Corona-Demo in Bielefeld: Auseinandersetzung geht online weiter

Bielefeld. Die Eindrücke der Demonstration vom Freitagabend wirken in Bielefeld auch am Samstag noch nach. 1.000 Personen waren für einen &bdquo;Lichterspaziergang" angemeldet, am Ende zogen laut Schätzungen der Polizei rund 3.000 Demonstranten durch die Stadt – obwohl die Versammlung eigentlich schon knapp eine Stunde nach ihrem offiziellen Beginn abgebrochen worden war. Jetzt geht die Auseinandersetzung zwischen Befürwortern und Gegnern der Demonstration vor allem im Internet weiter. In den Sozialen Netzwerken häufen sich die Kommentare zu den phasenweise chaotisch wirkenden Vorkommnissen. Während die einen die Demonstration verteidigen und darauf beharren, dass letztlich alles friedlich verlaufen ist, verweisen andere auf im Internet kursierende Fotos und Videos vom Abend, auf denen unter anderem Rangeleien mit der Polizei zu sehen sind. So ist auf Twitter unter dem Hashtag #bi1712 eine Aufnahme zu sehen, auf der aufgebrachte Demonstranten am Alten Rathaus eine Polizeikette durchbrechen. Laut Mitteilung der Polizei wurden im Verlauf des Abends insgesamt sieben Strafanzeigen wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, fünf Anzeigen wegen Beleidigung und zwei wegen Körperverletzung erstattet. &bdquo;Größere Auseinandersetzungen" konnten durch &bdquo;verstärkte Kräfte" verhindert werden. Vier Personen wurden vorläufig festgenommen An der Renteistraße kam es zu einem Zwischenfall, bei dem ein Mann sich offenbar den Weisungen der Polizei widersetzt hatte. Wie im Internet kursierende Video-Aufnahmen von der Situation zeigen, wurde der laut schreiende Mann von den Beamten zu Boden gebracht, rund um den Einsatz scharten sich mehrere, ebenfalls laut rufende Demonstrationsteilnehmer, die das Geschehen ebenfalls mit Handys filmten. Laut Mitteilung der Polizei wurden die &bdquo;renitente Person" sowie zwei Polizisten leicht verletzt. Insgesamt wurden vier Personen vorläufig festgenommen. Im Verlauf des Abends oder der Nacht zum Samstag wurden zudem von Unbekannten Häuser unterhalb der Promenade beschmiert, darunter auch eine Mauer an der "Schönen Aussicht". Parolen wie "Impfen macht frei!" (offenbar in Anlehnung an den Auschwitz-Spruch "Arbeit macht frei") oder "Grundrechte sind kein Privileg" - beim Graffiti tatsächlich "Priveleg" geschrieben - lassen vermuten, dass hier Impfgegner am Werk waren. Insgesamt steht die Polizei bei beiden Lagern in der Kritik: Während die Befürworter der Demonstration von überharten Reaktionen seitens der Beamten sprechen, äußern die Gegner mitunter völliges Unverständnis darüber, dass die eigentlich schon aufgelöste Demonstration trotzdem durch die Stadt ziehen konnte. Die Polizei verteidigte ihre Taktik: Obwohl sich ein "Großteil der Versammlung verselbstständigt" hatte und sich zahlreiche Teilnehmer über die behördliche Anordnung und geplante Kontrolle der 3G-Regelung hinweggesetzt habe, seien die Teilnehmerströme von den Beamten über die ursprünglich angemeldete Aufzugsstrecke "zur Vermeidung einer Eskalation kanalisiert" worden. Erinnerungen an den Sturm auf das Capitol Seitens der Bielefelder Politik stieß die Demonstration auf scharfe Kritik. &bdquo;Mich regt diese Realitätsverweigerung mittlerweile wirklich auf", kommentierte beispielsweise Angelika Westerwelle (CDU) auf Facebook. Der Schreck werde, so die Prognosen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach einträfen, nach Weihnachten mit der Omikron-Welle kommen. &bdquo;Und dann werden wir sicherlich Freiwillige brauchen, um das Krankenhauspersonal zu entlasten und den Betrieb halbwegs aufrechtzuerhalten." Ratsherr Michael Gugat (Lokaldemokratie in Bielefeld) bezeichnet es auf Twitter als &bdquo;schrecklich", dass &bdquo;Tausende von Quarkdenkern aggressiv durch die Stadt ziehen" konnten. Die vor dem Rathaus entstandenen Bilder erinnern ihn an den Sturm auf das US-Capitol in Washington. Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger (SPD) verweist in einem Facebook-Posting darauf, dass am Freitag nahezu ebenso viele Menschen sich in Bielefeld haben impfen lassen, wie dann am Abend als Impfgegner, Coronaleugner oder Coronamaßnahmengegner unterwegs waren. &bdquo;Diese Gegenüberstellung ist das, was mir Mut macht und mich motiviert." Er habe überlegt, ob nicht &bdquo;all die Leute, die sich verantwortungsbewusst in der Pandemie verhalten", nicht auch zu einer Demonstration auf die Straße gehen müssten. Dies sei jedoch nicht erforderlich, da diese Demonstration bereits tagtäglich stattfinde: &bdquo;Wenn wir ohne Meckern Maske tragen, wo es eng wird, wenn wir regelmäßig zum Testen gehen oder wenn wir uns eben impfen lassen", so Nürnberger. &bdquo;Wir sind mehr."

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