Illegales Rennen mit 120 km/h? Anwalt erwirkt Freispruch für BMW-Fahrer

Bielefeld. Die Polizei in Bielefeld hat aktuell alle Hände voll zu tun, eine größer werdende Raser- und Autoposer-Szene unter Druck zu setzen. Erst in der Nacht von Karfreitag auf Karsamstag erfasste die Polizei bei einem Großeinsatz unter anderem 164 Tempoverstöße in der Stadt – 13 dieser Autofahrer waren laut Polizeisprecher Michael Kötter so schnell, dass ihnen sogar ein Bußgeld droht. Sie waren demnach mehr als 21 km/h schneller als erlaubt. Wer es übertreibt, muss sogar mit einem Strafverfahren rechnen. Eine Gesetzesnovelle erlaubt inzwischen auch bei Einzelfahrern den Straftat-Vorwurf, ein illegales Autorennen absolviert zu haben. Doch der Nachweis ist nicht leicht. Ein BMW-Fahrer wurde jetzt von diesem Vorwurf noch vor Beginn eines Gerichtsverfahrens freigesprochen. Sein Anwalt Ali Senol kritisiert dabei die Ermittlungsmethoden von Polizei und Staatsanwaltschaft. Mit 450 PS und quietschenden Reifen durch den Kreisel Vor dem Hintergrund schwerer und zum Teil tödlicher Unfälle durch rücksichtslose Raser hat der Gesetzgeber auch Raser ins Visier genommen, die sich mit &bdquo;nicht angepasster Geschwindigkeit, grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt haben, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen". Die Polizei greift immer wieder auf diesen Paragrafen zurück, wenn Autofahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit vor Streifenwagen die Flucht ergreifen. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista So auch am Sonntagabend, 21. Februar: Damals war einer Streifenwagenbesatzung eine 7er-BMW-Limousine aufgefallen, die kurz vor 22 Uhr mit laut quietschenden Reifen durch den Kreisel am Willy-Brandt-Platz driftete. Der 31-jährige Gütersloher am Steuer des 450-PS-Wagens fuhr anschließend mit qualmenden Reifen stadtauswärts die Herforder Straße davon. Wie die Polizei damals mitteilte, &bdquo;beschleunigte er seine Limousine danach stark und erreichte eine Geschwindigkeit von mindestens 120 km/h." "An den Haaren herbeigezogen" Laut Ali Senol sei diese Darstellung &bdquo;an den Haaren herbeigezogen". Zwar soll der Streifenwagen während seiner Verfolgung des BMW 120 km/h erreicht haben. Doch es sei falsch gewesen, aus dieser Geschwindigkeit auf das Tempo des BMW zu schließen, so der Strafverteidiger. Schließlich sei sein Mandant bereits mit einem Grundtempo unterwegs gewesen, während der Streifenwagen (ein Ford S-Max mit 190 PS) an der Ampel stand. &bdquo;Der Fahrer im Streifenwagen musste erst reagieren, drehen und dann beschleunigen." Da sei sein Mandant bereits auf Höhe Nahariyastraße gewesen. &bdquo;Als er das Blaulicht hinter sich entdeckte, sei er kurz aufs Gas und dann nach rechts abgebogen", sagt sein Anwalt. Das heißt, die Beamten waren nicht konstant mit Tempo 120 hinter dem BMW her. Für eine Berechnung des Tempos sei das nicht ausreichend. Erst vor einer Ampel an der August-Bebel-Straße wurde der BMW von der Polizei angehalten und sein Fahrer kontrolliert. Tempo des Streifenwagens reicht als Beweis nicht Als die Staatsanwaltschaft nun wegen &bdquo;eines unerlaubten Kraftfahrzeugrennens" die Fahrerlaubnis des Güterslohers entziehen wollte, erklärte Senol auf acht Seiten, warum aus seiner Sicht &bdquo;nicht ansatzweise eine Tempoberechnung des BMW" möglich gewesen sei. Und der Richter gab kurz darauf der Verteidigung recht: &bdquo;Er hat zwar das bedenkliche Fahrverhalten meines Mandanten betont, aber er hat nicht ansatzweise eine Beweisführung für eine Verkehrsstraftat erkennen können", erklärte Senol. Kurz nach dieser Entscheidung stellte dann auch die Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen den 31-Jährigen ein. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Senol betont, er habe absolutes Verständnis für hartes Durchgreifen gegen Raser. &bdquo;Aber man darf aus einer Mücke auch keinen Elefanten machen. Mein Mandant erwartet nur noch ein Verfahren wegen einer Ordnungswidrigkeit." Der Betroffene, der in der Vergangenheit schon einmal Probleme mit dem Führerschein gehabt habe, prüfe nun mit seinem Anwalt eine Entschädigungsforderung, weil ihm unberechtigterweise rund 14 Tage die Fahrerlaubnis weggenommen worden war. Zum Thema: Wegnahme der Fahrzeuge als Strafe für Raser

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