Autofahrerin lässt verletztes Mädchen stehen - Polizei in der Kritik

Bielefeld. Wenn das eigene Kind in einen Unfall involviert ist, ist das schlimm. Noch schlimmer wird es, wenn der Unfallverursacher einfach das Weite sucht. Einer 13-jährigen Bielefelderin ist das am 3. August, passiert. Aber Mutter und Kind sind nicht nur deshalb perplex: Gleich zwei Polizisten sollen die Mutter bei der Aufnahme des Vorfalls abgewimmelt haben. Ein Beamter sagte, sie solle zunächst selbst Zeugen suchen. Die Polizei sieht das anders. Was war passiert? Die 13-Jährige, so berichtet es die Mutter, sei zwischen 19.15 und 19.30 Uhr an der Zufahrt zum Aldi-Supermarkt an der Werner-Bock-Straße (gegenüber der Seidenstickerhalle) angefahren und am Bein verletzt worden. Die Fahrerin eines schwarzen Autos soll sich lediglich bei der 13-Jährigen erkundigt haben, ob alles okay sei. &bdquo;Dann hat sie sich dreimal entschuldigt und weg war sie", schildert die Mutter den Vorfall. &bdquo;So ein Unfall kann jedem passieren. Aber ein Mädchen, das unter Schock steht, einfach so stehenzulassen. Das geht gar nicht." Kinder wollen nach einem Unfall nach Hause - so schnell wie möglich Tatsächlich reicht es bei Unfällen mit Minderjährigen niemals aus, nur nach dem Befinden zu fragen, betont die Polizei. Erfahrene Verkehrsermittler erklären: &bdquo;Kinder wollen nach einem Unfall nur eines: Sie wollen weg. So schnell wie möglich nach Hause." Selbst wenn man anbiete, Polizei oder Rettung zu rufen, lehnten Kinder das oft ab. &bdquo;Fragen wie ’Tut es noch weh’ oder ’Wie geht es Dir jetzt’ seien nicht zielführend." Zuhause zeigten sich oft trotzdem noch Blutergüsse, sagen die Ermittler. Genauso war es bei der 13-Jährigen, die Hämatome und Schürfwunden am Bein davontrug. Weil sie bis heute Schmerzen beim Treppensteigen habe, wurde sie sogar noch geröntgt, um einen Knochenbruch auszuschließen. Zum Glück konnte das inzwischen ausgeschlossen werden. Die Schmerzen aber sind geblieben. Ist ein Kind involviert, immer 110 rufen Insbesondere junge Verkehrsteilnehmer könnten unter Schock stehen, sagt Polizeisprecher Michael Kötter. Deshalb sei es wichtig, dass Kinder nach einem Unfall nicht allein gelassen werden", betont er: &bdquo;Autofahrer befinden sich schnell im Bereich der Strafbarkeit, wenn sie wegfahren." Deshalb appelliert die Polizei dringend an alle Verkehrsteilnehmer: &bdquo;Wenn ich einen Unfall mit einem Kind habe, dann kann ich nicht einfach wegfahren. Rufen Sie 110." Wer Minderjährige nach dem Unfall stehen lässt, begeht Fahrerflucht In solchen Fällen werde auf jeden Fall wegen des Verdachts der Unfallflucht ermittelt. &bdquo;Bleiben Sie also vor Ort und informieren Sie die Polizei und wenn nötig den Rettungsdienst. Das gilt auch, wenn das Kind nicht angefahren oder verletzt wurde." Umso erstaunter war die Mutter, als sie noch am Montagabend auf der Polizeiwache Anzeige erstatten wollte. Der Beamte habe zwar das Mädchen befragt, aber anschließend darum gebeten, noch einmal bei der Verkehrspolizei an der Lerchenstraße vorstellig zu werden. Man sei aktuell unterbesetzt. "Ich sollte zuerst bei Facebook Zeugen suchen" Doch am Dienstag sei es beim Verkehrskommissariat nicht besser gewesen. Der Mutter wurde gesagt, dass sie eine Anzeige auch später noch aufnehmen könne. &bdquo;Der Beamte sagte mir, ich solle zuerst auf Facebook nach Zeugen suchen." Ihr Aufruf im Internet vom Dienstagabend wurde zwar viel beachtet, blieb aber letztlich erfolglos. Zeugen meldeten sich nicht bei ihr. Deshalb will die Bielefelderin am Freitag einen letzten Anlauf machen, um bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Update, 11.40 Uhr: Ein Zeuge hat sich inzwischen gemeldet. Er glaubt nicht, dass es sich bei dem Fahrzeug um einen schwarzen Golf gehandelt habe. "Es war ein schwarzer Skoda Octavia - älteres Modell." Die Frau sei 40 bis 50 Jahre alt gewesen und habe schulterlanges dunkelblondes bis braunes Haar. Michael Kötter konnte weder zu den geschilderten Vorgängen Stellung nehmen noch etwas zum Unfallhergang sagen. Weder der Name des Unfallopfers noch der Unfallort wurden bisher polizeilich aufgenommen. Update, 11 Uhr: Inzwischen hat die Polizei den Sachverhalt intern doch aufklären können. Laut Kötter hatte die Mutter wegen eines dringenden Arzttermins nicht genug Zeit für die Anzeigenaufnahme, so dass sich beide Seiten "einvernehmlich" darauf verständigt hätten, die Anzeige später aufzunehmen. Begleitend soll der erfahrene Beamte der Mutter geraten haben, schon einmal einen Zeugenaufruf in den sozialen Netzwerken zu platzieren, betont Kötter. Bei 93 Unfällen mit Verletzten suchten Verursacher das Weite 2019 ereigneten sich in Bielefeld 2.096 Unfälle mit Fahrerflucht. In 93 Fällen wurden bei dem Unfall sogar Personen verletzt. Gut die Hälfte der Taten (49 von 93) wurden anschließend von der Polizei aufgeklärt. Sachdienliche Zeugenhinweise im aktuellen Fall gehen an die Polizei unter Tel. (0521) 54 50.

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