Vor Frau und Kindern in Handschellen aus der Wohnung geführt

Bielefeld. Es war eher nicht die sprichwörtliche Räuberpistole, die einer Seniorin im August des vergangenen Jahrs bei geheimen Treffen in Schloß Holte-Stukenbrock und Bielefeld präsentiert wurde - vielmehr handelte es sich um die Schreckschusswaffe eines dreisten Betrügers. Das Amtsgericht verurteilte den Täter nun zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten. Der vorbestrafte Mann hatte sein Opfer mit einer perfiden Masche dazu gebracht, ihm mehr als 20.000 Euro zu übergeben. Angeklagter hatte 100.000 Euro Schulden Es waren wohl die Spielschulden, die Ismet N. (Namen aller Betroffenen geändert) dazu brachten, in den vergangenen Jahren immer mal wieder straffällig zu werden. Rund 100.000 Euro Schulden hatte der 50 Jahre alte Mann aus Schloß Holte-Stukenbrock schließlich angehäuft. In dieser ausweglosen Situation begann er zu stehlen und zu betrügen. Fiese Betrugsmasche mit dem Kiosk am Loom Mit den erwartbaren Konsequenzen: Nicht nur, dass er wegen einer Serie von Ebay-Betrügereien zu einem Jahr und neun Monaten Gefängnis verurteilt wurde - auch seinen Job verlor er, weil er in in der Firma, in der er mehr als 20 Jahre gearbeitet und nach eigenen Angaben eigentlich gutes Geld verdient hatte, geklaut hatte. "Das tut mir am meisten weh", sagte N. nun in der Verhandlung vor dem Amtsgericht. Am 10. August 2020 traf Ismet N. wohl eher zufällig auf die ihm flüchtig bekannte Ursula F. (74). Er wusste, dass der Sohn der Frau ein Drogenproblem hat - und N. ersann einen perfiden Trick. Er sagte der Seniorin, dass er dringend mit ihr reden müsse. Dies dürfe jedoch niemand mitbekommen, weshalb man sich am Hallenbad in Sennestadt treffen solle. Die verunsicherte Frau tat wie ihr geheißen und fuhr nach Bielefeld. Am verabredeten Treffpunkt setzte sich Ismet N. zu ihr ins Auto auf den Beifahrersitz und sagte, dass sich Oliver, der Sohn der Frau, in größten Schwierigkeiten befinde. Dieser stehe nämlich bei einem Bielefelder Mafia-Boss mit 38.000 Euro in der Kreide. Nach einem fingierten Telefonat zahlte die besorgte Frau Darüber hinaus habe sich Oliver, so spann N. die Geschichte weiter, eine Pistole bestellt. Wenn verhindert werden solle, dass der Sohn damit irgendwelchen Unfug anstellt, so müsse man diesem zuvor kommen. Die verängstigte Mutter übergab N. 1.500 Euro und fuhr mit ihm in die Bielefelder Innenstadt. Dort begab sich der Angeklagte in ein Geschäft, in dem er für 150 Euro eine Schreckschusspistole erwarb. Dieser zeigte er später im Auto der Frau, die die Waffe für echt hielt. Er könne, so führte N. weiter aus, das Schuldenproblem des Sohnemanns diskret lösen, wenn Ursula F. ihm das Geld zur Verfügung stelle. Internetbetrüger bringt 7-jährigen Bielefelder um seine Ersparnisse Am Folgetag bat N. die Frau abermals zu einem heimlichen Treffen, diesmal in Schloß Holte. Dort präsentierte er ihr einen angeblichen Schuldenzettel der Mafia, auf dem der Name von Oliver F. stand. Sie könne die Summe in der Kürze der Zeit nicht aufbringen, teilte die Frau dem Betrüger mit. Dieser führte daraufhin ein fingiertes Telefonat mit dem nicht existierenden Mafiaboss und sagte F. im Anschluss, dass der Gläubiger sich netterweise mit 20.000 Euro zufrieden gebe. Am Folgetag trafen sich der Angeklagte und Ursula F. auf einem Parkplatz an der Mercatorstraße in Bielefeld, wo die Frau das Geld überreichte. "Er war so überzeugend" In den folgenden Tagen wuchsen bei Ursula F. jedoch die Zweifel. Schließlich vertraute sie sich ihrer Tochter an. Diese gab der Mutter den Rat sich damit sofort an die Polizei zu wenden, das Verfahren kam ins Rollen. "Ich schäme mich zutiefst, dass ich darauf hereingefallen bin", sagte F. nun in der Verhandlung, "aber er war so überzeugend. Er hat sich im Auto bei mir sogar immer wieder umgedreht, ob uns auch wirklich niemand beobachtet." "Es tut mir wirklich sehr leid", hatte der Angeklagte bereits zuvor ausgeführt. Zumindest von seiner Spielsucht sei er jedoch kuriert: "Bei mir hat es Klick gemacht, als ich vor meinen Kindern mit Handschellen aus der Wohnung geführt wurde und meine Frau daraufhin auch erst mal drei Tage weg war", sagte der 50-Jährige in der Verhandlung. Das Schöffengericht unter dem Vorsitz von Richterin Astrid Salewski verurteilte Ismet N. schließlich zu zwei Jahren und acht Monaten Haft.

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