Wirtschaftsfaktor Arminia: Was der DSC als Erstligist den Bielefeldern bringt

Bielefeld. Wissen Sie, liebe Leserinnen und Leser, was Sie vor 4.138 Tagen, also vor 591 Wochen gemacht haben? Nun, einige von Ihnen haben geweint, einige haben geflucht und sind frustriert mit der Faust in der Tasche von der Alm nach Hause getrottet. Es war der letzte Erstliga-Spieltag von Arminia Bielefeld, das letzte Heimspiel, das letzte Pünktchen (2:2 gegen Hannover 96) und der Abstieg als Tabellenletzter – da nutzte es auch nichts, dass König Artur Wichniarek seinerzeit in den Top Ten der Torschützenliste geführt wurde. Es war der 23. Mai 2009. Das erste Erstliga-Heimspiel seitdem wird am nächsten Samstag angepfiffen (am 26. September 2020 um 15.30 Uhr gegen den 1. FC Köln). Und damit spielt auch die Stadt wieder in der ersten Liga. &bdquo;Das pusht die Stadt zusätzlich nach vorne", freut sich Martin Knabenreich, Chef von Bielefeld Marketing, auf die neue Spielzeit. Was er damit meint ist, dass Arminia als weiterer bedeutender Markenträger für Bielefeld eine große Aufmerksamkeit erfährt, es wirkt &bdquo;identitätsstiftend" und das auf qualitativ hohem Niveau – erstligareif eben. Viele Übernachtungen - eigentlich &bdquo;Bielefeld ist wieder erstklassig und da gehört unsere Stadt auch hin. Für das Selbstverständnis Bielefelds und die Außenwirkung ist dieser Aufstieg gar nicht hoch genug zu bewerten", so Knabenreich überschwänglich im Sog der Aufstiegsfreude Mitte Juni des Jahres. Doch neben dem &bdquo;weichem gefühlten" Nutzen für die Stadt gibt es auch ganz harte monetäre Fakten. Denn erste Liga ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Im Zweitliga-Jahr 2018 zählte der Verkehrsverein in einer Tourismusstudie über 57.000 Tagesgäste in der Stadt und jeder von ihnen gab im Schnitt 27 Euro aus. In Erstliga-Zeiten gibt es – wenn Corona nicht wäre – zusätzlich zigtausende Fußballfans von außerhalb, die alle viel Durst mitbringen, 27 Euro reichen da lange nicht, zumal auch ihre Autos recht durstig sind und vor der Rückfahrt zur Tanke müssen. Und kommen die Fans aus dem hohen Norden (ach ne, der HSV darf ja nicht mitspielen) oder aus demtiefen Lederhosenland, müssen bei einigen Gästen auch Übernachtungen berappt werden, dann sind es im Schnitt 136,80 Euro pro Kopf nach der Tourismusstudie. Besonderer Fan-Index Professor Christian Deutscher, Arbeitsbereich Sport und Wirtschaft an der Universität Bielefeld, weiß von einer statistischen Erhebung in den USA, dem &bdquo;Fan cost-Index". Dieser legt eine Größe fest, die darstellt, wie viel Geld eine vierköpfige Familie in den Staaten bei einem Auswärtsspiel im Profisport im Schnitt in der &bdquo;fremden" Stadt lässt: &bdquo;Mindestens 300 Dollar, aber in Deutschland gibt es eine derartige Erhebung nicht!". Corona und die – dadurch bedingt – fehlenden Auswärtsfans machen die Sache natürlich weniger profitabel für die Hoteliers und Wirte, für die Nahverkehrsunternehmen, für Bratwurstbruzzler und Kioskbetreiber in der Stadt: &bdquo;Ich rechne pro Spieltag mit fünfstelligen Mindereinnahmen, im Saisonverlauf wird es schnell sechsstellig", kalkuliert Deutscher. Und noch etwas hat der Sport- und Wirtschaftswissenschaftler herausgefunden: &bdquo;Eine Erstliga-Stadt zieht mehr Studierende an". Ein nicht zu unterschätzender indirekter Marketing-Effekt für Bielefeld. Und noch ein Effekt spielt eine Rolle für das Stadtsäckel. Eine Erstliga-Mannschaft streicht deutlich höhere TV-Übertragungsgelder ein und als Erstliga-Profi verdient man deutlich mehr – das alles muss versteuert werden. Christian Deutscher geht, nachdem er sich mit der Forensik der Zahlen beschäftigt hat, am Wochenende auch gerne mal ins Stadion, allerdings reist er dann nach Düsseldorf – nobody is perfect. Alle Infos zu Arminia Bielefeld im Überblick

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