Inzidenz über 400: Polizei kontrolliert City, Schulen stark betroffen, Bundeswehr unterstützt

Bielefeld. Es waren ernüchternde Botschaften, die Krisenstableiter Ingo Nürnberger am Freitag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz den Bielefeldern mitzuteilen hatte. Der Kern: Die vierte Welle der Corona-Infektionen ist in Bielefeld mit mehr Wucht aufgeschlagen, als es die aktuellen Zahlen abbilden. Aufgrund des hohen Melderückstaus im Gesundheitsamt können zu viele Fälle nicht mehr zeitnah bearbeitet werden. Sie tauchen daher auch nicht in der aktuellen Tagesstatistik auf. Ein Déjà-vu aus der dritten Welle. Inzidenzen lagen zwischenzeitlich bei 450 und höher Nicht im 200er-Bereich, sondern im Durchschnitt bei 400 lagen die Inzidenzen der vergangenen zwei Wochen, zeigt sich anhand der vielen Nachmeldungen. Auch die derzeit aktuelle Inzidenz von 268,7 bildet die Realität nicht ab und liegt wohl eher über der 400er-Marke, erklärte Norbert Wörmann, Leiter der Corona-Abteilung. Im Zeitraum vom 26. bis 28. November habe die Inzidenz sogar bei 450 und höher gelegen. "Wir müssen an unserem Meldeproblem arbeiten und in der nächsten Woche wieder deutlich näher an der Realität sein", betonte Nürnberger. Bei bis zu 370 neugemeldeten Infektionen an einem Tag - dem bisherigen Höchststand in der Corona-Pandemie am 23. November - keine leichte Aufgabe, so Wörmann. Und dies, obwohl sein Team 100 Mitarbeitende hat, davon 70 in Vollzeit. Ab Montag würden weitere Kräfte aus dem Rathaus unterstützen, um die Meldelücke zu schließen, die das Bild wohl noch mehr als eine Woche verzerren wird. Mit Ausnahme von Heiligabend werde auch über Weihnachten gearbeitet. Wichtiger Schwellenwert von 350 ist deutlich überschritten Weil die realistische Inzidenzzahl von Bielefeld den Schwellenwert von 350 überschreitet, der weitere Maßnahmen-Verschärfungen in Hotspots vorsieht, ist Krisenstabschef Ingo Nürnberger froh, dass am Freitagnachmittag die neue Corona-Schutzverordnung des Landes erlassen worden ist, die am Samstag in Kraft tritt. Damit wird landesweit die Schließung von Diskotheken und Clubs verfügt, unabhängig von der Höhe der kommunalen Inzidenz. "Sonst hätten wir noch eine Allgemeinverfügung erlassen müssen." Diese wird jetzt aber noch für private Zusammenkünfte erlassen werden müssen. Bei privaten Feiern und Zusammenkünften von Geimpften und Genesenen gilt dann eine Teilnehmergrenze von 50 Personen in Innenräumen und 200 Personen im Außenbereich. Nicht immunisierte Personen könnten nicht teilnehmen, da für sie landesweit strengere Kontaktregeln gelten. Noch ist nicht ganz klar, wann diese Allgemeinverfügung in Kraft treten kann. 210 Klassen von Corona betroffen Wie viel Fahrt das Infektionsgeschehen in der Stadt aufgenommen hat, lässt sich derzeit an den Schulen ablesen. 210 Klassen sind hier laut Krisenstab mittlerweile von Corona betroffen. 289 Schülerinnen und Schüler sowie sechs Lehrkräfte waren bis Freitagmittag infiziert, 117 Schüler und Leher mussten daraufhin in Kontaktquarantäne. In den Kitas sind aktuell 37 Kinder und 26 Mitarbeitende infiziert, weitere 27 Kinder und drei Erwachsene in Kontaktquarantäne. Weil nicht wie in den Schulen regelmäßig getestet wird, befürchtet Norbert Wörmann zudem eine hohe Dunkelziffer der Infektionen mit Covid-19. Obendrein gibt es in der Stadt ein Groß-Cluster mit 23 Infektionen in einer Einrichtung der Eingliederungshilfe. Im Haus Gihon der von Bodelschwinghschen Stiftungen sind 16 von 35 Bewohner und sieben Mitarbeitende von Impfdurchbrüchen betroffen. Insgesamt sind 47 Bewohner und 32 Mitarbeitende im Bereich der Pflege und der Eingliederungshilfe in der Stadt mit dem Virus infiziert. Darüber hinaus musste die Stadt am Freitag drei weitere Tote melden, die noch nicht in die RKI-Statistik des Tages eingeflossen sind. Damit sind 407 Bielefelderinnen und Bielefelder im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben. Zum Thema:Opfer der Corona-Pandemie in Bielefeld - unter 60, doppelt geimpft, gestorben Bundeswehr kehrt zurück Während das Gesundheitsamt bemüht ist die Meldelücken zu schließen, das Liegengebliebene nachzuarbeiten, steigen Bundeswehr und Polizei in die Corona-Prävention mit ein. 2G wird zukünftig auch im Bielefelder Einzelhandel gelten. Davon ausgenommen sind Geschäfte des täglichen Bedarfs. Die Polizei wird die Stadtwache bei Kontrollen der Einhaltung von 2G und Maskenpflicht zunächst einmal am kommenden Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt und in der City unterstützen. Für Christiane Krumbholz, stellvertretende Leiterin des Ordnungsamtes, schon einmal ein wichtiges Signal. Kommunaler Ordnungsdienst, Stadtwache und die derzeit 45 Personen starke Corona-Kontroll-Truppe würden bei den Kontrollen weiter wechselnde Schwerpunkte setzen. Ein großflächige Ausweitung sei kaum möglich. Die Bundeswehr soll in Pflegeheimen zum Einsatz kommen und das Personal bei den Testungen entlasten, wie dies in der Vergangenheit bereits der Fall war. Das Amtshilfeersuchen sei gestellt, so Nürnberger. Alle Corona-News aus Bielefeld gibt es hier im Überblick. Neue Termine: Wo die Bielefelder jetzt ihre Booster-Impfung bekommen

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