Familienfreundliche Rundwanderung verbindet zwei Süd-Highlights

Bielefeld. Um es gleich vorwegzunehmen: Wer auf dieser letzten Rundwanderung des fünfteiligen Lämmerwegs unterwegs ist, der hat meist Asphalt unter den Füßen. Der Weg verläuft zwar überwiegend über schmale Straßen, gleichwohl sind die meisten Menschen zu Fuß wohl doch lieber auf Waldpfaden, Feld- oder Wiesenflächen unterwegs. Für sie ist eine Erkundung eher mit dem Rad zu empfehlen. Zumal die einzige Strecke, die durch den Wald führt, nicht mehr begehbar ist. Wer nicht so trittsicher ist, der fühlt sich hier aber sicherlich gut aufgehoben. Und Teil fünf dieses Bielefelder Wanderwegs, 6,5 Kilometer lang und in anderthalb bis zwei Stunden zu schaffen, bietet mit dem Museum Osthusschule und Ramsbrocks Hof sogar gleich zwei "Süd-Highlights". Hinweg zum Landschaftspflegehof Ramsbrock Offizieller Startpunkt - mit Parkmöglichkeit - ist das Museum Osthusschule an der Senner Straße. Der Weg über Friedrichsdorfer Straße und Schotterweg durch das kleine Waldstück ist nicht mehr möglich, weil es dort einen Eigentümerwechsel gegeben hat, erklärt Dietmar Althaus vom städtischen Umweltamt. Wer vor dem Grundstück nach links der kleinen Straße im Rund bis zur Autobahn folgt und dann parallel bis zum Reiherbach geht, der kommt spätestens am Wasserlauf nicht weiter. Zumindest trockenen Fußes. Derzeit sei eine Neuerschließung dieses Abschnitts in Planung, berichtet Althaus. Zudem müssten die teilweise verblichenen - und teilweise gar nicht mehr vorhanden, weil gestohlenen - Wegschilder ersetzt werden. "Wir wissen, das eine ganze Anzahl in irgendwelchen Partykellern oder irgendwo als Mobilée hängen." Solange empfiehlt er die Strecke vom Osthusmuseum über die Senner Straße/Kreisverkehr/Friedrichsdorfer Straße und dann links in die Niederheide, zurück auf den ursprünglichen Weg. Dort auf die Abbiegung in den Geh-/Radweg achten, sie ist leicht zu übersehen. Durch die Siedlung Windflöte führt der Weg zurück auf die Friedrichsdorfer Straße und auf der anderen Seiten in den Reiherweg, dort an Wald- und Weideflächen entlang bis zur Ummelner Straße. Rechts, gleich wieder links in den Ramsweg und dann nach links, der Beschilderung folgen, zum Landschaftspflegehof Ramsbrock. Rückweg zur Osthusschule Zum Osthusmuseum geht es zurück auf die Ummelner Straße. Dort links und nach rund 250 Metern in einer Linkskurve nach rechts auf einen Grasweg einbiegen, der am Waldrand (links halten) immer schmaler wird. Die Karl-Triebold-Straße queren in den Kranzheider Weg. An der Kreuzung rechts in den Botweg abzweigen. Den Höhenzug des Teutoburger Waldes vor Augen, geht es an Ackerflächen und einzelnen Häusern vorbei zu einem Waldstück. Weiter geradeaus über den Holenbruch bis zur Senner Straße. Dort führt der Lämmerweg nach rechts auf den Gehweg bis zur Bushaltestelle der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne, die mancher auch von der Open-Air-Konzertreihe "Kultur im Knast" kennt. Gegenüber geht's zum Ausgangspunkt, der Osthusschule. Station 1 und 2 Der Hof Kranzmann (1) - heute Lange - wurde erstmals im Ravensberger Urbar von 1556 erwähnt. Das Haupthaus von 1753 ist weitgehend erhalten. Der Vollerwerbsbetrieb lebt heute von der Milchwirtschaft. Hof Ramsbrock (2) wurde ebenfalls 1556 erstmals urkundlich erwähnt. Ein so einheitliches Ensemble aus weitgehend unveränderten historischen Gebäuden - mehrere stehen unter Denkmalschutz - findet man selten im Bielefelder Süden. Das Haupthaus in schlichter Ziegelbauweise mit wenigen neugotischen Architekturelementen wurde 1883 zur bevorstehenden Hochzeit des Hofbesitzers Heinrich Adolf Ramsbrock mit Anna Maria Wilhelmine Schulte auf'm' Erley aus Avenwedde gebaut. Der Schafstall, 1773 für den damaligen Hofbesitzer Franz Henrich Ramsbrock errichtet, ein zweischiffiger Dreiständerbau, wurde seit der Sanierung 2001 wieder als Stall für die Bethel-Schafherde genutzt. In der Feldscheune aus rotem Backstein logiert heute, farblich passend, Rotes Höhenvieh. Seit 1986 gehört der Hof der Stadt Bielefeld. Das dazu gehörige Gelände drumherum (rund 85 Hektar) wurde aufgeforstet, die Grünlandflächen werden extensiv bewirtschaftet. Der Hof selbst wird für Kinder- und Jugendarbeit sowie für Veranstaltungen genutzt. Vorsitzender des Fördervereins ist Bielefelds früherer Oberbürgermeister Eberhard David. Stationen 3 bis 5 Beim Bau der Osningstraße wurden 1922 auf Höhe der Haarnadelkurve größere Mergellager entdeckt. Das Kalkgemisch, heute ein wichtiger Rohstoff für die Zementindustrie, wurde mit Schleppzügen in der Gemeinde Senne als kleine Haufen verteilt. Die Bauern holten sich davon Mergel und verteilten ihn auf ihre nährstoffarmen Äcker und Wiesen, um die Erträge zu steigern. Von der großen Verteilaktion, die 1962 abgeschlossen wurde ist heute noch ein Hügelchen (3) an der Karl-Triebold-Straße erhalten. Der ist allerdings ziemlich überwachsen und nur von scharfen Augen zu entdecken. Dort, wo heute die JVA Senne (4) steht, gründete der Senner Lehrer Karl Triebold Anfang der 1920er Jahre in einem Kiefernwald ein Erholungsheim für kranke Kinder, die "Waldschule". Ab 1926 entstand hier eine Haushaltungsschule für tuberkulös gefährdete Mädchen, in der NS-Zeit ein BDM-Kurheim (Bund Deutscher Mädel). Ab 1939 wurden die Gebäude als Reservelazarett genutzt, nach Kriegsende von der Militärregierung als Ausländerkrankenhaus. Ab 1948 fiel der Besitz an die Landesversicherungsanstalt, die hier eine moderne Fachklinik für Erkrankungen der Atmungsorgane einrichtete. 1986 wurde sie an das Land NRW verkauft und dient heute als Gefängnis. Der Hof Osthus (5), 1177 erstmals erwähnt, gehörte zu den ältesten hiesigen Höfen. 2017 erwarb die Stadt Bielefeld den Hof mitsamt der dazugehören rund 100 Hektar großen Flächen. Station 6 Das Museum Osthusschule an der Senner Straße besteht aus zwei Gebäuden und einer ausgedehnten Gartenanlage inklusive Waldlehrpfad. Im roten Backsteingebäude, eine zweiklassige Volksschule von 1835, gibt es ein original eingerichtetes Klassenzimmer aus der Zeit um 1900. Dort wird auch historischer Unterricht für Schulklassen und Gruppen angeboten. In einem Raum der ehemaligen Lehrerwohnung ist das Senner Heimatarchiv untergebracht, im zweiten Ex-Klassenzimmer eine Lehrbuch-, Lernmittel- und Tierpräparatesammlung. In der aus Oldentrup translozierten Fachwerkschule von 1832 sind unter anderem Küche, Stube und Schlafzimmer eines Dorfschullehrers um 1800 eingerichtet. Hinter dem Haus erstrecken sich Bauern- und Kräutergärten. Zudem ist auf dem Gelände ein Rosarium mit etwa 80 Arten und eine in den Beeten liebevoll platzierte Skulpturensammlung heimischer Künstler zu sehen. Massive Holzbänke und Tische laden zum Verweilen ein.

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