Sieben Bielefelderinnen wehren sich gegen üble Belästigung auf der Straße

Bielefeld. Sie sind richtig wütend: Auf ihrem Instagramblog &bdquo;Catcalls of Bielefeld“ wehren sich sieben junge Aktivistinnen aus Bielefeld gegen Belästigung im öffentlichen Raum. Übersetzt bedeutet &bdquo;Catcalling“ so viel wie Katzengeschrei im Sinne von &bdquo;Auspfeifen“. Begonnen hat damit eine New Yorkerin, die plumpe Anmachen von Männern auf offener Straße satt hatte. Nun haben sich überall auf der Welt Gruppen gegründet, die solche Vorfälle sichtbar machen. Auch hier bei uns. Es sind mehrere Nachrichten pro Tag, die die Aktivistinnen auf ihrem Instagram-Account zu lesen bekommen. Nachrichten von Frauen, die im öffentlichen Raum mit anzüglichen Kommentaren konfrontiert werden und sich belästigt fühlen. Frauen, die verfolgt werden, Frauen, denen hinterhergepfiffen wird. Das alles fällt unter ihr Verständnis von sexueller Belästigung. Aktivistin Pia B. aus Bielefeld definiert den Begriff wie folgt: &bdquo;Catcalling beschreibt jegliche Form der verbalen sexuellen Belästigung.“ Darüber hinaus seien die Sprüche oftmals begleitet von aufdringlichen Blicken, der Aufforderung zu sexuellen Handlungen, Berührungen und Bedrängung. "Wir wollen die Plätze zurückerobern" Die verbale sexuelle Belästigung betreffe zwar hauptsächlich Frauen, doch auch Männer würden Erfahrungen machen: &bdquo;Die Hemmschwelle, so ein Erlebnis öffentlich zu machen, ist bei ihnen allerdings viel höher“, sagt Pia B., Sprecherin der Ortsgruppe in Bielefeld. Das Netzwerk, das hinter &bdquo;Catcalls of Bielefeld“ steht, will jedoch genau solche Erlebnisse publik machen. Deshalb sammeln die Frauen auf ihrem Instagram-Account Nachrichten von Menschen, die sich von den mutmaßlichen Tätern bedrängt fühlen und schreiben die Zitate mit Kreide auf die Straße – und zwar an genau den Orten, an denen es zu den Aufdringlichkeiten gekommen ist: unter anderem am Hauptbahnhof, am Jahnplatz oder im Kunsthallenpark. &bdquo;Wir wollen uns die Plätze, an denen den Betroffen ihr sexuelles Selbstbestimmungsrecht genommen wurde, wieder zurückerobern“, sagt Pia B. im Gespräch mit nw.de. Auf die Aktion haben die Aktivistinnen bereits viele positive Rückmeldungen bekommen, erzählen sie. Passanten blieben vor der Kreideschrift stehen und erkundigen sich nach der Aktion: &bdquo;Unsere Intention war es, das Thema sexuelle Belästigung sichtbar zu machen,“ sagt die 18-jährige Pia. Nicht immer seien die Reaktionen positiv: Einmal hätten zwei Männer auf dem Kesselbrink Wasser über die Kreideschrift geschüttet. Der Platz gehöre ihnen, hätten sie behauptet. Catcalling ist in anderen Ländern bereits eine Straftat Pia B. betrachtet solche Reaktionen als Ausdruck einer Wut, die sich auf die Aufrechterhaltung von scheinbaren Machtverhältnissen stütze: &bdquo;Ich bin überzeugt, dass solche Dominanzverhältnisse durch Sprache weitergetragen werden“, sagt sie. Es sei wichtig, ein Zeichen zu setzen. Hintergrund der Ankreideaktion ist eine Petition, die darüber entscheiden soll, ob die anzüglichen Zurufe als Straftat zählen sollen. In Deutschland ist dies bislang nicht der Fall. Anders sieht es aus in Ländern wie den Niederlanden und Frankreich, in denen &bdquo;Catcalling“ als Straftat geahndet wird. Pia B. und die anderen Aktivistinnen sehen dringenden Handlungsbedarf: &bdquo;Das Problem muss von der Politik und der Justiz ernst genommen werden“, findet sie: &bdquo;Ich glaube, dass Gesetze anzeigen, welche Prioritäten gesetzt werden.“ Für die Opfer von &bdquo;Catcalling“ sei die fehlende Gesetzgebung wie ein Schlag ins Gesicht, sagt sie.

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