Trauer um einen Bielefelder Charakterkopf: Alexander von Spiegel ist gestorben

Bielefeld. Er war Landwirt, Waldbesitzer und Zimmermann, Restaurator und vereidigter Sachverständiger für historische Holzbauten und Denkmalpflege, zudem einer der rührigsten Politiker der Stadt. Und entstammte einem ostwestfälischen Uradelsgeschlecht: Alexander Kraft Edgar Heinrich Volrad Thodrank Freiherr Spiegel von und zu Peckelsheim. Oder einfach: Alexander von Spiegel. Wenige Wochen vor seinem 65. Geburtstag ist er jetzt nach langer Krankheit gestorben. Familie reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück Der überzeugte Senner, am 17. Mai 1956 als Sohn von Freiherr Raban Spiegel von und zu Peckelsheim geboren, wuchs im Familienanwesen in Spiegelsberge auf. Er hat einen Bruder, Carl-Maria, sowie zwei Halbgeschwister, Friederike und Clemens, der später den familiären Forstbetrieb übernahm. Die Familie stammt ursprünglich aus der Umgebung von Warburg. Ihre Geschichte lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen. Alte Fachwerkschule "quasi allein aufgebaut" Als ausgewiesener Sachverständiger und Landesbeauftragter der Interessengemeinschaft Bauernhaus habe sich Alexander von Spiegel stark in die Heimatpflege eingebracht, berichtet Bezirksbürgermeister Gerhard Haupt. Mit seinem Können und Fachwissen über historische Bauten habe er sich im Stadtbezirk für viele historische Gebäude engagiert. Unter seiner Bauleitung wurde etwa Rüschenpöhlers Hof, 1709 erbaut und damals völlig marode, 2009 von Grund auf saniert, er wird seitdem sowohl als Heimathaus als auch für Veranstaltungen genutzt. Am Wiederaufbau der ehemaligen Volksschule Oldentrup-Hillegossen auf dem Gelände des Schulmuseums Osthusschule sei er ebenfalls "maßgeblich" beteiligt gewesen, erinnert sich Haupt. Das Fachwerkgebäude von 1832 war 16 Jahre lang eingelagert, fein säuberlich in mehr als 300 Einzelteilen. "Das hat er quasi allein aufgebaut, die Balken zusammengesetzt und die Steinplatten gelegt." Noch im Februar den Marktplatz von Schnee befreit Der Stadtbezirk sei Alexander von Spiegel zu großen Dank verpflichtet, unterstreicht Haupt. "Er war immer ansprechbar, auch für Ratschläge, und immer zur Stelle, wenn man ihn brauchte." Auch bei kleineren Aktionen wie das Aufstellen des großen Weihnachtsbaums im Zentrum. Oder, ganz kurzfristig, wie noch im Februar, als der Marktplatz für den Wochenmarkt am nächsten Tag von Schneemassen befreit werden musste. Am Abend vorher habe von Spiegel den Platz mit seinen Maschinen freigeschoben, erzählt Bezirksamtschef Eberhard Grabe. "Und mich dann per WhatsApp gefragt, ob das so gut sei." Bau von Kita und Gesundheitszentrum für Senne forciert Das Aktivititätsspektrum des Senners sei breit gefächert gewesen, so Grabe - von Whiskey-Tasting über das Hüten von Schafen bis hin zum Moderieren der Highland-Games in Ummeln. Zudem habe Alexander von Spiegel über seine weitverzweigten Verbindungen versucht, den Stadtbezirk voranzubringen. So machte er sich als Mitglied einer Investorengemeinschaft, die das Areal des ehemaligen Bauhofs am Sennefriedhof neu bebauen wollte, für eine Kita und ein Gesundheitszentrum an dieser Stelle stark. Die Kita, eine Montessori-Einrichtung, ist inzwischen in Betrieb. Im Rat und zahlreichen Ausschüssen mitgemischt Rührig war aber auch der Politiker von Spiegel. Rund 21 Jahre war er durchgehend Mitglied in der Bezirksvertretung Senne gewesen, bis zur Abwahl seiner Partei bei der letzten Kommunalwahl. Auch im Rat engagierte er sich jahrzehntelang. Außerdem mischte er in zahlreichen Ausschüssen mit. Seine politische Heimat war dabei lange die BfB (Bürger für Bielefeld). Bis 2015, als er zusammen mit einem Dutzend weiterer "Rebellen" verärgert die kleine Partei verließ und kurzerhand das Unabhängige Bürger-Forum (UBF) gründete. Auch sonst machte der aufmüpfige Politiker, dessen Schwerpunkte Umwelt, Verkehr und Schule waren, oft durch ungewöhnliche Initiativen und Ideen von sich reden. Zuletzt durch seine Forderung nach einem Gymnasium für Senne. Aber selbst nach den hitzigsten Diskussionen habe man abends gut mit ihm zusammensitzen können, berichten Grabe Bis zuletzt Zukunftspläne Alexander von Spiegel, der eine Ehefrau und einen Sohn hinterlässt, hat lange Zeit gegen seine Krankheit gekämpft. "Und er hat bis zuletzt Zukunftspläne gehabt", sagt der Bezirksbürgermeister. Die Trauerfeier findet am Ende des Monats im engsten Kreis und in aller Stille statt.

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