Was aus den alten Bielefelder Kasernen werden kann

Bielefeld. Die britische Rheinarmee hat Bielefeld verlassen. Die Rochdale- und die Catterick-Kaserne stehen leer. Noch ist unklar, was aus ihnen werden soll. Die Stadt treibt Planungen für eine zivile Nutzung weiter voran und beteiligt daran auch die Bürger. Beispiele für den Umbau militärischer Einrichtungen gibt es in Bielefeld reichlich. Auf dem Online Portal &bdquo;Perspektiven Bielefeld" können alle Bürger noch bis zum 27. März schreiben, was sie sich für die beiden Kasernen in Sieker und Stieghorst mit einer Fläche von insgesamt rund 43 Hektar vorstellen können. Etliche Bürger haben davon Gebrauch gemacht. Sportpark in der Panzerhalle Sie wünschen sich neue Mehrfamilienhäuser, Gemeinschaftseinrichtungen, generationenübergreifende Projekte oder autofreie Zonen. Auch Häuser für junge Familien werden genannt. Dazu kommt die Forderung &bdquo;Gebt das Gelände den Studenten". Manche wünschen sich, die Ära der Briten nicht völlig in Vergessenheit geraten zu lassen und nicht alle Gebäude abzuräumen. So sollten die roten Ziegelgebäude der Rochdale-Kaserne an der Oldentruper Straße erhalten bleiben. Aus der früheren Panzerhalle könnte ein Indoor-Sportpark werden. Und für die Naherholung im Osten könnte aus dem Gelände eine Anlage mit Freizeitmöglichkeiten wie Wasserspielen und Inlinerparcours werden. Freizeittreff war Exerzierplatz Was aus alten Kasernen alles werden kann, ist in Bielefeld an zahlreichen Stellen schon zu sehen: Prominentestes Beispiel ist die Sparrenburg – einst Festung, gilt sie heute als Wahrzeichen und ist ein beliebtes Ausflugsziel der Stadt. Der Kesselbrink, heute ebenfalls Freizeitanlage, war einst planiert worden, um als Exerzierplatz zu dienen. In den mächtigen Gebäuden an der Hans-Sachs-Straße befinden sich heute Wohnungen. Friedrich der Große hatte dort 1775/77 eine Kaserne errichten lassen. Der langgestreckte Bau wurde nach einem Preußischen Infanterie-Regiment benannt: 55er-Kaserne. Areal wurde zum Wohnpark Die Garnison Bielefeld wurde in den 1930er Jahren aufgebaut. Der Garnisonsvertrag von 1934 sah umfangreiche Baumaßnahmen vor. Die Stadt stellte kostenlos geeignetes Baugelände für Kasernen zur Verfügung. Viele gibt es noch heute. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die militärischen Standorte von der Rheinarmee in Beschlag genommen. Seit 2013 war Bielefeld Hauptquartier der britischen Truppen in Deutschland. Die ehemaligen Harrogate Barracks waren 1939 als Barackenlager der Wehrmacht eingerichtet worden. Während der britischen Stationierung wurden sie für eine Transporteinheit genutzt. Nach einem städtebaulichen Wettbewerb entstand im Bielefelder Osten 1999 der &bdquo;Wohnpark Harrogate" mit rund 350 Wohneinheiten in Miet-, Eigentumswohnungen und Reihenhäusern. Zudem gibt es Wohnungen für pflegebedürftige und demenzkranke Menschen und eine Kita. Fußball-Training und THW-Depot Die ehemaligen Redcar Barracks waren ursprünglich 1937 bis 1938 erbaut und als Verpflegungsamt genutzt worden. Seit Aufgabe der Nutzung durch die britischen Streitkräfte 1993 wird der Standort vom Technischen Hilfswerk und von DSC Arminia genutzt, der dort über Trainingsplätze verfügt. Neu errichtet wurde auf dem Gelände das Sauerstoffwerk Friedrichshafen, das technische Gase herstellt. Schule und AWO-Zentrum Die früheren Ripon Barracks an der Detmolder Straße waren 1936 bis 1938 als Bülow- und Rackow-Kaserne errichtet worden und waren Standort für ein Infanterie- und ein Schützen-Regiment sowie für Transportangelegenheiten. Nach der Freigabe 1994 wurde das Ensemble der Kasernenhauptgebäude weitgehend erhalten. Hier residieren heute die Georg-Müller-Schule (evangelische Bekenntnisschule) und das Elfriede-Eilers-Zentrum der AWO, unter anderem mit einer Kita und einem Familienzentrum. Auf dem übrigen Bereich wurden die Gebäude abgerissen. Entstanden ist ein Neubaugebiet. Das Rochdale Depot an der Meisenstraße wurde ursprünglich 1936 erbaut und erfüllte Versorgungsaufgaben. Nach der Rückgabe im Juli 1994 sitzen dort unter anderem die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) und das Kultur- und Kommunikationszentrum Sieker (KuKS). Oldtimer und Behörden Die ehemaligen Richmond Barracks am Stadtholz waren ursprünglich 1938 bis 1940 als Luftwaffenbekleidungsamt errichtet worden. Nach der Rückgabe aus britischer Nutzung im Jahre 1992 wurde ein Großteil der Gebäude von der Zentralen Ausländerbehörde, dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Lenkwerk als Zentrum für Young- & Oldtimer belegt. Auch die Fachhochschule hatte dort lange einen Standort. Im Bereich der abgerissenen Gebäude ist ein Wohn- und Mischgebiet mit modernen Bürohäusern entstanden. Mennoniten im Casino In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre wurde für Offiziere der Kasernen an der Detmolder und Oldentruper Straße ein Casino an der Osningstraße gebaut. Der Komplex war für Offiziere der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs ein Treffpunkt. Auch Offiziere der englischen Rheinarmee entspannten sich dort. 1998 übernahm die Mennonitische Brüdergemeinde Sieker Gelände und Gebäude. Beide stehen größtenteils unter Denkmalschutz.

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