Mieter im Jahnplatzforum stinksauer: Alt-Eigentümer untergetaucht

Bielefeld. Es waren hochtrabende Pläne, die der ehemalige Eigentümer des Jahnplatzforums, der israelische Immobilienkonzern Elad Group, den Mietern vor drei Jahren verkündete. Alles sollte schöner und besser werden. So wurden neue Pächter für zahlreiche leerstehende Ladenlokale angekündigt, Pläne für die Neugestaltung der Eingänge gezeigt und eine umfassende Sanierung der ehemals blühenden Geschäftsmeile unter dem Jahnplatz versprochen. Die Verkündung der vollmundigen Pläne war gleichzeitig der letzte Kontakt der Mieter mit dem Eigentümer. Passiert ist seit diesem Zeitpunkt nichts. Eingang zur Unterwelt Schon der Zugang in die &bdquo;Unterwelt" während der Umbauarbeiten auf dem Jahnplatz ist mühsam. Hat man sich von der Niedernstraße durch die zahlreichen Absperrungen gequält, die schwächelnde Rolltreppe nach unten genommen, erwarten die Passanten schummeriges Licht und heruntergelassene Jalousien. Die Scheiben des Food-Courts sind mit Pressholzplatten verrammelt, auf der rechten Seite leuchtet in einem Klamottenladen noch Licht. Weiter in Richtung Bahnhofstraße macht auf der rechten Seite Winta Afework in ihrem Studio immer noch die Haare schön. Auf der linken Seite versucht Dham Azo mit dem Verkauf von Handyzubehör über die Runden zu kommen. Ein Nagelstudio und ein Ramschladen scheinen sich noch zu halten, und am Ende der Einkaufszeile unter Tage hält wie ein Leuchtturm in der Brandung Kojie Ali mit seinem alteingesessenen Geschäft, bekannt als &bdquo;Uhren Ali" die Stellung. Es ist eine Handvoll standhafter Mieter, von denen drei sich jetzt mit ihren Anwälten gegen den ehemaligen Vermieter zur Wehr setzen. Sie beklagen Forderungen an die Elad Group, die bis heute nicht ausgeglichen sind, wie sie sagen. Kojie Ali zeigt uns Nebenkostenabrechnungen für sein angemietetes Ladenlokal für die Jahre 2018 und 2019: Guthaben nicht zurückgezahlt &bdquo;2018 wurde mir ein Guthaben von 1.107,12 Euro ausgewiesen. 2019 waren es 1.288 Euro. Trotz mehrfacher Mahnungen wurde mir das Geld bis heute nicht zurückgezahlt. Für das vergangene Jahr steht ungefähr die gleiche Summe aus. Außerdem stehen 5.000 Euro Kaution im Raum, die ich 2008 bezahlt habe und die ich nicht abschreiben möchte", sagt der Kaufmann ärgerlich. Zuerst habe er seinen Mund gehalten, weil er keine Kündigung riskieren wollte. &bdquo;Als ich dann im April hörte, dass es einen neuen Eigentümer gibt, habe ich Mut gefasst, die Außenstände einzutreiben. Ich suche jetzt dringend ein neues Ladenlokal in der Innenstadt", beschreibt Ali die jetzige Lage. Winta Afework, seit 15 Jahren mit ihrem Friseurladen vor Ort, stinken im wahrsten Sinne die Toiletten links und rechts von ihrem Ladenlokal. Außerdem steht auch bei ihr die Rückzahlung der Nebenkosten aus. Dass in ihrem Laden seit längerer Zeit die Heizung nicht funktioniert, ist für sie eher das kleinere Übel. Noch schlimmer ist es dem Handymann Dham Azo mit seinem kleinen Geschäft im Jahnplatzforum ergangen. Nicht nur, dass auch bei ihm Elad mit der Rückzahlung von Nebenkosten in der Schuld steht. Es tropft und schimmelt Wasserschäden haben einen Teil seiner Ware verdorben. &bdquo;Es tropft ständig von oben, überall ist Schimmel. Das sind unhaltbare Zustände", klagt Azo. Er wie auch seine beiden anderen Geschäftskollegen haben in den vergangenen Monaten immer wieder versucht, ihren Altvermieter, die Elad-Gruppe in Berlin, zu erreichen – vergeblich. E-Mails liefen ins Leere, Telefonanschlüsse waren plötzlich nicht mehr zu erreichen. Auch die NW-Lokalredaktion wollte eine Stellungnahme des Alteigentümers einholen. Das Unternehmen scheiterte. Das Berliner Büro, das bislang Ansprechpartner der Mieter war, scheint nicht mehr zu existieren. Die auf der Homepage angezeigte E-Mail-Adresse ist ungültig. Elektronische Post landet beim Immobilienunternehmen Immosolve in Bad Bramstedt, die nach eigenen Angaben seit drei Jahren nicht mehr mit Elad zusammenarbeiten. Neueigentümer macht Mut Die enttäuschten Mieter hoffen jetzt auf ihre Anwälte und den neuen Eigentümer des Jahnplatzforums, Zamberk Real Estate Ventures aus Frankfurt/Main. Joseph Zamberk bestätigte gegenüber der NW, dass er im ständigen Kontakt mit der Stadtverwaltung sei, was die Neuplanungen für das Forum anbelangt. Er hoffe, zeitnah für die standhaften Ladenbetreiber in der Passage ein gutes und akzeptables Konzept vorlegen zu können.

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