Bielefelder Polizei bekommt eine neue Spezialeinheit

Bielefeld. Die Bielefelder Polizei rüstet auf. Um bei der Unfallaufnahme mit dem technischen Fortschritt in der Autoindustrie Schritt halten zu können, ist inzwischen hochmoderne Technik nötig, um den Hergang des Unfalls rekonstruieren zu können. Herkömmliche Spurensicherungstechniken der Polizei stoßen längst an ihre Grenzen. Deshalb bildet die Polizei nun Spezialteams für die Unfallaufnahme aus. Am 1.September feiert die neue Spezialeinheit für schwere Unfälle in Bielefeld Premiere. NRW-Innenminister Reul erklärt die neuen Verkehrsunfallaufnahme-Teams (VU-Teams), die nun landesweit einheitlich eingeführt werden sollen, so: &bdquo;Was beim Mordfall die Spurensicherung ist, ist an einem Unfallort künftig das VU-Team.“ Die extra geschulten Beamten bringen spezielle Technik mit, die in einem herkömmlichen Streifenwagen normalerweise keinen Platz finden. Denn klassische Brems- und Blockierspuren sind in Zeiten von Fahrassistenzsystemen zunehmend Mangelware am Ort des Geschehens. Bester Zeuge: Die Steuerungsgeräte moderner Autos speichern alle wesentlichen Daten Vielmehr benötigen Unfall-Analysten heute digitale Lesegeräte, mit denen sie die präzisen Daten der Steuerungsgeräte moderner Fahrzeuge auslesen können. Außerdem sind die VU-Teams geschult in der Anwendung von 3D-Scannern und Drohnen, um den Unfallort möglichst exakt zu dokumentieren. Reul: &bdquo;Die Digitalisierung im Straßenverkehr betrifft auch die Spurensuche nach einem Unfall. Das macht Spezialisten bei der Polizei unerlässlich.“ Längst sind in der Aufarbeitung die messbaren Aspekte eines Unfalls gegenüber Zeugenaussagen in den Vordergrund gerückt. Unfallsachverständige arbeiten daher schon lange mit digitalen Daten für ihre Gutachten. Auch sie verwenden Lesegeräte, Drohnen und 3D-Scanner für ihre Analyse. Ob ihre Arbeit durch die moderne Technik der VU-Teams damit beschleunigt oder in manchen Fällen sogar überflüssig wird, das konnte Bielefelds Polizeisprecherin Hella Christoph nicht beantworten. Bielefeld ist als erster dran, Paderborn muss noch ein Jahr warten In acht Polizeibehörden in NRW gibt es bereits – zum Teil seit mehreren Jahren – VU-Teams. Das Innenministerium hat sich nun entschieden, diesen Standard innerhalb der nächsten drei Jahre auch in den 17 übrigen Polizeibehörden einzurichten. Denn dort haben weiterhin Beamten aus den Streifenwagen die Unfallaufnahme übernommen. Bielefeld, Münster und Dortmund sind die ersten, die ab September neue VU-Teams installieren können. Ein Jahr später – September 2022 – folgen Paderborn, Kleve, Steinfurt und der Hochsauerlandkreis. Aachen und Wuppertal müssen noch bis 2023 warten. Dabei gehe es nicht unbedingt darum, dass die Ergebnisse der Streifenbeamten bisher unbefriedigend waren, aber die Unfallaufnahme wurde eben nicht einheitlich durchgeführt. Außerdem werden die VU-Teams technisch besser ausgestattet, erklärte Reul: &bdquo;Uns bringen die besten Spezialisten nichts, wenn wir ihnen nicht die richtige Technik an die Hand geben.“ Einsatz bei Getöteten, Schwerstverletzten und illegalen Rennen Kommen die VU-Teams nun bei jedem Verkehrsunfall zum Einsatz? Nein. Sie sollen vor allem bei Verkehrsunfällen mit Getöteten und Schwerstverletzten angefordert werden. Aber auch bei Unfällen nach verbotenen Kfz-Rennen mit Personenschaden soll ihre moderne Technik die Aufarbeitung deutlich vereinfachen. &bdquo;Im schlimmsten Fall geht es um die Frage, wer für einen tödlichen Unfall zur Rechenschaft gezogen wird. Eine gute und professionelle Unfallaufnahme verhilft letztlich Opfern und Angehörigen zu ihrem Recht“, so der Minister. 2020 gab es in Nordrhein-Westfalen insgesamt 430 tödliche Verkehrsunfälle. Zum Thema: Was machen eigentlich Drohne und 3D-Scanner am Unfallort?

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