Zum Auftakt kommt die kurze Strecke "Um'n Pudding" unter die Räder

Bielefeld. Da sind sie, die acht neuen Freizeitrouten – und machen Lust aufs Radeln. Doch, was taugen sie? Wir fahren ein paar Routen ab. Funktionieren sie? Spaßfaktor? Was gibts zu entdecken. Teil 1: die City-Radtour &bdquo;Umn Pudding". Start? Am Schilder-Mast gegenüber vom Rathaus. Das Logo der Tour ist ein Vanillepudding. Los gehts - an der Altstädter Kirche vorbei zur Ritterstraße. Alles ist gut zu sehen, wirkt eindeutig. Zwischen großen Schildern gibt es kleine, quadratische mit Pfeilen. Sie sollen immer da sein, wenn sich die Richtung ändert und dem Radler mitteilen: &bdquo;Ja, hier sind Sie richtig, weiter so, da lang." Fehlstart Das funktioniert gleich am Anfang nicht. Fehlstart. Am Ende der Ritterstraße finden wir alles, nur keinen Hinweis darauf, wo wir lang sollen. Viermal kurbeln wir herum. Nur unser Bielefeld-Wissen hilft und bringt uns auf die Idee, dass es auf der anderen Seite weitergehen könnte, beim Stolander, nahe der Unterführung. Und tatsächlich: Hier taucht die Beschilderung wieder auf. Touristen wären hier leider gescheitert. Schade. Ehrlicherweise sei hinzugefügt, dass wir am nächsten Tag noch einmal suchen, und links an der Klasingstraße in doppelter Höhe als üblich ein Schild finden. Wer schaut da schon hin? Kurios ist, dass nach der OWD-Brücke noch immer das Schild zu finden ist, auf dem die benachbarte Altstadt 4,0 Kilometer entfernt ist. Gelächter, Gespräche Danach aber wirds schön: Über Stapenhorststraße, Goldbach, Dorotheenstraße geht es in den Bielefelder Westen. Die Rolandstraße hoch, den Siggi mit seiner besonderen Stimmung gequert. Überall sitzen Freunde beieinander. Abendsonne. Gelächter, Gespräche, Genuss. Wir würden gerne halten, aber nein, es geht weiter zur Alm. Dass hier wie wild gebuddelt wird, dafür können die Tourenplaner nichts. Wir lassen all die prächtigen Gründerzeithäuser hinter uns, die Alm rechts liegen, alles gut. Alles? Nein, nicht alles. Wir stehen auf dem Lehrerparkplatz der Realschule. Links? Rechts? Kein Schild. Bundesligareif ist das nicht. Wieder ist es nur unser Bielefeld-Wissen, das uns rechts suchen und dann auch finden lässt. Es wirkt, als sei die Tour nicht von einem eher Ortsunkundigen abgefahren worden. Viel Grün, Sonne satt Danach folgt Hochgenuss pur: Die Fahrt durch den Park gen Schloßhofstraße und Meierteich ist herrlich, viel Grün, Sonne satt. Ein Markenzeichen der Tour: die enge Verzahnung von Parks und Grünanlagen mit der Stadt. Eben noch City, dann schon Natur. Und doch muss auch hier etwas genörgelt werden. Verdreckte oder hinter Bäumen versteckte Schilder. Uns geht die Leichtigkeit ab, weil wir mittlerweile voll fokussiert sind auf die Suche nach dem nächsten Schild. Das macht alles unsicherer, langsamer, zäher. Doch dann wird eine weitere Stärke der Tour deutlich: Stadt, Grün und Wohnquartiere ergänzen sich; kleine Wege und Nebenstraßen erlauben, auch mal hinzusehen. Ärgerlich: Von der Klarhorststraße sollen wir rechts abbiegen in einen Mini-Geh-Radweg – und fahren fast vor den Bordstein. Abgesenkt ist er erst einige Meter hinter der Einfahrt, wer unaufmerksam ist, kann stürzen. Andere Quartiere Es folgen nette Wege durchs Quartier rund um den Nordpark, den wir queren und uns am liebsten wieder gerne dazusetzen würden zu den gut gelaunten Menschen. Hier, östlich der Jöllenbecker, unterscheidet sich vieles vom Bielefelder Westen. Ein anderer Einblick ins Leben der Bielefelder wird geboten. Ein Mix aus Doppel- und Mehrfamilienhäusern dominiert, viele BGW-Häuser sind dabei; mit historischen Erinnerungsbildern. Dann gehts über die OWD-Brücke in den wohl überflüssigsten Teil der Tour: Neues Bahnhofsviertel, Boulevard, Jöllenbecker Straße, Bahnhof, Nahariyastraße – das macht weder Spaß noch ist es schön noch ideal ausgeschildert. Erst ab dem Ostmannturmviertel kommt wieder Radlerspaß auf, den erwartbaren Einwand der Planer, dass alternative Wege bis hierhin schwer zu finden sind, akzeptieren wir. Kreuzungs-Käse Kesselbrink, Ravensberger Spinnerei, Ravensberger Straße, Waldhof, Kunsthallenpark – neben Industriekultur und Kultur haben wir nun wieder neue Wohnquartiere gesehen, das gefällt. Was nicht gefällt, ist, dass es zwei Kreuzungen gibt, an denen wir nicht wissen, wie wir uns verhalten sollen. Von der Jöllenbecker Straße sollten wir links zum Hauptbahnhof abbiegen und am Kesselbrink links in die Friedrich-Verleger-Straße. Im Alltag mag da jeder seinen Weg finden, aber der Tourist, der den Pfeil nach links sieht, aber bei beiden Kreuzungen als Radfahrer quasi absteigen, zum Fußgänger mutieren, die Kreuzung über die Fußgängerampeln bewältigen und dann wieder aufsteigen müsste – nein, das fühlt sich falsch an. Oder gefährlich, wenn einfach verbotenerweise links über die Kreuzungen abgebogen wird. War das spitze? Nun, wir stehen nach 75 Minuten wieder am Startpunkt – und sind unsicher. War das nun spitze? Wie hätte die 11,8 Kilometer ein Tourist empfunden?

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