Koffer vergessen: Fahrgast bremst in Panik einen ICE in Bielefeld aus

Bielefeld. Das dürfte für einen vergesslichen Fahrgast am Bielefelder Bahnhof ziemlich teuer werden. Wie die Bundespolizei mitteilt, war ein 35-jähriger Mann am Freitagmittag, 22. April, zwar am Hauptbahnhof in den ICE gestiegen. Doch seinen Koffer hatte er am Bahnsteig vergessen. Als er den Verlust bemerkte, war der Iraner offensichtlich total in Panik geraten. Der 35-Jährige zog im anfahrenden ICE die Notbremse und öffnete auch noch die Notentriegelung der Türen, um noch schnell seinen Koffer zu reinzuholen, heißt es in der Polizeimeldung. Die Zugbegleiterin, die in der Nähe stand, drängte er sogar noch zur Seite, um noch rechtzeitig sein Hab und Gut in den Schnellzug holen zu können. Die Bahnmitarbeiterin rief daraufhin die Bundespolizei. Schadenersatzansprüche und Strafverfahren &bdquo;Durch das Ziehen der Notbremse verursachte der Mann eine technische Störung am Zug“, heißt es von der Behörde. Der ICE kam daraufhin erst mit einer Verspätung von rund 40 Minuten wieder in Fahrt. Denn der Zug darf erst wieder seine Fahrt aufnehmen, wenn die Funktionstüchtigkeit der Notbremse sichergestellt ist. Das ist nach dem Ziehen nicht mehr der Fall.Der Mann aus Pohlheim (Landkreis Gießen) muss daher mit Schadensersatzansprüchen der Bahn rechnen. In der Regel kostet der Missbrauch 200 Euro. Darüber hinaus wird er sich einem Strafverfahren wegen Missbrauchs von Nothilfeeinrichtungen stellen müssen.Wann darf ich die Notbremse eigentlich ziehen? Die Betätigung der Notbremse ist also nur in Notfällen und bei akuter Gefahr erlaubt, die durch den sofortigen Halt des Zuges abgewendet werden kann. Dazu gehört etwa ein Feuer an Bord, damit sich die Fahrgäste in Sicherheit bringen können.In vielen anderen Fällen ist die Lage nicht so eindeutig. Dann ist oft zunächst der interne Zug-Notruf besser geeignet. Ein medizinischer Notfall eines Fahrgastes etwa ist für eine Notbremsung meist gefährlicher als die Weiterfahrt. Die Bahnbetreiber empfehlen etwa bei einem Herzinfarkt oder akuter Atemnot eines Fahrgastes, das Zugpersonal über den Alarm-Knopf zu verständigen.So können die Zugbegleiter Rettungskräfte zum nächstgelegenen Bahnhof rufen, um dort den Patienten schnell übernehmen zu können. Eine Notbremsung auf freier Strecke wäre also gefährlicher für den Patienten. Zumal das Zugpersonal möglicherweise anwesende Ärzte unter den Fahrgästen zum Patienten rufen kann. So ist in vielen Fällen auch während der Fahrt effektive Hilfe möglich. Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr möglich Wer hier aber in guter Absicht gehandelt hat und trotzdem die Bremse gezogen hat, der dürfte sicherlich keine Konsequenzen zu erwarten haben. Wer die Notbremse aus einem nichtigen Grund zieht – dazu gehört neben dem verpassten Ausstieg auch vergessenes Gepäck –, gefährdet durch den unerwarteten und starken Stopp des Zuges Fahrgäste, die sich nicht mehr rechtzeitig festhalten können. Das Strafgesetzbuch sagt dazu: &bdquo;Wer absichtlich oder wissentlich Notrufe oder Notzeichen missbraucht oder vortäuscht, dass die Hilfe anderer erforderlich sei, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“ Für den 35-Jährigen endete die Fahrt in Bielefeld. Er wurde laut Bundespolizei von der Weiterfahrt ausgeschlossen. Laut Bundespolizeisprecher Markus Heuer ist der Fall aus Bielefeld eine Seltenheit. Es komme zwar immer wieder vor, dass Fahrgäste die Türen am Bahnsteig längere Zeit blockierten, damit diese sich nicht schließen können. Bis dann plötzlich verspätete Fahrgäste angesprintet kämen oder tatsächlich vergessenes Gebäck reingeholt würde. Dass aber ein anfahrender Zug gestoppt wird, bleibe zum Glück die Ausnahme.

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