In die Falle getappt: Auf diesen Parkplätzen hagelt es jetzt Knöllchen

Bielefeld. Durch die Umgestaltung des Jahnplatzes wird vieles anders in der Bielefelder Innenstadt. Vieles ist noch vorübergehend. Manches Dauer-Provisorium sorgt nach einem halben Jahr aber bereits für Stirnrunzeln. Etwa der neue Taxi-Stand am Niederwall (Höhe Vapiano-Restaurant). Die Stadt musste den ursprünglichen Standort am Jahnplatz (hinter dem Pizza-Hut-Restaurant) verlegen. Doch an der neuen Stelle herrscht tote Hose. Falschparker statt Taxis Leser Björn Kleine-Tebbe berichtet: &bdquo;Ich habe von meinem Arbeitsplatz einen guten Blick auf den Parkstreifen. Dort steht nie auch nur ein einziges Taxi." Dafür verirrten sich immer wieder Autofahrer auf die ehemaligen West-LB-Parkplätze. &bdquo;Wer beim Rechtsabbiegen auf den Parallelstreifen den Schulterblick nach hinten macht, übersieht das Taxischild auf der linken Seite leicht", sagt der Rechtsanwalt. Entsprechend hagelte es für viele Parker teure Knöllchen. Denn dort herrscht – außer für Taxis – absolutes Halteverbot. Seit dem 1. Februar existieren die neuen Taxiplätze am Niederwall. &bdquo;Ich selbst habe gleich im März da ein Ticket bekommen, weil ich so begeistert war, endlich einen freien Parkplatz gefunden zu haben", berichtet Kleine-Tebbe. &bdquo;Auch mir war das Taxischild nicht aufgefallen." Viele weitere Autofahrer seien seitdem in die gleiche Falle getappt. 125 Knöllchen Der Anwalt glaubt, dass die Stadt hier eine einfache Einnahmemöglichkeit geschaffen hat. &bdquo;Knöllchen werden hier sehr schnell verteilt." Er kritisiert, dass hier ohne Not fünf bis sechs Parkplätze blockiert würden, die nicht genutzt werden. &bdquo;Dabei ist der Mangel an normalen Parkplätzen spätestens seit dem Altstadt-Versuch spürbar groß. Diese Parkplätze werden dringend gebraucht." Wie Stadtsprecherin Kristina Beermann mitteilt, wurden seit dem 1. Februar 2021 tatsächlich ungefähr 125 Verwarnungen an Falschparkende an dem neuen Taxistand ausgestellt. Das füllt die Stadtkasse sicherlich nicht, zeigt aber den Mangel an Alternativen sogar in der Zeit als der Lockdown die Leute nach Hause zwang. Die BIETA lehnt die neuen Plätze ab Dass vorm Vapiano eigentlich nie ein Taxi steht, bestätigt auch Spyridon Athanasiou, Geschäftsführer der Bielefelder Funk-Taxi-Zentrale (BIETA). Das Amt für Verkehr hatte bei der BIETA kürzlich angefragt, ob die alternativen Taxiplätze nicht benötigt würden. &bdquo;Am 2. Juni haben wir der Stadt mitgeteilt, dass der Ausweichplatz nicht von Kunden genutzt und deshalb auch nicht mehr gebraucht wird. Wir dachten, die Schilder seien längst wieder weg", sagt er. Zu weit: Älterer Kunde klappt zusammen Taxifahrer Ralf Weikusat wird richtig wütend, wenn man ihn auf die aktuelle Situation anspricht: &bdquo;Ich habe da mal vier Stunden lang gestanden. Da kam niemand vorbei." Denn eine der größten Zielgruppen in der Innenstadt sind für die Taxiunternehmer die Patienten, die zu den Jahnplatz-Praxen müssen. &bdquo;Die älteren Kunden mit Rollator, die schaffen den langen Fußweg gar nicht", sagt Weikusat. Ein Kunde habe sich bis zum Vapiano-Standort gekämpft. Als dort kein Taxi zu finden war, habe er kehrtgemacht und sei auf dem Fußweg zusammengeklappt. &bdquo;Ich habe ihm vom Boden wieder aufgesammelt." Fahrräder oder Taxis? Seitdem steht Weikusat am Rande der Baustelle am alten Standort. Das werde von der Stadt aktuell geduldet, so lange niemand durch die Taxis behindert wird. Noch völlig unklar ist aber, wo die Taxis nach dem Umbau stehen werden. Das hängt nach Angaben der Stadtverwaltung davon ab, wie im September die politischen Beratungen zur Umgestaltung des Niederwalls ausfallen. Insbesondere steht noch eine Entscheidung zu der Variante mit einem Fahrradparkhaus im &bdquo;Opitz-Keller" aus, sagt Olaf Lewald vom Amt für Verkehr. Sollte die kommen, müssten die Pizza-Hut-Stellplätze der Taxis für die lange Zufahrt-Rampe geopfert werden. Aber auch ohne Fahrradparkhaus könnte es so kommen. Denn auch die Wendeschleife werde womöglich nicht bleiben. Beschwerde wegen Arbeitsbehinderung bei der IHK Ralf Weikusat ist seit 30 Jahren eigenständiger Taxiunternehmer. Die Reduzierung der bisherigen zwölf Taxi-Plätze auf jetzt nur noch zwei, die neuerdings vor der Tourist-Info zur Verfügung stehen, lässt ihn nicht kalt. &bdquo;Sollte das so bleiben, dann lege ich Beschwerde bei der IHK ein, weil ich mein Geld nicht mehr verdienen kann." Unnötigster Taxistand Kleine-Tebbe versteht wiederum nicht, warum die Behörde &bdquo;den unnötigsten Taxistand der Stadt" nicht sofort auflöst: &bdquo;Diese Parkplätze könnten in der Altstadt für Entspannung sorgen." Doch die Verwaltung wartet noch ab: Sie möchte vor einer Freigabe der Taxiplätze die politische Entscheidung im September abwarten. &bdquo;Es wäre nicht gut, wenn man den Taxistand auflöst, ihn ab September aber doch wieder installieren muss", so Lewald.

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