Corona-Kommunikation des NRW-Schulministeriums ist katastrophal

Bielefeld. Seit sieben Wochen keine Schule – und immer noch keine richtige Perspektive. Das geht an die Substanz. Sorgen und Lichtblicke: Damit keiner verloren geht, sind Feingefühl, Mut, Kreativität und beherzter Einsatz gefragt. Mut zur Lücke: Nicht nur der ein oder andere Schüler scheint mit dieser Devise in eine Prüfung zu gehen. &bdquo;Viel zu schwammig formuliert, daran müssen Sie dringend noch arbeiten", trifft nicht nur auf so manche Deutschanalyse eines Oberstufenschülers zu. Die Formulierungen von Schulministerin Yvonne Gebauer sind so unpräzise, dass selbst gestandene Schulleiter, von denen aktuell immens viel gefordert wird, verzweifeln. Schnell, anpassungsfähig und organisiert ist das Coronavirus. Schulpolitik, Verwaltung und laut vieler Eltern so manche Lehrer leider nicht. Aber es gibt zum Glück da auch genau das Gegenteil. Viele Bielefelder Grundschulen und Eltern hatten fest damit gerechnet, dass ihre Viertklässler jetzt am Montag wieder zur Schule kommen. &bdquo;Ab dem 4. Mai sollen dann auch die Grundschulen ihren Schulbetrieb wieder aufnehmen", hieß es doch dazu in der Information aus dem NRW-Schulministerium zum Ende der Osterferien. Die Grundschulen machten sich an die Vorbereitungen. Dass die Kinder jetzt wohl doch erst frühestens am 7. Mai wieder kommen sollen, erfuhren die Grundschulen vor zwei Tagen – und bisher auch nur aus der Presse. Auch die weiterführenden Schulen haben immer noch keine konkrete Info, wann ganz genau, wie und welche Klassen als Nächstes wieder kommen sollen. Dass Informationen über Wochen nur stückhaft, zum Teil widersprüchlich und spät abends bei den Schulleitungen ankommen und diese dann innerhalb weniger Stunden für die Umsetzung sorgen müssen, ist einfach ein Unding. Politik hat es verschlafen, Schulen digital auszurüsten Wie auch bei den Lernvoraussetzungen der Schüler zuhause klafft die Schere, was Feinfühligkeit, Motivation, Mut, Kreativität und Engagement angeht, auch bei Lehrern weit auseinander. Eine Mutter bedankt sich für den NW-Bericht über eine Grundschullehrerin, die kurz vorm Ruhestand steht, sich über bürokratische Hürden und Datenschutzbedenken hinwegsetzt, per Videokonferenz nicht nur Geburtstag mit ihrer Klasse feiert und damit alle motiviert. Über eine Grundschule, die es trotz fehlender Technik mit Ideen, Herzblut, persönlichem Einsatz des Teams und einfachen Mitteln schafft, Familien aus ganz unterschiedlichen Herkunftsländern auch jetzt zu erreichen. Den Bericht wolle sie &bdquo;am liebsten dem Schulleiter ihrer Kinder unter die Nase halten". Ihr, die als Freiberuflerin aktuell auch Hürden zu meistern habe, sei es einfach unverständlich, dass der Rektor, Mitte 30, sich dem digitalen Unterricht total verschließe – und sich dabei immer nur darauf berufe, was nicht geht. Auch das geht, gerade in diesen Zeiten gar nicht. Schließlich sind die Lehrer nicht in Kurzarbeit geschickt worden. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass Politik und Schulträger von ihren Hausaufgaben befreit sind. Dramatisch ist auch, dass jetzt alle darunter leiden müssen, dass die Politik es jahrelang verschlafen hat, die Schulen digital gut aufzustellen. Vier Stunden habe sie gebraucht, um vier Arbeitsblätter vom vollkommen überlasteten Schulserver herunterzuladen, berichtet eine Mutter. Sie fragt sich, warum die Lehrer die nicht einfach parallel auch noch per E-Mail an den Klassenverteiler schicken können? Zum Glück gibt es auch viele tolle Beispiele Zum Glück gibt es auch viele tolle Beispiele. Strahlend – ja richtig beglückt – und vor allem bestärkt, dass er trotz allem wohl doch schon ganz gut vorbereitet ist für sein bevorstehendes Abitur, kommt ein Schüler der Q2 nach dem freiwilligen Präsenzunterricht unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln nach Hause. Seine Lehrer hätte ihnen so viele gute Tipps geben können, berichtet er begeistert. Dann ist da der Förderschullehrer, der seinem Schüler, der vier Geschwister hat und mit seiner Familie auf 40 Quadratmetern lebt, jetzt jede Woche &bdquo;einfach mal für eine Zeit da rausholt". Mit Abstand, aber ohne zu fragen, ob das überhaupt aktuell erlaubt ist. Auch viele andere Lehrer, Schulleiter und Sozialarbeiter bemühen sich jetzt mit persönlichem Einsatz um gerade die Kinder, die es zuhause nicht leicht haben. Bildungsgerechtigkeit gab es schon vor Corona nicht Bildungsgerechtigkeit gab es schon vor Corona nicht. Dass Förderschulen bisher noch weniger Infos vom Ministerium bekommen haben als die anderen Schulen, obwohl diese Familien aktuell doppelt und dreifach belastet sind, ist allerdings vollkommen unverständlich – und unverantwortlich. Die ganze Situation offenbart nicht nur große Lücken beim Thema Digitalisierung an Schulen. Sie zeigt Eltern – so manch einer gerät da beim Homeschooling an seine Grenzen – auch ganz deutlich, dass der Lehrerjob und was Pädagogen und Schulen sonst jeden Tag so alles leisten wirklich nicht leicht ist.

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