Ausgefallene Idee: Wie die neuen City-Toiletten in Bielefeld aussehen könnten

Bielefeld. Zwei Projekte, die in der Innenstadt schon länger für Zündstoff sorgen, sind wichtig und ernste Angelegenheiten. Mit beiden tut sich die Stadt aber äußerst schwer. Und sie beflügeln die Fantasie einiger Politiker mit überraschenden Ideen – wenn sie in der Debatte aufeinandertreffen. &bdquo;Das geht schon teils ins Lächerliche", sagte der, der die Diskussion leitete. Ein neues Taubenhaus am Niederwall war Gegenstand einer Anfrage der FDP, fehlende öffentliche Toiletten am Jahnplatz die Forderung des Seniorenrats in einem Antrag. Mit beidem beschäftigte sich der Stadtentwicklungsausschuss des Rates. Das führte zu einem seltsamen Austausch, den der Vorsitzende Frank Strothmann (CDU) einzufangen suchte. Immerhin gab es einen einstimmigen Beschluss. Doch was haben die beiden Themen gemein? Sie könnten an ein und derselben Stelle realisiert werden. Zumindest warf das Michael Gugat von Lokaldemokratie ein, als es um mögliche Standorte für öffentliche Toiletten ging. Dafür sucht die Stadt lange eine Lösung. Die dafür mal vorgesehene City-Toilette in Litfaßsäulen-Format hinter dem Pizza-Hut ist längst Vergangenheit. Ersatz gibt es nicht. Und das ärgert den Seniorenrat, der angesichts des Jahnplatz-Umbaus erneut auf eine zentrale WC-Anlage drängt. "Kein Ersatz für Litfaßsäulen-Toilette" Auf eine Anfrage im Mai fühlte sich der Seniorenrat von der Stadt nur &bdquo;extrem vage und damit völlig unzureichend" informiert, beklagte Mitglied Jan Scholten. Deshalb sehe sich das Gremium veranlasst, dem dringenden Anliegen der Stadtgesellschaft und Daseinsvorsorge Nachruck zu verleihen. Gerade am Jahnplatz als zentralem Umstiegsort zwischen Bus und Stadtbahn sei das unverzichtbar. Andere Städte wie Trier und Xanten hielten inmitten historischer Ensembles große unterirdische Toiletten bereit. Die hat Bielefeld unter dem Jahnplatz in kleinerer Form auch, nämlich auf der Verteilerebene der Stadtbahnhaltestelle. Aber ihr Zustand ist äußert mäßig. &bdquo;Sie haben noch den Charme eines Bunkers", sagte Andre Langeworth (CDU) nicht nur angesichts der Vandalismusschäden. Sie müsste dringend modernisiert – und besser ausgeschildert werden, sagte Bernd Vollmer (Linke). Denn auch Hinweise vermisst der Seniorenrat. Doch lieber wäre es den meisten, die Toiletten kämen oberirdisch. Aber auf dem Jahnplatz selbst, wo so schon schwer alle Nutzungsarten unterzubringen sind, dürfte kaum ein Plätzchen fürs Örtchen zu finden sein. Gugat: &bdquo;Da bin ich skeptisch." Doch dann hatte er einen Einfall, der auf die vorherige FDP-Anfrage zum Taubenhaus Bezug nahm, für das ein Standort am Niederwall angedacht ist: &bdquo;Könnte man es nicht dort machen?" Tauben werden angefüttert &bdquo;Toilette unten, Tauben oben aufgestockt", spann Gordana Rammert (Bürgernähe) den Gedanken weiter. Denn für die Tauben wäre ein zweigeschossiges Taubenhaus eine Perspektive. Der Tierschutzverein verfolgt mit der Stadt ein solches Vorhaben am unteren Niederwall, um die überhand nehmenden Vögel aus der Altstadt zu verdrängen, wo sie nicht erwünscht sind. Der Verein füttert dort bereits Tiere an, um sie auf das Ziel eines Taubenhauses vorzubereiten. &bdquo;Damit sie sich daran gewöhnen", wie Vereinsvertreter Helmut Tiekötter im Mai erläuterte. Sinn ist, dass den Tauben dort die Eier weggenommen werden, damit sie sich nicht mehr vermehren. Und wenn das Haus oben wäre, könnte vielleicht eine Toilette darunter, so die Überlegung einiger Politiker. Andere fanden das eher seltsam. &bdquo;Dann machen die Tauben den Menschen auf den Kopf", warf Daniel Hofmann, Die Partei, ein. Aber man könne ja mal die Phantasie spinnen lassen und darüber nachdenken. 2,5 Kubikmeter Kot im Jahr Auf die unten käme dann schon einiges zu. Denn mit etwa 2,5 Kubikmeter Taubenkot rechnet das Amt für Verkehr pro Jahr in dem Taubenhaus, teilte es auf die Anfrage der FDP mit. Auf die Zusatzfrage, welcher &bdquo;Anflug-Bereich" bei einem Taubenhaus hinter dem Pizza-Hut durch Kot betroffen wäre, vertröstete das Amt die Politiker noch. Erst müsse geklärt werden, ob im Opitz-Keller am Jahnplatz-Forum ein Fahrradparkhaus entsteht, zu dem vom Niederwall aus die Zufahrt wäre. Außerdem sollte der Standort so gewählt werden, dass im Anflugbereich keine unmittelbare Außengastronomie oder Sitzbänke lägen. Wenn die Parkhauspläne klar wären, gebe es eine umfassende Beschlussvorlage, kündigte das Amt an. Bis da bleibt erst einmal alles im Ungewissen. Immerhin stimmte der Ausschuss dafür, dass bei der Neugestaltung des Jahnplatzes eine hinreichend große, behindertengerechte öffentliche Toilette mit weithin sichtbaren Hinweisschildern errichtet werden solle. Der Platz soll im Juni 2022 fertig sein. Ob das für Taubenhaus und Toilette auch gilt?

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