Kritik: Mehr als 1.000 Impfgegner müssen keine Maske tragen

Bielefeld. So viele Teilnehmer wie am Freitag hatten selbst die Verantwortlichen nicht erwartet. Sie hatten am Freitagabend unter dem Motto &bdquo;Bielefeld steht auf! Für ein Ende der Corona-Maßnahmen" zu einem ihrer Lichterspaziergänge aufgerufen. Bisher handelte es sich um Demo-Züge maximal einiger Hundert Leute. Nach dem wahrscheinlich größten Zug dieser Bewegung durch Bielefeld geht einer der Demo-Veranstalter diesmal von gut 1.000 Teilnehmern aus. Andere Beobachter zählten sogar bis zu 1.500 Personen. So viele Menschen und fast keiner von ihnen trug eine Maske. War das denn erlaubt? &bdquo;Ja", sagt der Anmelder (der Name ist der Redaktion bekannt). &bdquo;Am Freitag erlaubte die aktuelle Coronaschutzverordnung des Landes Versammlungen unter freiem Himmel mit bis zu 2.500 Teilnehmern. Ob das nächste Woche noch gilt, kann ich aber angesichts der schnell wechselnden Regeln nicht sagen." Abstände vor Rathaus kaum einzuhalten Tatsächlich hatten die Demo-Anmelder auch keine Auflage, Masken zu tragen. &bdquo;Die Polizei hat uns allerdings aufgefordert, den nötigen Abstand zwischen den Menschen herzustellen." Da vor dem Rathaus nicht genug Platz für so viele Demonstranten ist, einigten sich die Polizeiverantwortlichen mit den Demo-Anmeldern, möglichst früh loszuziehen, um die Menge dadurch zu entzerren. &bdquo;In Bielefeld läuft die Kommunikation mit der Polizei immer sehr gut", sagt der Demo-Anmelder. Deshalb sei bisher alles ruhig abgelaufen. Zu Konfrontationen wie bei anderen vergleichbaren Demos in anderen Städten sei es nie gekommen. &bdquo;Diesmal hat die Polizei uns nicht erlaubt, auf den Kesselbrink auszuweichen. Dort hätten wir mehr Platz für so viele Teilnehmer gehabt. Aber er stand nicht zur Verfügung. Deshalb haben wir auf das offene Mikro verzichtet und am Ende nur eine kurze Ansprache gehalten." Eltern haben Sorge vor Kinder-Impfpflicht Woher kam der Zuwachs? Der Anmelder glaubt, dass durch die aktuellen Maßnahmen und Diskussionen über weitere Einschränkungen vor allem viele Eltern zu ihnen gestoßen seien, die in großer Sorge wegen einer befürchteten Impfpflicht für Kinder sind. Doch wer sind diese Demonstranten eigentlich? Sie rekrutieren sich längst nicht nur aus Bielefeld. Die Teilnehmer kommen aus ganz OWL – Minden-Lübbecke, Gütersloh, Lippe. Diverse Telegram-Gruppen machen Werbung für die Demos in der ganzen Region. Die Teilnehmer zeigen Querdenker-Fahnen, Sprüche wie &bdquo;Lieber gekündigt als geimpft", aber auch Nationalflaggen aus der Türkei, aus Kroatien, Österreich, Armenien oder Griechenland. Auch viele Russlanddeutsche sind unter den Demonstranten. Mit den Flaggen demonstrieren sie kulturelle Vielfalt. In der Telegram-Gruppe der Veranstalter tummeln sich aber auch offen rechtsradikal Gesinnte. So werden Beiträge des rechten Youtubers &bdquo;Aktivist Mann" aus Espelkamp in aller Regelmäßigkeit dorthin weitergeleitet. Unwidersprochene Relativierungen zur NS-Zeit Vor einem halben Jahr hatte sich der Anmelder von &bdquo;Bielefeld steht auf" gegen die Einordnung als Querdenker gewehrt. Nun sagt er dazu: &bdquo;Ich bin kein Querdenker, aber ich habe auch schon Querdenker-Demos besucht. Mir geht es ums Thema." Sein Thema ist der unwidersprochene Eingriff in die Grundrechte. &bdquo;Wir sagen nicht, dass es diese Krankheit nicht gibt. Aber ist es deshalb gerechtfertigt, 83 Millionen Bürger in ihrer Existenz zu gefährden?" Er laufe weder bei der Antifa mit, noch bei Nazis. Aber mit allen anderen setze er sich zu diesem Thema auseinander und er hoffe, dass bald auch Pit Clausen nicht mehr unwidersprochen alle Maßnahmen aus Düsseldorf durchwinke. Das linksextreme Recherche-Kollektiv hat mehrfach darauf hingewiesen, dass auf den Lichterspaziergängen auch Anhänger von extrem rechtem Gedankengut unterwegs sind. In den Chats der Gruppe blieben teilweise überdeutliche Relativierungen zur NS-Zeit unwidersprochen. Das Bindeglied der heterogen zusammengesetzten Gruppe sei die Ablehnung der Wissenschaft sowie strukturell bis offen antisemitische Verschwörungstheorien. Sie betonen: &bdquo;Diese Aufzüge als bloß maßnahmen-kritisch zu entpolitisieren ist nicht hinnehmbar." Weitere Demo vor Weihnachten geplant Der nächste Lichterspaziergang ist geplant am Freitag, 17. Dezember, um 18 Uhr auf dem Kesselbrink. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass wir künftig noch mehr beäugt werden", sagt der Demo-Anmelder nach dem großen Auftritt. &bdquo;Aber Stand heute wären dann sogar noch mehr Leute erlaubt."

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