Virenlast und Aerosole: Die Luft in den Bielefelder Schulen könnte sauberer sein

Bielefeld. Wenn's in der kommenden Woche wieder losgeht mit dem Unterricht in der Schule, sind wieder Maske, Abstand und Lüften angesagt. Andere Städte in NRW, wie Hamm oder Beckum, setzen da ergänzend auf Luftfilteranlagen, um eine mögliche Virenlast zu minimieren. Aerosolforscher und Wissenschaftler fordern den Einsatz von Raumluftreiniger und Filtern, &bdquo;überall dort, wo Menschen sich länger in geschlossenen Räumen aufhalten müssen", heißt es in einem offenen Brief an die Bundesregierung. Bisher sieht die Stadt aber, wie berichtet, da keinen Bedarf für die Bielefelder Schulen. Das können Eltern und Schulleitungen nicht verstehen. Bielefelder Unternehmen statten Schulen mit Luftfilteranlagen aus - &bdquo;nur leider nicht in Bielefeld" Genauso wenig die Begründung der Stadt: Kosten, Sicherheitsbedenken, Lautstärke, fehlende wissenschaftliche Nachweise und den Rat des Umweltbundesamtes. Nach Kenntnis des Immobilien-Servicebetriebs der Stadt (ISB) gäbe es auf dem Markt &bdquo;noch kein einziges Gerät, das für den Schulbetrieb zertifiziert ist". &bdquo;Merkwürdig, denn das Landesministerium wirbt genau dafür und stellt entsprechende Fördergelder zur Verfügung", sagen eine Mutter und eine Schulleiterin, die anonym bleiben möchte und mit Hilfe des Fördervereins Luftfilter für die Klassenräume angeschafft hat.In Bielefeld gibt es mehrere Unternehmen, die Schulen mit für die Klassenräume passenden, mobilen Luftfilteranlagen ausstatten - &bdquo;bisher nur leider noch nicht in Bielefeld", berichten Alexander Wiese von der Firma Insensiv und Kevin Morbach von der Firma CAE Innovative Engineering. Andere Kommunen seien da deutlich engagierter, hätten sich die Fördergelder vom Land gesichert, berichtet Morbach. Dass nicht jede Luftfilteranlage für Klassenräume geeignet ist, sei klar. Und umgekehrt auch nicht jeder Raum eine solche Anlage benötige. Man müsse genau hinschauen, was Leistungsdaten, Lautstärke und andere Faktoren angeht. &bdquo;Luftreiniger können die Ansteckungsgefahr mit Covid-19 nachweislich minimieren" &bdquo;Luftreiniger können die Ansteckungsgefahr mit Covid-19 nachweislich minimieren, wenn ein Gerät im Einsatz ist, das bestimmte Anforderungen erfüllt und sich für die Raumgröße eignet", sagt Ingenieur Christian Gieselmann, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Insensiv mit Sitz in Dornberg. So soll der Luftreiniger die Raumluft sechsmal pro Stunde umwälzen und mit Filtern der Klasse Hepa H13 oder H14 ausgestattet sein. Damit hielten sie Viren und Aerosole zu mindestens 99,95 Prozent aus der Raumluft. &bdquo;Und mit Corona-Viren behaftete Aerosole in Innenräumen zählen laut Robert-Koch-Institut zu den Hauptübertragungswegen von Covid-19", ergänzt Gieselmann. Auch die Kita &bdquo;Hand in Hand" in Vilsendorf hat mit Unterstützung des Fördervereins bereits im Oktober Gruppenräumen und Flure mit Luftfiltern ausgestattet. Und laut Kita-Leiterin Karin Ploghaus-Schürmann damit sehr positive Erfahrungen gemacht. &bdquo;Es gibt einem auf jeden Fall ein Gefühl der Sicherheit", sagt sie. Trotz Notbetreuung seien aktuell noch etwa 60 Prozent der Kinder da. Alle Mitarbeiter würden weiterhin Masken tragen, auf die AHA-Regeln achten und regelmäßig lüften. Die Luftfilter hätten die Luftqualität vom subjektiven Empfinden her deutlich verbessert. &bdquo;Auch kann man ganz klar sehen, dass sie den Staub herausfiltern", ergänzt Ploghaus-Schürmann. Das mache sich auch beim Reinigen der Räume positiv bemerkbar. In Parlamenten, Büros und Hochschulen stehen längst mobile Anlagen Nicht locker lässt die FDP beim Thema Luftfilter. Nachdem in mehreren Ausschüssen SPD, Grüne, Linke und zuletzt auch die CDU gegen eine Bedarfsabfrage an Schulen gestimmt hatten, wollen die Freien Demokraten dies im Rat überstimmen lassen und auch den Einsatz in Kitas prüfen. Zudem soll Bielefeld ein kürzlich vom Bund aufgelegtes Förderprogramm zum Einbau stationärer Lüftungsanlagen in Schulen nutzen und bei Schulneubauten solche Anlagen immer mit einplanen. &bdquo;Den blumigen Kinder zuerst-Bekenntnissen wollen wir Taten folgen lassen", sagt der FDP-Vorsitzende Jan Maik Schlifter, der auf ein Einlenken der anderen Fraktionen hofft. &bdquo;Nach den Sommerferien sind Kinder noch immer nicht geimpft, daher müssen wir doch spätestens jetzt den Infektionsschutz dort verbessern." Es sei schwer zu ertragen, dass in Parlamenten, Büros und Hochschulen längst mobile Anlagen ständen aber in Bielefelder Schulen und Kitas nichts passiere. Auf längere Sicht würde bessere Luftqualität auch nach der Pandemie vor Infektionen wie der Grippe schützen.

Meistgelesen