Bielefelds Perle unter den Naturschutzgebieten kämpft ums Überleben

Bielefeld. Es wird besser, ist aber noch nicht gut genug. So lässt sich wohl zusammenfassen, wie sich Mensch, Hund und Naturschutzgebiet Ochsenheide arrangieren. Bielefelds wertvollstes Naturschutzgebiet (NSG) leidet seit Jahren, ein Ende ist nicht in Sicht. Enziane und Orchideen und diverse seltene Insekten leben hier – wie lange das so bleibt, mag keiner sagen. Und es ist wie so oft: Für die einen ist das Glas eher halb leer, für die anderen eher halb voll. Manfred Dümmer gehört mit der Kreisgruppe des BUND zu jenen, die mahnen, die kritisieren. Er schreibt der Redaktion: &bdquo;Die Wiese wird von vielen Mitbürgern immer wieder als Liege- und Spielwiese genutzt. Den aufgestellten Schildern mit der Angabe, dass das NSG nicht betreten werden darf, wird keine große Aufmerksamkeit geschenkt.“ Er moniert, dass das Ordnungsamt nur ab und zu kontrolliere – und dass die Ochsenheide &bdquo;ohne weitreichende – auch ordnungsrechliche - Maßnahmen keine Zukunft haben wird“. Das NSG leidet Claudia Quirini-Jürgens, die die Ochsenheide seit Jahrzehnten von der Biologischen Station aus betreut, sieht auch, dass das NSG leidet. Doch seien die tatsächlich vor Ort auftauchenden Menschen nur ein Teil des Problems, &bdquo;sehr große Probleme kommen über das veränderte Klima“. Sie erlebe mittlerweile vor Ort &bdquo;oft viel Verständnis“, wenn sie mit Bürgern ins Gespräch komme. &bdquo;In der Regel sind dort oben vernünftige Leute unterwegs.“ Hundehalter gehörten leider oft zu jenen, die wenig Verständnis für Regeln hätten. Dauerthema ist, dass Hundekot auf dem mageren Boden genauso wenig verloren hat wie all die Stöckchen, die geworfen werden, liegen bleiben und beim Mähen der Wiese Probleme machen. &bdquo;Und der Spaß hört endgültig da auf, wo Leute von woanders anreisen, um auf der Ochsenheide Heuschrecken für ihre Reptilien zu fangen“, sagt Quirini-Jürgens. Wald als Problem Ein Problem sei auch der Wald entlang der Südseite, er wachse sehr stark auf und verschatte hier die Ochsenheide, was dem Gebiet (knapp die Hälfte ist ein Kalk-Halbtrockenrasen, der Rest eine Glatthaferwiese) schade. &bdquo;Früher waren die Thymianteppiche weit ausgedehnter als heute“, bedauert die Biologin. Doch beim Thema Wald ist sie derzeit vorsichtig, es gebe zwar eine Einigung mit der Stadt, doch sei es in Zeiten des gewaltigen Waldsterbens (Fichten, Eschen, Buchen) auch schwierig, gravierende Einschnitte in einen gesunden Wald zu fordern. In den sonnigen, warmen Wochen des Corona-Aprils waren immer wieder auch Gruppen von Menschen auf der Ochsenheide zu sehen, die gegen beides verstießen: die Corona-Kontaktregeln und die Regeln des Naturschutzes. Doch alle, die hier aktiv sind, berichten von Gesprächen, die von Einsicht geprägt waren. "Entwickelt sich besser" Egbert Worms vom Umweltamt sieht einerseits, dass es noch immer nicht korrekt läuft in dem NSG, aber: &bdquo;Seit die Beschilderung erneuert wurde und die Behindertenparkplätze gut ausgewiesen sind sowie Knöllchen geschrieben werden, entwickelt es sich dort, wie es sich im Naturschutzgebiet gehört, sehr gut.“ Der Trend sei also der Freund der Ochsenheide. Immerhin. Zudem wird gerade an Bänken gearbeitet, die künftig rund um die Wiese zum Pausieren einladen sollen. Ein erstes Fundament ist gesetzt. Weitere sollen folgen und es unattraktiver machen, mitten auf der Wiese herumzuliegen. Auch Hundekotbeutelspender sollen aufgestellt werden. Auch Bielefelds Ranger, Aaron Gellern, ist durchaus regelmäßig vor Ort. Neuerdings übrigens auch per E-Mountainbike. Das hat er jetzt von der Fahrradmanufaktur Wittich geschenkt bekommen - und kann nun 150 Kilometer mit Motor bewältigen; bei Tausenden Hektar zu überwachendem Wald eine Hilfe. BUND fordert mehr Die Kreisgruppe des BUND fordert noch weitere Entlastungen für die Ochsenheide, so: das Aufstellen weiterer Bänke im Umfeld, weitere Schilder an den Rändern, das Absperren der Wiese mit einem naturverträglichen Zaun, kleine neue Liegeflächen neben den bestehenden Bänken und vielleicht sogar die Planung einer alternativen Liege-Spielwiese in der Nähe der Ochsenheide sowie die Errichtung einer Schranke an der Zufahrt unterhalb des Bauernhausmuseums. Manfred Dümmer: &bdquo;Damit gerade Hundebesitzern der Auslauf ihrer Hunde auf der Ochsenheide nicht noch erleichtert wird.“ Das wären die Dinge, die vor Ort geklärt werden könnten – hinzu kommen müssten aber ein gebremster Klimawandel und weniger Einträge von Nährstoffen aus der Luft; Dinge, die Bielefeld nicht alleine bewältigen kann. Auch das gehört seit Jahren zum Problem Ochsenheide.

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