OB-Kandidat Onur Ocak: Junger Gewerkschafter aus der Abteilung Attacke

Bielefeld. &bdquo;Die Stadt braucht junge, frische Ideen von jemandem, der bereit ist, sich mit den Mächtigen anzulegen", sagt Onur Ocak. Dass er das nicht nur will, sondern auch kann, hat der OB-Kandidat der Linken schon bewiesen. 2009 bis 2014 war er das jüngste und lauteste Mitglied des Rates. Ein eindrucksvoller Redner, dessen scharfe Attacken manchem altgedienten Kommunalpolitiker noch in den Ohren klingen dürften. Mittlerweile, hat er den Pulli gegen ein schickes Jackett getauscht. Der 32-Jährige ist Jurist und arbeitet in der Rechtsabteilung von Verdi OWL. Stadt soll Steuerprüfer einstellen Beruf und Politik mag er nicht trennen. Er betont sein &bdquo;gewerkschaftliches Profil". &bdquo;Die Stadt muss allgemein gute Beschäftigungsverhältnisse schaffen und dabei bei ihren Beteiligungsgesellschaften vorangehen sowie Subunternehmen von Auftragsvergaben ausschließen. Sie muss gegen Firmen vorgehen, die den Mindestlohn unterlaufen, und sie braucht mehr Gewerbesteuerprüfer." Das würde er sich für die nächsten fünf bis zehn Jahre vornehmen. Die Proteste gegen den Irak-Krieg und die Agenda 2010 haben ihn als jugendlichen Gymnasiasten am Ceci zur Politik gebracht. Die Jusos waren ihm zu nah an der Agenda des damaligen SPD-Bundeskanzlers. Damit blieb nur die Orientierung nach links, zur WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit), die später mit der PDS zur Linken verschmolz. Doch die Eltern verboten den Parteieintritt, &bdquo;die Schule sollte nicht leiden". &bdquo;Die Eintrittsurkunde habe ich meinem Vater dann zusammen mit dem Abiturzeugnis vorgelegt", erzählt er. Als Zweijähriger nach Deutschland gekommen Als Zweijähriger ist Onur Ocak mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen. Die hatten wegen ihrer linkspolitischen Ansichten die Türkei verlassen und Asyl suchen müssen. Erst 2001 erhielten die Ocaks die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Eltern hätten ihm beigebracht, nie aufzugeben, sich durchzubeißen. &bdquo;Ja, ich bin ein Beißer, ich nehme kein Blatt vor den Mund und ich lasse mir nichts gefallen", sagt der Mann, der sich mit Joggen, Boxen und Fitnesstraining in Form hält. Schlagfertig geht er mit Vorurteilen um. &bdquo;Sie sprechen aber gut Deutsch", hat eine Arzthelferin einmal zu ihm gesagt. &bdquo;Sie aber auch", hat er geantwortet. Rendite-Interessen abkoppeln Veränderungen sind möglich, glaubt Ocak. Vor allem, wenn es um sein Hauptthema geht, das Wohnen. Da sprudelt er los: &bdquo;Wir müssen den Wohnungsmarkt von Profit- und Rendite-Interessen entkoppeln. Die Stadt sollte selber Mietwohnungen bauen, sollte bei der Vergabe von Bauland Genossenschaften bevorzugen, Grundstücke an Private nur auf Erbpacht vergeben. Mieten müssen Kosten decken, aber keinen Gewinn einbringen. Bielefeld soll eine Stadt werden, wo sich jeder Wohnraum leisten kann." Hört sich ideologisch an. Aber Ocak ist längst nicht mehr der hitzige Klassenkämpfer, der vor zehn Jahren den Rat aufgemischt hat. Vielmehr ein versierter Fachmann. Drei Jahre lang hat er an seiner Promotion über die &bdquo;Beteiligung der Zivilgesellschaft in Aufsichtsräten" gesessen. Es geht um rechtliche Möglichkeiten, die Shareholder-Value-Orientierung von Großunternehmen einzuschränken. Ocak hat sich dafür tief in wirtschaftliche Zusammenhänge eingegraben. Ebenso wie für eine Schrift, die er zusammen mit dem Jura-Professor Andreas Fisahn veröffentlicht hat. Darin geht es um Urteile des Bundesverfassungsgerichts zum Europäischen Stabilitäts-Mechanismus. Pflege nicht nur Privaten überlassen Immer wieder kommt der schlanke Mann mit der modisch-seriösen Brille auf Arbeitnehmerrechte zu sprechen. &bdquo;Die Stadt muss auch bei der ambulanten Pflege einsteigen und darf das Feld nicht nur Privaten überlassen, die oft unter Tarif zahlen", sagt er. Mit Leidenschaft vertritt der Gewerkschaftsanwalt seine Mandanten vor dem Arbeitsgericht. &bdquo;Dort hole ich auch mal die rhetorische Keule raus, wenn ich glaube, da sitzt ein Arbeitgeber, der ein echter Ganove ist und fundamentale Rechte verweigert." Ocak kandidiert als OB, nicht für den Rat. &bdquo;Ratsarbeit bedeutet einen enormen Zeitaufwand. Den investiere ich lieber in politsche Projekte und nutze dabei mein agitatorisches Talent." Er ist ehrgeizig, fokussiert sich auf den Beruf. Die Kandidatur für den OB-Job gehört durchaus dazu. Daher sieht er selbst sich auch nicht als Lautsprecher seiner Partei im Wahlkampf. Denn seine Devise ist immer ganz klar &bdquo;fight to win" – kämpfen, um zu gewinnen.

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