Freizeitsportler wagte den Solo-Hermann - in andere Richtung

Bielefeld. Das Coronavirus bestimmt derzeit unseren Alltag. Die vielen Geschichten rund um unser Leben mit dem Virus fasst die Neue Westfälische in dieser täglichen Rubrik zusammen. Wollen auch Sie uns schreiben, wie Sie Ihren Alltag in der Corona-Krise meistern? Dann melden Sie sich bei uns unter bielefeld@nw.de. Von Bielefeld nach Ascheloh Das Training verlief gut und auch die Generalprobe beim Bad Salzufler Baukastenlauf Ende Februar passte. Was bis dahin lediglich ein schönes Ziel war, gewann an Konturen: mein 14. Hermannslauf wurde konkreter. Doch dann kam der Shutdown und mit ihm die Absage aller Sportveranstaltungen, auch des Hermannslaufs, der am 26. April stattfinden sollte. Der anfängliche Frust über die verlorene Perspektive wich jedoch sehr schnell einem &bdquo;Jetzt erst Recht!". Das Training ist schließlich nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern gerade in Zeiten von Corona auch Lebenselixier für mich. Laufen stärkt die Abwehrkräfte, es ist gut für Körper und Geist. Also: weiter trainieren, die Laufumfänge steigern. Irgendeine Herausforderung kommt bestimmt. Sie kam tatsächlich in Form des &bdquo;OsterSoloLaufs" als Ersatz für den ausgefallenen Paderborner Osterlauf. Was für eine coole Idee: weltweit machten mehr als 10.000 Läufer mit und bildeten eine virtuelle (Lauf)Gemeinschaft. Da war sie, die ersehnte Herausforderung: ich lief den Solo-Halbmarathon mit vielen Höhenmetern im Teuto und stellte fest, dass noch Luft nach oben war. Warum also nicht auch einen Solo-Hermannslauf wagen? Die Idee verfestigte sich, die sonntäglichen Runden wurden länger und anspruchsvoller. Leider bot der TSVE Bielefeld keinen virtuellen Solo-Hermannslauf an, also machte ich meinen eigenen in echt. Bei idealen (Hermannslauf-)Temperaturen und leichter Bewölkung ging es Sonntagmorgen um 9.30 Uhr von zu Hause los Richtung Teuto. Die erste größere Steigung ab Sieker Feuerwehr gelang ohne Probleme und der Lauf über die sonntägliche Promenade war ernüchternd: da war tatsächlich niemand und nichts wies auf das ausfallende Lauf-Highlight hin. Also weiter zum Adenauerplatz und hoch zum Johannisberg, wo sich so langsam der strahlendblaue Himmel zeigte, der mich die ganze weitere Strecke über begleiten sollte. Durch die &bdquo;Wolfskuhle" führt mich der Waldweg hoch zu &bdquo;Peter auf dem Berge", vorbei an dem Domizil der Mufflonherde, die allerdings nicht zu sehen war. Auch dieser Anstieg gelang gut und locker. Also weiter zur Schwedenschanze mit ihren tollen Blicken nach Dornberg, wo ich bei Kilometer 16 bei einer kurzen Rast meine Flüssignahrung und einen Schluck Wasser zu mir nahm. Der weitere Weg auf dem Kammweg Richtung Ascheloh führte mich an den Brandstätten von Samstagabend vorbei. Ein Glück, dass die Feuerwehren so schnell zum Einsatz kamen und es windstill war. Beide Faktoren verhinderten eine Katastrophe größeren Ausmaßes. An der Sprungschanze für die Paraglider drehte ich wieder um und machte mich auf den Rückweg. Der Kammweg hatte sich mittlerweile gefüllt mit Spaziergängern, Mountainbikern und weiteren Läufern, die ebenfalls das tolle Wetter zum Aufenthalt im Freien nutzten. Für mich ging es ab &bdquo;Peter auf dem Berge" nur noch bergab, am geschlossenen Tierpark Olderdissen vorbei ging es durch das schattige Johannistal wieder zurück in die Innenstadt und nach Hause. Die Laufuhr zeigte 31,3 Kilometer und eine Zeit von 3:11 Stunden an. Bei meinem ersten Solo-Hermannslauf von Haustür zu Haustür und in die entgegengesetzte Richtung hatte ich im Teuto zudem ansehnliche 457 Höhenmeter bewältigt. Fazit: Eine rundum gelungene Premiere und mein erster, wenn auch nicht wirklich &bdquo;normaler", Hermannslauf nach vier Jahren (Zwangs-)Pause. Aber was ist in Zeiten von Corona überhaupt normal? Keep running, denn der nächste &bdquo;echte" Hermannslauf kommt bestimmt! Klaus Rees (61), Freizeitläufer Ein tolles Gefühl in diesen Zeiten Eigentlich wäre es für mich und alle freiwilligen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bielefeld ein arbeitsreiches Wochenende gewesen. Der 49. Hermannslauf stand in unseren Terminkalendern. Gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen stellen wir dort Sanitätsposten an der Strecke, sind Fahrradstaffeln mit Sanitätern im Einsatz. Im Zieleinlauf an der Sparrenburg versorgen wir Läufer im Behandlungszelt und in zwei Feldküchen schenken wir Heißgetränke zur Stärkung aus. Es geht turbulent zu, aber der &bdquo;Hermann" ist Kult, da packt jeder gerne mit an. Dieses Jahr fiel der Hermannslauf aus. Wie vieles in diesen Wochen. Corona bremst das öffentliche Leben aus. Alle Veranstaltungen und Aktivitäten, die sonst &bdquo;normal" und &bdquo;immer schon" stattgefunden haben, sind in diesem Jahr abgesagt. Ein merkwürdiges Gefühl, nicht nur für mich, sondern für viele Rotkreuzler, die dort mit viel Herzblut ehrenamtliche Arbeit leisten. Jetzt sieht unsere Hilfe anders aus. Oder muss mindestens anders organisiert werden. Wir versorgen Kliniken mit dringend benötigtem Schutzmaterial. Blutspendetermine finden mit höheren Sicherheitsstandards statt. Wir organisieren Nachbarschaftshilfe. Die DRK-Einsatzgruppen stehen bereit, wenn Unfälle oder Unglücksfälle passieren. Viele kleine und auch große Maßnahmen, manchmal öffentlich, oft im Stillen – das &bdquo;einfach machen" – das ist dann das tolle Gefühl in diesen Zeiten. Wir werden noch eine Weile durchhalten müssen. Aber – und da bin ich mir ganz sicher – wir werden das schon schaffen. Die Bielefelder können sich auf uns verlassen. In der Corona-Zeit und auch dann, wenn unsere Ehrenamtlichen wieder bei all dem engagiert unterstützen, was momentan nicht geht – Hermannslauf, Leinewebermarkt, Sparrenburgfest. Das war ja schon immer so. Ich freue mich jetzt schon darauf. Maik Brinkmann (49), Leiter Einsatzführungsdienst DRK Wünsche für die Zukunft Mit meinen persönlichen Einschränkungen aufgrund der Gefahr durch das Corona-Virus komme ich recht gut klar. Immerhin kann ich, so oft und so lange ich möchte, an verschiedenen schönen Stellen in Bielefeld spazieren gehen. Dabei ist es interessant zu beobachten, dass sich die draußen lebenden Tiere streng an die Abstandsgebote halten. Klar wäre es schon toll, sich ab und zu zu treffen, zusammen zu sitzen oder spontan zum Essen einzuladen oder ein paar Tage am Wasser zu verbringen. Und genau da ist dann das Gefühl, mit dem ich nur schwer umgehen kann: Es ist nicht der Verzicht an sich. Ich vermisse am allermeisten, nicht mehr spontan sein zu dürfen. Bis mir vor zwei Wochen bewusst wurde, dass es mir eigentlich doch noch recht gut geht in dieser Zeit der Be- und Einschränkungen; weil ich die Gründe nachvollziehen und für mich selbst entscheiden kann, wie ich das Beste daraus mache. Wir wissen, dass es aufgrund der Gefahr, an Covid-19 zu erkranken, gerade jetzt besonders viele Menschen gibt, die auch dieses wirklich kleine bisschen Freiheit nicht haben und oft auch nicht verstehen, warum sie plötzlich und so lange allein sein müssen. Sei es in Pflege- oder Senioreneinrichtungen, in Seniorenwohnungen mit ambulanter Pflege, selbstständig lebend, jedoch mit keinen oder nur wenigen Außenkontakten, die vielleicht krankheitsbedingt oder aber durch die derzeit nicht mögliche Unterstützung beim Gehen nicht einmal das schöne Wetter vom Fenster aus oder bei einem kurzen Spaziergang draußen genießen können. Diesen Menschen möchte ich mit mit &bdquo;Sonnenstrahlenbriefen" ein Bündel Sonnenstrahlen in ihr Leben schicken. Vielleicht überlegen ja auch andere Bielefelder, wie sie sich in dieser uns alle herausfordernden Zeit engagieren könnten. Deshalb meine Bitte: Schreiben Sie Sonnenstrahlenbriefe! Über das, was Sie täglich erleben, was Sie bewegt, woran Sie sich gern erinnern, ihre Wünsche für die Zukunft, etwas Lustiges, das Sie gesehen oder gehört haben. Falls Sie Kinder oder ein Tier haben, gibt es fast stündlich spannende Erlebnisse. Häufig kommt sogar eine Antwort zurück. Ich würde mich sehr freuen, wenn noch mehr Bielefelder mit ihren Briefen dazu beitragen würden, dass die Sonnenstrahlen, die wir derzeit so ausgiebig genießen dürfen, die Isolation vieler gerade jetzt oft verzweifelter Menschen ein bisschen heller machen. Antje Waddington, Übersetzerin für Wirtschaftsenglisch Antje Waddington weist darauf hin, dass die &bdquo;Sonnenstrahlenbriefe" an folgende Adresse geschickt werden können:EFI-Erfahrungswissen für Initiativen Bielefeld e.V.&bdquo;Sonnenstrahlenbriefe"c/o Karsten GebhardtÄbtissinnenweg 1333611 Bielefeld

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