Maskenpflicht sorgt für Verwirrung in Bielefeld

Bielefeld. Viele haben sich daran schon längst gewöhnt und greifen wie selbstverständlich beim Verlassen des Hauses inzwischen nicht nur nach Schlüssel und Handy, sondern auch nach der Maske. Für andere bleibt die Mund-Nasen-Bedeckung auch nach eineinhalb Jahren Pandemie ein mitten im Gesicht hängendes, aufgezwungenes Ärgernis. Befeuert wird die Debatte um ein Für und Wider der Maskenpflicht durch die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angekündigte Aufhebung der &bdquo;epidemischen Lage von nationaler Tragweite“: Während die Gegner nun darauf hoffen, dass damit auch die Maskenpflicht fällt, befürchten die Befürworter, dass ein Wegfallen von bundeseinheitlichen Regelungen gerade bei steigenden Infektionszahlen die Akzeptanz in der Bevölkerung weiter mindern könnte. Denn schließlich gibt es schon jetzt und sogar innerhalb von Bielefeld eine derart große Zahl von Regelungen und Vorschriften, dass es schwerfällt zu wissen, wann nun eine Maske verpflichtend getragen werden muss und wann eben nicht.17.000 Verstöße gegen Masken- und Abstandspflicht in Bielefeld Auf das Für und Wider angesprochen, stellt sich der Bielefelder Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger auf die Seite der Befürworter der Maskenpflicht. Er räumt aber ein, dass die Regelungen derzeit nicht ganz optimal sind. &bdquo;Wir haben nur noch eine lückenhafte Maskenpflicht“, sagt Nürnberger. Dies sei beispielsweise in Bezug auf Veranstaltungen oder auf Discobesuche der Fall – oder aber auch in Schulen. &bdquo;Und damit haben wir auch einen lückenhaften Schutz.“In den Schulen dürfte dieser Schutz in absehbarer Zeit sogar noch löchriger werden: Das Düsseldorfer Schulministerium hatte in Aussicht gestellt, dass ab dem 2. November auch innerhalb der Klassen kein Mund-Nasen-Schutz mehr notwendig sein soll. Zuletzt hatten die Kinder und Jugendlichen die Masken ohnehin nur noch innerhalb der Schulen tragen müssen, auf den Schulhöfen war die Maskenpflicht schon länger abgeschafft.»Wir haben nur noch eine lückenhafte Maskenpflicht« Darüber, wann und wo eine Maske getragen werden muss und wo nicht, zeigen sich nicht nur die Bielefelderinnen und Bielefelder, sondern auch die Experten mitunter irritiert. So sieht der an der Universität Bielefeld forschende Epidemiologe Oliver Razum in einigen Situationen eine eher &bdquo;dürftige Evidenzlage“, nach der über Maske oder Nicht-Maske entschieden wird. &bdquo;Mir erschließt sich nicht, warum ich im Kino eine Maske tragen muss, wenn ich zu meinem Platz gehe und dabei kurz an einigen Menschen vorbeikomme, sie am Platz aber abnehmen darf, wenn ich längere Zeit neben anderen Menschen sitze.“Grundsätzlich hält er aber eine Beibehaltung der Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im vollen Supermarkt weiterhin für sinnvoll. &bdquo;Und zwar ganz besonders im Winter, wenn die Belüftung schlecht ist und wenig Abstand gehalten werden kann“, sagt Razum. Anders sehe dies außerhalb von Gebäuden aus. &bdquo;Im Freien ist eine Maskenpflicht nur in Extremsituationen zielführend“, sagt der Epidemiologe.Ungerechte Maskenpflicht: Kinder sagen Oberbürgermeister Clausen die Meinung Als wie extrem die Situationen bewertet werden oder letztlich sind, ist dann aber offenbar wieder eine Frage der Definition – und auch nach eingehendem Studium der Corona-Schutzverordnung (CoronaSchVO) des Landes NRW nur bedingt als &bdquo;einheitliche Regelung“ nachvollziehbar: So bestand bei den unlängst in Brackwede erstmals wieder gefeierten Glückstalertagen (&bdquo;Glütata“) keine Vorschrift, eine Mund- und Nasen-Bedeckung zu tragen.Auch bei der jetzt laufenden Herbstkirmes an der Radrennbahn gibt es keine Maskenpflicht, aber zumindest geben die Veranstalter eine &bdquo;Maskenempfehlung“ heraus. Bei Arminia-Spielen wiederum – gleichwohl ebenfalls praktisch unter freiem Himmel – gilt hingegen eine Maskenpflicht, die sogar rings um das Stadion eingehalten werden muss. Wie dies beim voraussichtlich am 18. November beginnenden Bielefelder Weihnachtsmarkt aussehen wird, haben die Organisatoren von Bielefeld Marketing noch nicht bekanntgegeben.Würden sie derzeit Ingo Nürnberger fragen, würde er ihnen – je nach Umsetzung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen – das Tragen einer Maske ans Herz legen. &bdquo;Ich halte zum jetzigen Zeitpunkt die Maskenpflicht auf jeden Fall dort für sinnvoll, wo viele Menschen ohne 3G-Pflicht aufeinandertreffen“, sagt der Krisenstabsleiter. Bleiben die Zahlen einigermaßen stabil, könnte man die Maskenpflicht im nächsten Schritt dann dort weiter verringern, wo die 3G-Pflicht gilt und auch kontrolliert werden kann.&bdquo;Ich gehe davon aus, dass ab dem 2. November am Platz dann im Klassenraum keine Maske mehr getragen werden muss – wenn wir nicht noch etwas Gegenteiliges hören“, sagt Caro Brauneis, Leiterin des Gymnasiums am Waldhof und Sprecherin der Gymnasien. So habe es das Schulministerium vor den Herbstferien angekündigt.&bdquo;Eine abschließende Information dazu sowie zu einer entsprechend geänderten Coronabetreuungsverordnung erhalten Sie noch in der ersten Schulwoche nach den Herbstferien“, kündigte das Ministerium in der Schulmail vom 6. Oktober an. &bdquo;Die meisten Schüler freuen sich darüber“, berichtet Brauneis. Im Kollegium sei die Meinung hingegen geteilt. &bdquo;Jetzt, wo die Zahlen wieder steigen, bezweifeln einige, ob das der richtige Zeitpunkt ist.“ Grundsätzlich sei Unterricht mit Maske für alle aber schon anstrengender. Die neue Regelung bringe von daher eine Erleichterung.&bdquo;Vor allem im Sportunterricht haben viele die Maskenpflicht als sehr störend und unpassend empfunden“, sagt Tim Seidel vom Stadtelternrat. Ansonsten sei die Meinung der Eltern zum Thema aktuell gespalten. Das läge wohl auch mit daran, dass Maskenpflicht bereits so lange zum Alltag gehöre.

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