Viele Corona-Tote waren geimpft: Warum dieses Argument der Impfkritiker Unsinn ist

Bielefeld. Seit Monaten wird gebetsmühlenartig zur Impfung aufgerufen. Ebenso ausdauernd wird betont, dass der erste, zweite und inzwischen auch dritte Piks vor einer schweren Erkrankung schützen und letztlich auch Leben retten kann. Misstrauische Zeitgenossen glauben diesen offiziellen Verlautbarungen aber nicht oder zweifeln sie zumindest an. Entsprechend empört reagierte jetzt ein kritischer Leser, der die regelmäßigen Corona-Updates der Stadt Bielefeld genauer unter die Lupe genommen hatte – und der offenbar der Ansicht war, dass ihm der Krisenstab höchstpersönlich den Beleg dafür geliefert habe, dass die Impfung keineswegs so wirksam ist, wie es allgemein – und auch in der &bdquo;einseitigen Berichterstattung der NW" – propagiert werde. Dem Leser war aufgefallen, dass die Stadt seit dem 23. November zusätzlich zu den Meldungen der an oder mit Corona Verstorbenen den Impfstatus der Toten bekannt gibt – vollständig geimpft, ungeimpft oder Status unbekannt. Stand 2. Januar waren seit dem insgesamt 47 Tote zwischen 58 und 96 Jahren zu beklagen. Und von denen waren 25 vollständig geimpft (53 Prozent) und lediglich 13 ungeimpft (28 Prozent). Wie um alles in der Welt passt das mit den nicht enden wollenden Aufrufen zur Impfung zusammen? Risiko für schwere Erkrankungen bei Ungeimpften deutlich höher An der Quelle der Zahlen, bei der Stadt Bielefeld, ist diese auf den ersten Blick irritierende Schieflage durchaus bekannt. Auch dass es zum Großteil vollständig geimpfte Menschen jenseits der 80 Jahre sind, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion versterben, ist nicht neu für Ingo Nürnberger. &bdquo;Die Impfung schützt nicht zu 100 Prozent gegen eine schwere Erkrankung – und leider auch nicht zu 100 Prozent gegen eine tödliche Covid-Erkrankung", sagt der Krisenstabsleiter. &bdquo;Das gilt vor allem und fast ausschließlich für ältere Menschen und für Menschen mit schweren Vorerkrankungen." Tatsächlich sind unter den seit dem 23. November verstorbenen Bielefeldern, deren Impfstatus bekannt war, mehr als ein Drittel der Toten älter als 80 Jahre, obwohl sie nur knapp mehr als 7 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen. &bdquo;Wer massiv immungeschwächt ist, dem hilft auch die Impfung, die ja das Immunsystem aktivieren soll, nur eingeschränkt", sagt Nürnberger. Dennoch betont er, dass das Risiko für eine schwere Erkrankung und letztlich auch für den Tod bei den Ungeimpften viel höher ausfällt, was beim zweiten Blick auf die Zahlen deutlich wird. Denn um die Werte korrekt zu interpretieren, muss zwingend die im Landes- und Bundesvergleich äußerst hohe Bielefelder Impfquote hinzugezogen werden. 83,4 Prozent sind aktuell vollständig geimpft, bei den Älteren ab 60 Jahren sind es 91,4 Prozent. In der Altersgruppe der 18 bis 59-Jährigen fehlen sogar nur noch 1,3 Punkte bis 100 Prozent. Nimmt man nun zur Grundlage, dass nicht einmal jeder zehnte Bielefelder Senior ungeimpft ist, hätten von den 35 Verstorbenen über 60 Jahren nur drei Menschen ohne Immunisierung sein dürfen. Tatsächlich waren es viermal (12) so viele. Noch höher war der Anteil der Ungeimpften bei den jüngeren Verstorbenen: Von den 17 Verstorbenen zwischen 50 und 69 Jahren war mehr als die Hälfte (9) ungeimpft. Effekt wird bei jüngeren Jahrgängen noch deutlicher Noch deutlicher wird der Effekt der Impfung beim Blick auf die Bielefelder, die wegen Covid 19 ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Dies ist vor allem für die jüngeren Jahrgänge interessant, die in der Totenstatistik – von den inzwischen 437 Verstorbenen war niemand jünger als 40 Jahre – keine Rolle spielen. Das Städtische Klinikum, das Franziskus Hospital und das Evangelische Klinikum Bielefeld meldeten vom 23. November bis zum 20. Dezember 90 Patienten zwischen 20 und 60 Jahren, die wegen einer schwer verlaufenden Corona-Infektion eingeliefert werden mussten. Legt man hier die Impfquote von 98,7 Prozent zugrunde, hätte davon ein einziger Patient ungeimpft sein dürfen. Gemeldet wurden 59. Insgesamt wurden in dem Zeitraum 263 mit Covid behandelt, von denen rein rechnerisch bei einer Impfquote der Bielefelder Gesamtbevölkerung von 83,4 Prozent 44 Personen ohne Impfung hätten sein müssen. Es waren mit 113 fast drei Mal so viele. Ein ähnliches Bild zeigt sich auf den Intensivstationen, wo von insgesamt 73 Patienten lediglich 36 vollständig geimpft waren – hier hätten es, wenn die Impfung tatsächlich keinen Effekt hätte, 61 sein müssen. Die vom Leser mit einiger Empörung erkannte Schieflage ist somit nur eine vermeintliche Diskrepanz. Tatsächlich belegen die von der Stadt gemeldeten Werte die seit Monaten gebetsmühlenartig wiederholten Aufrufe und passen auch mit der Berichterstattung der Neuen Westfälischen zusammen. Auch Ingo Nürnberger sieht sich und den Kurs der Impfkampagne bestätigt. &bdquo;Die Zahlen zeigen zwei Dinge", so der Krisenstabsleiter. &bdquo;Impfen schützt. Und das Boostern ist ungeheuer wichtig und wirksam."

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