Krasser Fall von Rassismus: Bielefelder wird von Harley-Händler beleidigt und bedroht

Bielefeld. Die Twitter-Nachricht schlug am Dienstag ein wie eine Bombe. Geschrieben hat sie der Bielefelder Onur Ocak. Der 33-Jährige veröffentlichte ein Schreiben einer Kölner Vertretung von Harley-Davidson, in der er aufs Übelste rassistisch beleidigt wird. Am Telefon wirkt Ocak gelassen. Überrascht habe ihn der Wortlaut des Briefs eigentlich nicht so sehr. Auf Twitter erhalte er regelmäßig offen rassistische Kommentare. &bdquo;Aber so etwas liest man selten schwarz auf weiß und in dieser Dreistigkeit in einem offiziellen Brief und im beruflichen Kontext." Erhalten hat ihn Ocak, der in Bielefeld lebt und arbeitet, in seiner Rolle als Gewerkschaftsanwalt. Seit drei Jahren ist er in der Verdi-Rechtsabteilung angestellt. &bdquo;Eigentlich ging es hier um einen absoluten Routinefall, wie ich ihn viermal am Tag bearbeite." Wegen Personalengpässen übernahm er den Fall einer ehemaligen Verkäuferin bei Harley-Davidson in Köln von den dortigen Kollegen. &bdquo;Es ging um eine Lohnforderung und ein Arbeitszeugnis." Ocak bat im Auftrag schriftlich um Auskunft zum nicht gezahlten Gehalt der Mitarbeiterin, die ihm dafür eine Vollmacht erteilt habe. Am 12. November kam die Antwort. "Wenn ihr Titel tatsächlich echt ist" Unter dem Briefkopf des Motorrad-Herstellers ist da zu lesen: &bdquo;Möglicherweise ist es in dem Land, aus dem Sie stammen, ja üblich, eine Vollmacht lediglich zu versichern, hier in unserem Land ist das nicht so. Und, wenn ihr Titel tatsächlich echt ist, wissen Sie das auch." Normalerweise veröffentliche ich keine Auszüge aus dem Schriftverkehr. Aber was sich @harleydavidson Köln hier leistet, ist schon so amüsant unterirdisch, dass ich es Euch nicht vorenthalten möchte. pic.twitter.com/HKX86TgGBz Dr. Onur Ocak (@DrOnurOcak) November 15, 2021Ocak kam 1989 mit seinen Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Sie hatten wegen ihrer linkspolitischen Ansichten die Türkei verlassen und Asyl suchen müssen. Später studierte Ocak in Bielefeld. 2020 bewarb er sich für die Linken um das Amt des Oberbürgermeisters. In der Neuen Westfälischen war damals dieses Zitat als Kandidat von ihm zu lesen: "Wer eine gerechtere Stadt will, muss den Mut haben, sich mit den Mächtigen anzulegen." Die Eltern hätten ihm beigebracht, nie aufzugeben, sich durchzubeißen, erzählte er damals der NW. Auf Beleidigung folgt Drohung Dass nach einer Vollmacht gefragt werde, sei nichts Ungewöhnliches, sagt Ocak heute. "Die ist auch kein Problem." Er reichte sie nach. Dann entschied er sich auf seinem Twitter-Kanal, das Schreiben zu veröffentlichen. Eine Anzeige wegen Beleidigung? Darüber denke er nicht nach, sagt Ocak. Aber darüber, den Fall der Kollegen aus Köln-Bonn zu behalten, sollte es zur Gerichtsverhandlung kommen. "Dafür würde ich auch nach Köln fahren." Zur Beleidigung ist inzwischen auch noch eine Drohung hinzugekommen. Diesmal per E-Mail vom Alleinigen Gesellschafter von Harley-Davidson in Köln. Ocak zitiert am Telefon daraus wie folgt: "(...) Sollte sich herausstellen, dass Sie (mittelbar oder unmittelbar) hinter dieser "Kampagne" stecken, dürfen Sie sicher sein, nicht nur Ihre Anwaltszulassung zu verlieren". Und ja, ich werde vom Alleinigen Gesellschafter von @harleydavidson Köln bedroht. Er schreibt mir: sollte sich herausstellen, dass Sie (mittelbar oder unmittelbar) hinter dieser &bdquo;Kampagne" stecken, dürfen Sie sicher sein, nicht nur Ihre Anwaltszulassung zu verlieren. Dr. Onur Ocak (@DrOnurOcak) November 16, 2021Wie das Unternehmen reagiert Harley Davidson hat sich inzwischen zu dem Vorfall geäußert und distanziert sich "in aller Deutlichkeit" von dem Geschäftsführer und seinen Äußerungen. "Wir treten jeder Form von Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz entschieden entgegen" heißt es in einer Stellungnahme von Harley-Davidson Deutschland.

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