Ortspolitiker schocken Bielefelder Flüchtlingsfamilie

Bielefeld. &bdquo;Was bedeutet das? Müssen wir jetzt ausziehen?", fragt Malchin (11), als das nette ältere Ehepaar aus der Nachbarschaft, das die Familie regelmäßig besucht und Ausflüge mit den Kindern unternimmt, ihnen verwundert die NW zeigt. Die Wohnung werde zum Sommer frei, heißt es in dem im kurzen Bericht erwähnten Antrag von SPD, Grünen und Linken zum Ausbau der Räumlichkeiten der OGS an der Grundschule zum kommenden Schuljahr, der Anfang Mai in der Bezirksvertretung Dornberg auf der Tagesordnung stand. Sie solle Berücksichtigung bei den Plänen finden. Malchins Eltern, die noch nicht ganz so sicher sind mit der deutschen Sprache wie ihre älteste Tochter, sind überfragt, verwundert - und erstmal geschockt. Denn informiert hat sie ihr Vermieter, das Sozialamt, nicht. Das wiederum hat die Wohnung vom Immobilienservicebetrieb der Stadt (ISB) angemietet. Dringender Ausbaubedarf für die OGS der Grundschule Dort ist man irritiert über die Information über das angebliche Freiwerden der Hausmeisterwohnung im rot-rot-grünen Antrag der Ortspolitik. &bdquo;Uns ist da nichts bekannt", sagen Frank Spengemann vom ISB und Yashar Gooklani, zuständiger Sachbearbeiter beim Sozialamt. Auch Bezirksbürgermeister Paul John (Grüne) kann nicht beantworten, wie es zu der Aussage im Antrag gekommen ist. &bdquo;Wir werden das aber kurzfristig klären", verspricht er. Was auch immer dahinter stecke, die Kommunikation sei so natürlich &bdquo;ein Fauxpax". Dafür müsse man sich bei der Familie entschuldigen. Tatsächlich habe es aber noch vor Corona eine Begehung an der im Verbund mit der Wellensiekschule arbeitenden Schule gegeben. Mit dem Ergebnis, dass in der OGS am Standort Hoberge dringender Ausbaubedarf bestehe. &bdquo;Wenn die Wohnung tatsächlich frei wird, wäre es wirklich gut, sie dafür zu ertüchtigen", sagt John. Miete für die sanierungsbedürftige Altbauwohnung wird immer teurer Auch wenn Bouzans sich sehr wohl fühlen in Hoberge und dort gut vernetzt sind, haben sie tatsächlich schon über einen Umzug nachgedacht. Die Räume in der ehemaligen Hausmeisterwohnung, die beim Einzug stark heruntergekommen waren und von der Familie mit Unterstützung aus der Nachbarschaft in Eigenregie renoviert wurden, sind zwar recht groß, aber es gibt nur ein Kinderzimmer. Aber es sei nicht einfach, mit vier Kindern eine geeignete Wohnung zu finden. Vier oder fünf Zimmer, gut 100 Quadratmeter, möglichst zentral gelegen in Quelle, Stadtmitte, Sieker, Hoberge oder Dornberg, mit Balkon, Terrasse oder kleinem Garten: &bdquo;Das wäre perfekt", sagt Malchin. Wichtig ist der Familie, die 2015 aus Syrien flüchtete, dass Malchin weiterhin von dort gut mit Bus und Bahn zum Ratsgymnasium und Shirdy (10) ab Sommer zur Queller Gesamtschule kommt. Bouzans müssen monatlich pro Person 210 Euro - also insgesamt weit über 1.000 Euro - Miete für die nicht sanierte Altbauwohnung ans Sozialamt zahlen. Das sei mit jedem Kind immer teurer geworden. Deshalb dachten sie, sie könnten sich kaum eine andere, eventuell etwas größere Wohnung, leisten. Aber Eltern aus der Nachbarschaft versicherten ihnen jetzt, dass der Mietpreis für das Objekt doch über dem Durchschnitt liegt. "Du kannst alles erreichen, was du dir vornimmst" Du kannst alles erreichen, was du dir vornimmst: Was ihr eine Mutter, die die Familie seit Einzug in die Hausmeisterwohnung der Grundschule Hoberge vor sechs Jahren begleitet und unterstützt, gesagt hat, hat Malchin (11) verinnerlicht. Und es funktioniert: Die Fünftklässlerin, die mit ihren Eltern aus Kubanien in Syrien geflohen ist, spricht perfekt Deutsch und hat den Sprung auf Ratsgymnasium geschafft. Papa Mostafa hat schon länger einen festen Job als Schweißer gefunden. Deshalb muss es doch jetzt auch mit einer neuen Wohnung klappen. Malchins größter Wunsch: &bdquo;Ich will unbedingt weiter mit meinen Freundinnen aufs Ratsgymnasium gehen", sagt sie. Später möchte sie Medizin studieren. Ein Papa, den die Familie über die Grundschule kennengelernt hat, übt regelmäßig per Zoom Latein mit ihr. Ehrensache für einige Eltern am Grundschulverbund, dass sie Bouzans beim Umzug helfen würden. &bdquo;Eine tolle Familie", sagen sie. Wer Bouzans eine Wohnung vermitteln könnte, meldet sich bitte bei der NW-Lokalredaktion Bielefeld, Telefon (05 21) 555 580 oder per E-Mail an bielefeld@nw.de.

Meistgelesen