Notarzteinsatz am Jahnplatz: Frau bricht im Taxi zusammen

Bielefeld. Dramatisch ging es jetzt am Jahnplatz in Bielefeld zu: Eine 66-jährige Frau kehrte nach Einkäufen in der Niedernstraße zum Taxistand bei Pizza-Hut zurück und wollte nach Hause gefahren werden. Vermutlich ging es ihr gesundheitlich zu diesem Zeitpunkt schon sehr schlecht. Kaum hat sie dem Taxifahrer ihre Adresse genannt, sinkt die Bielefelderin bewusstlos auf der Rücksitzbank in die Sicherheitsgurte. Der Taxifahrer reagiert geistesgegenwärtig, fährt sofort los, biegt auf dem Niedernwall nach links ab und steht Sekunden später vor der Stadtwache, in der neben der Polizei auch das Ordnungsamt Dienst tut. In die Stadtwache reingestürmt &bdquo;Der Taxifahrer kam in die Stadtwache reingestürmt und rief, dass er einen medizinischen Notfall an Bord habe. Mein Kollege Mohammed Aref und ich sind sofort rausgelaufen. Wir haben die Frau losgeschnallt und haben sehr schnell gemerkt, dass es ernst ist. Wir haben die Frau in eine stabile Seitenlage gebracht. Dann haben wir den Rettungsdienst der Feuerwehr alarmiert und Informationen zum Gesundheitszustand der Frau gegeben" berichtet Roy Engster, Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Sekunde. Medizinisch qualifizierte Ersthelfer, sogenannte Mobile Retter, die bei den Rettungsdiensten gelistet sind und sich in unmittelbarer Nähe zum Notfall befinden, werden mit ihrem Smartphone geortet. So löste die Bielefelder Feuerwehr in diesem Fall auch den Alarm für Mobile Retter aus und erreicht die Ersthelferin Yvonne Timp. In weniger als einer Minute am Einsatzort &bdquo;Ich war gerade im Kulissenpark, als mein Handy klingelte. Auf meinem Telefondisplay sah ich, dass es einen vermutlichen Herzstillstand direkt vor der Stadtwache gibt", erzählt Yvonne Timp. Seit 2019 hat sie die Rettungsapp auf ihrem Handy installiert. Mehrfach konnte sie schon erfolgreich eingreifen und hat für diese Einsätze eine spezielle Ausbildung erhalten. In weniger als einer Minute ist sie am Einsatzort vor der Stadtwache. Mobile Retter können allein durch die örtliche Nähe sehr oft schneller als der Rettungsdienst am Notfallort sein und bis zu dessen Eintreffen bereits qualifizierte, lebensrettende Maßnahmen einleiten. Gerade in den ersten Minuten sind die oft entscheidend. Notarzt kommt &bdquo;Wie eine Sprinterin kam die Ersthelferin Yvonne Timp angerannt, gab laut und klar ihre Anweisungen. Mein Kollege und ich haben eine Erste-Hilfe-Ausbildung, doch es ist beruhigend, eine weitere Kraft vor Ort zu haben. Im Team ist man immer stärker", erzählt Roy Engster vom Einsatz. Minutenlang versucht Yvonne Timp, die 66-jährige Frau zu reanimieren. Abgelöst wird sie vom Notarzt, der wenige Minuten später gemeinsam mit der Besatzung eines Rettungswagens vor der Stadtwache eintrifft. Inzwischen hat Jörg Zensen von der Bielefelder Polizei bereits die Straße gesperrt und für eine Decke gesorgt, die den Schaulustigen und Gaffern die Sicht nimmt. Die Frau wird schließlich mit Verdacht eines Herzinfarktes ins Krankenhaus gefahren. Die Rettungskette hat Dank des Einsatzes aller Helfer, dank der Mobilen Retter-App wieder einmal optimal funktioniert. Ein Tag vor dem Geburtstag gestorben Doch manchmal ist auch die schnellste Hilfe vergeblich. &bdquo;Wir haben alles drangesetzt, die Frau zu retten. Ich bin traurig, als ich vom Tod der Frau hörte. Sie ist einen Tag vor ihrem Geburtstag gestorben", erzählt Roy Engster. Laut dem Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) erleiden in Deutschland jährlich mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben, da aufgrund der Eintreffzeit des Rettungsdienstes die Wiederbelebungsmaßnahmen häufig erst zu spät beginnen. Mit flächendeckenden mobilen Rettern könnten nach dem GRC mehr als 10.000 Menschenleben im Jahr in Deutschland gerettet werden.

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