen Schaden von rund 15.000 Euro, weil ein Monteur die Kabel nicht richtig angeschlossen hatte. Inzwischen muss sich die Jöllenbeckerin mit Briefen von der Versicherung des von der Stadtwerke-Tochter Bielefelder Netz GmbH beauftragten Unternehmens auseinandersetzen. Auch ein Gutachter, der im März da war und die Schäden anerkannt hat, bittet um weitere Informationen. &bdquo;Warum muss ich darauf reagieren? Mein Vertragspartner sind die Stadtwerke, die dafür sorgen müssen, dass die Kosten für Handwerksleistungen und neue Geräte endlich übernommen werden“, betont die Mitarbeiterin einer Krankenkasse. Bleibt nur noch der Klageweg Ihr Anwalt Philipp Pröbsting gibt ihr recht. Nachdem die Versicherung 4.000 Euro angezahlt hatte, tat sich auch nach einer Fristsetzung nichts mehr. &bdquo;Wir setzen jetzt noch einmal eine Frist bis zum 5. Mai. Wenn dann keine Schadensregulierung eingetreten ist, sehe ich nur noch den Klageweg“, betont der Rechtsanwalt. Ohne das Eingreifen in ein funktionierendes Elektrosystem sei der Schaden nicht entstanden. Knackpunkt sei, dass die Versicherung keine neue Gas-Brennwertheizung bezahlen wolle. &bdquo;Es gibt aber keine gebrauchte Heizung in der gleichen Qualität“, sagt Pröbsting. Nach Angaben des Herstellers könne die Anlage nicht mehr repariert werden, zumindest nicht so, dass Sicherheitsgarantien übernommen werden könnten. Kaum noch Fachkräfte &bdquo;Der Mann sagte, dass er kein Elektriker ist“, berichtet die Jöllenbeckerin erstaunt. Später erfuhr sie von einem Freund, dass in vielen Bereichen kaum noch Fachkräfte eingesetzt würden. Welche Voraussetzungen nötig sind, um Tätigkeit wie Zählerwechsel ausführen zu dürfen, darüber informiert auf Nachfrage der Fachverband Elektro- und Informationstechnische Handwerke mit Sitz in Dortmund. &bdquo;Ein Zählerwechsel ist ein wesentlicher Eingriff in die elektrische Anlage. Er darf nur von Fachfirmen ausgeführt werden, die in der Handwerksrolle eingetragen sind“, sagt Ingo Strauß. Welcher Mitarbeiter letztlich mit den Arbeiten betraut werde, liege in der Verantwortung des Unternehmens. &bdquo;Wenn der Chef weiß, dass der Mitarbeiter es kann, weil er die Tätigkeiten wiederholt gemacht hat, kann er einen Gesellen schicken“, erläutert der Jurist. Monteur muss geschult sein Der Monteur müsse zumindest so geschult sein, dass er die Aufgabe erfüllen kann. Ein ausgebildeter Elektroinstallateur müsse er nicht sein. Seit 2004 ist diese Ausbildung zudem nicht mehr möglich – und wurde durch die Bezeichnung Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik ersetzt. Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Was Kerstin Gresser am meisten genervt hat, ist die Unachtsamkeit, mit der der Monteur vorgegangen ist. So habe er während der Arbeit an den Stromleitungen mit dem Handy telefoniert. Darf er das? &bdquo;Das ist Sache des Arbeitgebers, der es erlauben kann oder eben nicht“, sagt Strauß. In diesem Fall könne man dem Mann &bdquo;mittlere Fahrlässigkeit“ vorwerfen. Der Schaden werde in jedem Fall von der Versicherung des Unternehmens beglichen. Jetzt gehe es um haftungsrechtliche Fragen. Ob es einen &bdquo;internen Ausgleich“ gebe und sich der Mitarbeiter finanziell beteiligen müsse, liege im Ermessen der ausführenden Firma. Auflagen sind hoch Matthias Dankbar, technischer Berater des Fachverbandes, spricht von einer &bdquo;Sparausbildung“, über die schon länger &bdquo;heiß diskutiert“ werde. Dabei ginge es darum, welche Qualifikationen Messstellenbetreiber haben müssen. Betriebe seien angehalten, ihre Mitarbeiter weiterzubilden. Die Auflagen seien in der Regel hoch. Dennoch habe es Erleichterungen bei den so genannten &bdquo;wiederholenden Tätigkeiten“ gegeben, so dass weniger Schulungen nötig seien. Kerstin Gresser ist verzweifelt. Selbst wenn sie mit einer Klage Erfolg hat, muss sie monatelang auf einen Gerichtstermin warten. &bdquo;Außerdem fallen zunächst Kosten von 800 Euro an, damit sich das Gericht überhaupt mit dem Fall beschäftigt“, sagt der Rechtsanwalt. &bdquo;Dann muss ich wohl einen Kredit aufnehmen“, befürchtet die gebürtige Berlinerin, die hofft, dass es vorher doch noch eine Einigung gibt.

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