Freibad stillgelegt: Jöllenbecker müssen für Jahre auf Schwimmbad verzichten

Jöllenbeck. &bdquo;Es ist eines der schönsten Bäder in Bielefeld", findet Klaus Duda. Der 66-Jährige erzählt, dass er früher regelmäßig seine 1.000 Meter im Freibad geschwommen ist. &bdquo;Für Kinder ist ein Bad im Stadtteil wichtig", sagt Ehefrau Franka. Das sieht Hanna Haag (36) auch so. Die zweifache Mutter wohnt in der Nähe des Naturstadions. Nun müssen sich alle gedulden – bis zur Eröffnung des Kombibades, das an gleicher Stelle gebaut werden soll. Wie berichtet, hat die Bielefelder Bädergesellschaft (BBF) das Freibad geschlossen, weil 200.000 Liter Wasser aus einem Becken versickert sind. Im Juni haben Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Betonwände komplett neu gestrichen, die Sanitäranlagen, auf Vordermann gebracht sowie das Außengelände und die Pumpen fit gemacht. &bdquo;Wir befanden uns in den normalen Saisonvorbereitungen", berichtet Birgit Jahnke. Parallel seien alle Hebel in Bewegung gesetzt worden, um die für einen Betrieb benötigte Anzahl an Rettungsschwimmern unter Vertrag nehmen zu können. Erst am 19. Juli habe eine Mitarbeiterin entdeckt, dass der Wasserstand im Nichtschwimmerbecken niedriger sei, als er sein müsste. Die Bielefelder Bädergesellschaft entschied nach einer Analyse, dass das Bad nicht öffnen kann. &bdquo;Eine Inbetriebnahme ohne umfassende Fehlersuche und Reparatur wäre unverantwortlich", sagte BBF-Geschäftsführer Jürgen Athmer. Vermutet werde, dass während des strengen Frostes im vergangenen Winter ein Rohr gebrochen sei. Die Jöllenbecker CDU hat mit ihrer Aussage von sich reden gemacht, die Bürger seien über die tatsächlichen Gründe der Schließung belogen worden. Es gehe nicht um einen Personalmangel, vielmehr sei die Pandemie ein Vorwand dafür, die Mängel am Schwimmbecken zu vertuschen. Es ist eines der schönsten Bäder Bielefelds Für Bezirksbürgermeister Mike Bartels (SPD) ist dieser Vorwurf nicht haltbar: &bdquo;Allein schon die Vorstellung, dass in der gesamten Hierarchiekette – angefangen beim Personal vor Ort über die betriebseigenen Techniker bis hin zur Geschäftsführung – die Unwahrheit gesagt wird, um eine Öffnung des Freibades zu verhindern und so eventuell eine schwierige Personalsituation zu verschleiern, ist abwegig." Eine mögliche Schließung habe seit mindestens zehn Jahre immer wieder zur Debatte gestanden – &bdquo;und es war allen Beteiligten klar, dass ein schwerwiegendes technisches Problem das sofortige Aus für das Bad bedeuten würde." Bartels bedauert, dass es in Jöllenbeck nicht zur Gründung eines Fördervereins gekommen ist, wie beispielsweise in Schröttinghausen oder Dornberg. &bdquo;Wir haben letzte Woche über eine mögliche Schließung diskutiert und konnten guten Gewissens keine andere Entscheidung fällen", bedauert Jahnke. Sie könne verstehen, dass die Jöllenbecker enttäuscht seien, aus Sicherheitsgründen sei eine Öffnung jedoch nicht möglich. Die Stadtwerke-Sprecherin betont, dass die Anlage in den vergangenen Jahren regelmäßig gepflegt worden sei. Es habe immer wieder Reparaturen an Rohrleitungen gegeben. &bdquo;Wir haben diesmal sogar ein Sonnensegel für das Kleinkinderbecken aufgebaut." Jetzt sei jedoch das Ende der technischen Lebensdauer erreicht. 2017/18 habe sich die BBF die Frage gestellt, was eine grundlegende Sanierung kosten würde. Herausgekommen sei eine Summe von 4,5 bis 5,5 Millionen Euro. Ein Jahr später kam dann bereits das Kombibad ins Gespräch. Die BBF geht von einem fünf- bis sechsstelligen Betrag aus, den die Sanierung kosten würde. Dies sei dem Steuerzahler kaum zu vermitteln, zumal das Aus spätestens nach der Saison 2022 gekommen wäre. Letztlich hätten die ökonomischen Gründe für die Schließung gesprochen. &bdquo;Wir würden also für eine Zeit von maximal vier Monaten im kommenden Sommer viel Geld in die Hand nehmen", sagt Athmer. Und dies in einem Bielefelder Freibad mit den geringsten Besucherzahlen. &bdquo;Selbst im Supersommer 2019 gab es weniger als 21.000 Badegäste", rechnet der Bäderchef vor. Birgit Jahnke erklärt, dass das Wasser zunächst im Becken bleibt. Die Pumpen seien jedoch ausgeschaltet worden: &bdquo;Wenn die laufen, verlieren wir noch mehr Wasser." Damit es keinen größeren Schaden gebe, werde das Wasser – von dem ein Teil in die Drainage gehe – wieder über Schläuche zurück gepumpt. &bdquo;Jetzt geht eine Ära zu Ende", bedauert Cigdem Terzi. Die Inhaberin eines Reisebüros an der Dorfstraße hat ihre Mittagspause häufig für einen Freibadbesuch genutzt. Dafür jetzt in das benachbarte Schröttinghausen zu fahren, kommt für die 45-Jährige nicht in Frage. &bdquo;Wir wollten eigentlich dieses Jahr wieder loslegen mit dem Schwimmen", sagt Hanna Haag. In den vergangenen Wochen sei sie häufig mit dem Rad am Bad entlanggefahren und habe beobachtet, wie das Wasser eingefüllt worden sei. &bdquo;Das ist so ein schönes Gelände. Ich wohne seit den 70er Jahren in Jöllenbeck und bin früher oft dorthin gegangen", erzählt Gudrun Quermann (72). Vor allem für die Kinder tue ihr der Verlust leid. Im Juni hat die Bezirksvertretung einstimmig für die Erstaufstellung des Bebauungsplanes zum Kombibad votiert. Das Büro Drees und Huesmann hat bereits einen Entwurf vorgelegt. &bdquo;Die Parkplätze entstehen dort, wo sich jetzt das Planschbecken befindet", erläutert Mike Bartels. Der Vorteil sei, dass die Plätze vom Wörheider Weg aus erreicht werden könnten – und der Parkdruck damit aus dem Wohngebiet genommen werde. Zwar sei auch eine Fläche südlich des Freibads im Gespräch gewesen. Dafür hätten jedoch Bäume gefällt werden müssen. Außerdem sei das Gelände abschüssig. Wenn alles klappt, könnte das neue Kombibad 2025 in Betrieb gehen.

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