Ein Totenkopf-Schal klärt Rauchbomben-Angriff im Supermarkt auf

Bielefeld/Bünde. Wer ist der Mann, der Anfang des Jahres in einem Rewe-Markt an der Babenhauser Straße Rauchbomben gezündet haben soll? Die Ermittler sind sich sicher, dass ein 31-Jähriger aus Bünde hinter der Tat steckt. Doch wie ist die Polizei dem Angeklagten auf die Spur gekommen?Der Mann ist am Landgericht Bielefeld nicht nur wegen der Rauchbomben-Attacke in Bielefeld angeklagt. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wirft ihm auch vor, im Februar ein Feuer auf einem Gestüt in Kirchlengern (Kreis Herford) gelegt zu haben. Ermittler der Polizei Herford führen beide Fälle zusammen - und finden Gemeinsamkeiten. Schal als Vermummung genutzt Videoaufnahmen vom Tatabend zeigen, wie der Täter zwischen den Gängen spaziert. Anschließend rollt er die Rauchbomben in den Gang des Supermarktes und verschwindet. Die Art der Kleidung, die der Täter trägt, wird später bei einer Durchsuchung im Kinderzimmer des Bünders gefunden. Dazu gehört ein Schal mit einem Totenkopf-Motiv, der zur Vermummung genutzt worden ist. Zudem findet die Polizei auch eine Jacke, die der Täter getragen hat. "Die Jacke stimmt mit den Merkmalen auf dem Überwachungsvideo überein", sagt ein 27-jähriger Ermittler.Auch die Auswertung des sichergestellten Handys des Mannes ergibt Indizien, dass es sich bei dem 31-Jährigen um den Täter aus dem Supermarkt handeln könnte. Auf dem Telefon findet die Polizei Bilder von Presseartikeln, die auf den Vorfall hinweisen. Zudem gibt es Fotos von Rauchbomben, die bei der Tat benutzt worden sind. Die Aufnahmen der Rauchbomben entsprechen dem Typ, der auch im Supermarkt eingesetzt worden ist, teilt der Polizist mit. Bünder ist ein Einzelgänger Die Mutter und die Cousine, mit denen der Mann bis zur Festnahme im Februar 2021 in einer Wohnung lebt, haben offenbar nichts von den Aktivitäten gemerkt. Man habe zwar wie in einer Wohngemeinschaft zusammen gelebt und der Kontakt sei sehr eng gewesen. Ihr Sohn müsse aber allein klar kommen, sagt die Mutter. Private Beziehungen zu Freunden habe er wenig gehabt, schildert seine Cousine. "Außer zur Familie hat er kaum Kontakte gehabt.“ Anfang des Jahres sei ihr Sohn dann aber irgendwie auffällig geworden, berichtet die Mutter. "Manchmal war er ein bisschen anders, wie kann ich das sagen, so verändert. Er wirkte manchmal so abwesend", sagt die 62-Jährige. Sie vermutet, dass ihr Sohn ein Problem mit Drogen haben könnte. Am Tag der Festnahme habe sie Kontakt zu einer Drogenberatungsstelle aufgenommen. "Ich wollte Hilfe und Beratung haben", sagt sie. Dann klicken aber die Handschellen und mittlerweile sitzt der Bünder in der JVA Bielefeld in Haft. Mann fühlte sich überwacht Ein Neffe habe der Mutter einige Wochen vorher zudem erzählt, dass ihr Sohn Stimmen hören und Selbstgespräche führen würde. Dass der Bünder psychische Probleme haben könnte, fällt auch den Ermittlern auf. Die Polizei findet bei einer Durchsuchung einen aufgeschraubten Fernseher. Gegenüber der Polizei gibt die Mutter an, dass ihr Sohn sich von dem Gerät überwacht gefühlt habe. Auch ein Zahnarztbesuch spielt eine Rolle. Dem Bünder ist vor einiger Zeit ein Implantat eingesetzt worden. Ihr Sohn habe immer über einen eingesetzten Chip geredet, das habe sie aber nicht ernst genommen. "Ich bin nicht darauf eingegangen. Tiere werden gechipt, aber Menschen doch nicht." Der 31-Jährige hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert - und wird vorerst auch keine Aussage machen. Am 6. Januar 2022 geht der Prozess weiter. Am dritten Verhandlungstag werden Staatsanwaltschaft und Verteidiger ihre Plädoyers halten. Dem Angeklagten droht die Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung. Beginn der Verhandlung ist um 9 Uhr im Landgericht Bielefeld.

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