Fernwärme-Überblick: Wer in Bielefeld einen neuen Anschluss kriegen kann

Bielefeld. Strom wird teurer. Gas wird teurer. Öl sowieso. Holz auch. Und was ist mit Fernwärme? Ist der Preis stabiler als der anderer Energieträger? Und wo in Bielefeld sind überhaupt noch Anschlüsse möglich? Antwort sind schwierig. Eine gibt Holger Mengedodt von den Stadtwerken: &bdquo;Auch der Fernwärmepreis wird in diesem Jahr noch weiter steigen. Doch langfristig ist sie eine gute Alternative.“ Auch wenn Fernwärme in Bielefeld gerade erst um durchschnittlich 23 Prozent teurer geworden ist, steigt aktuell das Interesse: &bdquo;Die Anfragen nach einem Anschluss haben sich verdreifacht“, teilen die Stadtwerke mit. Seit Beginn der Ukraine-Krise habe die Nachfrage gewaltig zugenommen. Verfügbarkeit im Netz prüfen Damit die Energieberater alle Telefonanrufe bewältigen können, bittet das Versorgungsunternehmen derzeit darum, dass sich Interessenten zunächst auf der Stadtwerke Homepage anschauen, ob ihre Adresse überhaupt für einen Anschluss in Frage kommt. Die Verfügbarkeit von Fernwärme kann dort straßengenau geprüft werden. Anschlüsse sind nur im erweiterten Bereich der Kernstadt und im Westen möglich, nicht aber in den Außenbezirken. Außerdem: &bdquo;Wer dort wohnt, wo bereits Fernwärmeleitungen liegen und nun einen Anschluss beantragt, kommt erst 2023 an die Reihe“, sagt Holger Mengedodt, Geschäftsbereichsleiter Markt und Kunde bei den Stadtwerken. 28.000 Wohneinheiten sind angeschlossen Denn nicht nur das Verlegen der Leitungen, der Hausanschluss und die Umrüstung der Heizungsanlage sind aufwendig. Fernwärmeanschlüsse werden gefördert. Doch das ist kompliziert und die Bearbeitung kann dauern. Da die Förderung von unterschiedlichen Faktoren abhängen kann, lässt sich der Preis eines Anschlusses nur individuell bestimmen. Es geht jedoch um etliche tausend Euro. Neben einigen großen Industriebetrieben und Verwaltungsgebäuden versorgen die Stadtwerke rund 28.000 Wohneinheiten mit Fernwärme. Die meisten der Wohnungen liegen in Mehrfamilienhäusern. Wärme kommt aus der MVA Die Wärme kommt vor allem aus der Müllverbrennungsanlage und aus mehreren Heizkraftwerken, die mit Biogas oder Holz befeuert werden. Die Wärme wird als heißes Wasser durch gut gedämmte Leitungen zu den Häusern transportiert. &bdquo;Wir könnten noch ein Drittel mehr Haushalte versorgen“, sagt Mengedodt. Das wären fast 10.000 Wohnungen. Das geht aber nicht sofort, sondern würde Jahre dauern, weil erst Leitungen gelegt werden müssten. Seit Jahren steigert der kommunalen Versorger die Zahl der Fernwärmeanschlüsse um jeweils einige Hundert. Das soll auch so weiter gehen. Noch in diesem Jahr sollen daher zwei neue Blockheizkraftwerke in Betrieb gehen. Kartellamt kontrolliert Preis Je mehr Häusern mit Fernwärme geheizt werden, desto wirtschaftlicher wird das System. Da Fernwärmeanbieter in ihrem Gebiet quasi ein Monopol haben, wird der Preis der Wärme regelmäßig durch die Landeskartellämter geprüft. &bdquo;Bielefeld gehört bundesweit zu den günstigsten Anbietern“, sagt Mengedodt. Der Preis liege &bdquo;auf Augenhöhe“ mit Gas. Der Gaspreis ist in Folge des Krieges in der Ukraine in die Höhe geschossen. Aber warum wird auch die Bielefelder Fernwärme, die doch zum Großteil aus der MVA stammt, teurer? Der Preis ergibt sich neben den Kosten des Versorgers für technische Anlagen und Personal auch aus komplizierten Berechnungen, mit denen Fernwärme an andere Preise gekoppelt ist. Derzeit wird dabei noch der Öl- und Gaspreis berücksichtigt. Schwanken die, zieht der Fernwärmepreis nach, nach oben ebenso wie nach unten. Preis wird vom Öl-Kurs abgekoppelt &bdquo;Derzeit kommen wir aus einem historischen Tief und der Preis steigt durch die Marktsituation für Öl und Gas“, sagt Mengedodt. Deren Kurse werden durch einen Index angegeben, den das Statistische Bundesamt berechnet. Das wird sich künftig ändern. Im nächsten Jahr entfällt die Orientierung am Öl und die Bindung an den Erdgas-Börsenindex wird geringer. Dafür werden ein Wärmepreis- und ein Lohnindex ins Kalkül gezogen. Folge: Der Fernwärmepreis soll stabiler werden. Mengedodt rechnet damit, dass es in diesem Jahr noch zu einer weiteren Erhöhung kommt. Doch wenn 2023 der Fernwärmepreis nach den neuen Formeln berechnet werde, sei der Preis vom April 2022 die Ausgangsbasis und damit werde es dann erst einmal wieder günstiger. Die nächste Preisrunde werde dann im Herbst 2023 anstehen. Mengedodt: &bdquo;Wie die Preisanpassung dann ausfallen wird, lässt sich derzeit absolut nicht sagen.“

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