Gestörtes Verhältnis zu Frauen - Mann soll Nachbarin erwürgt haben

Bielefeld. Ulf T. soll sich über den bellenden Hund seiner Nachbarin, ihre laute Musik und die blinkende Weihnachtsbeleuchtung im Erker zu seiner Nachbarwohnung so sehr aufgeregt haben, dass er die 34-jährige Bielefelderin kurz vor Weihnachten 2019 ums Leben brachte. Das jedenfalls wirft der ermittelnde Staatsanwaltschaft Christoph Mackel dem 59-Jährigen nun in seiner Anklage vor. Der Bielefelder ist angeklagt wegen Mordes aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen. Aber war der Ärger über Lärm und Licht nur vorgeschoben? Die Tat kurz vor Weihnachten hatte damals für großes Bestürzen in dem Mehrparteienhaus an der Bremer Straße und weit darüber hinaus gesorgt. Wie berichtet, hatte der kläglich jaulende und bellende Hund des Opfers andere Nachbarn in dem Mehrparteienhaus am Morgen des 23. Dezember dazu gebracht, die Polizei zu rufen. Die Beamten fanden schließlich hinter der Tür die Wohnungsinhaberin im Flur – erwürgt. Die &bdquo;Mordkommission Bremer“ ermittelte daraufhin mit Hochdruck nach dem Täter und kam relativ schnell auf die Spur des direkten Nachbarn der jungen Griechin. Er soll einen Ohrring und ihre Winterjacke mitgenommen haben In den Mittagsstunden des 25. Dezembers verhafteten Kripo-Beamte Ulf T., nachdem er mit seiner Mutter aus dem Restaurant zurückgekehrt war, vor der Haustür der älteren Dame. In seiner Jacke hatte er noch den Wohnungsschlüssel des Opfers und einen ihrer Ohrringe. Waren es Trophäen der Tat? Die Mordkommission geht nach Abschluss aller Ermittlungen davon aus, dass sich der Angeklagte am Abend des 22. Dezembers massiv bei seiner Nachbarin wegen Lärm und Licht beschwert hatte. Diese berichtete später ihrer Mutter von der für sie beängstigenden Begegnung am Telefon. Um 23.30 Uhr soll er zurückgekehrt sein. Nachbarn hörten damals aus der Wohnung erneut laute Geräusche und einen dumpfen Knall. Mackel geht davon aus, &bdquo;dass der Angeklagte nochmals geklingelt hatte und dann sofort auf die Nachbarin losgegangen sei. Er soll ihr zunächst mit Fäusten stumpfe Kopfverletzungen zugefügt haben, anschließend soll er sein Opfer über Minuten mit bloßen Händen erwürgt haben. Das jedenfalls ergab später die Obduktion. Die Kamera filmte, wie der Angeklagte mit den Tattrophäen das Haus verließ Was den Angeklagten darüber hinaus sehr belastete: Er hatte neben dem Schlüssel noch eine Winterjacke und mehrere blutige Handtücher des Opfers aus der Wohnung mitgenommen. Noch in der Nacht ging er damit mehrfach in den Innenhof, um die Gegenstände entweder in seinem Auto oder in der Müllpresse zu verstecken. Dabei wurde er allerdings von einer Kamera im Hausflur gefilmt. Der 59-Jährige stand vor Jahren unter gesetzlicher Betreuung. Nachdem er eine seiner Betreuerinnen angegriffen und verletzt hatte, wurde er wegen Körperverletzung verurteilt. Noch offen war gegen ihn ein Verfahren wegen Nachstellung (Stalking). Der berufsunfähige Mann soll einer Kassiererin eines örtlichen Supermarktes nachgestellt haben. &bdquo;Auch das jetzige Opfer ist eine Kassiererin“, betont Mackel. Eine psychiatrische Begutachtung des Mannes stehe noch aus. Es spreche aber vieles dafür, dass er eine &bdquo;Verhaltensstörung im Umgang mit Frauen hatte“, sagt Mackel. Eine These der Ermittler geht davon aus, dass er ausgerechnet junge Frauen, die ihm gefielen, sehr aggressiv anging. Er soll diese Frauen verstört und verängstigt haben. Psychotische Schübe, seit er keine Medikamente mehr nahm Denn die an jenem Abend vorgeschobenen Gründe, die angebliche Lärmbelästigung und die blinkende Weihnachtsbeleuchtung, seien zuvor nie ein Thema gewesen, sagt Mackel. Auch Nachbarn sagten aus, dass der Hund kaum gebellt hatte. Nach Informationen der Lokalredaktion soll der Angeklagte lange von seiner Mutter betreut worden sein. Nachdem diese aber mit zunehmendem Alter den Zugang zu ihm verloren hatte, soll der Bielefelder die Einnahme seiner Medikamente abgesetzt haben, die ihm nach seiner ersten Verurteilung damals als Bewährungsauflage auferlegt worden waren. Zahlreiche psychotische Schübe sollen die Folge gewesen sein. Staatsanwalt Mackel hält das Vorgehen des Angeklagten bei der Tat aber für so strukturiert, dass er bisher keinen Grund für eine Unterbringung in der Psychiatrie gesehen hat. Torsten Giesecke, Verteidiger des Angeklagten, sieht hier aber den entscheidenden Streitpunkt: &bdquo;Die psychiatrische Begutachtung wird für die Beweisaufnahme sehr wichtig sein.“ Erst während dieser Beweisaufnahme könne sich dann zeigen, ob sich die angeklagten Mordmerkmale gegen seinen Mandanten überhaupt beweisen lassen.

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