Tipp: Stieghorsts kleines Stück Italien

Stieghorst. Für einen Moment wird es ruhig im Außenbereich des Restaurants, als Raffaele, wie ihn hier alle nennen, feierlich mit einem Tablet an den Tisch herantritt. Inmitten von Palmen und Olivenbäumen serviert er seinen persönlichen &bdquo;Geheimtipp": Wolfsbarsch in Salzkruste. Raffaele klopft den von Salz umzogenen Fisch mit einem Löffel ab, entnimmt gekonnt die Gräten – und richtet an. Die Gäste an den voll besetzten Tischen schauen aufmerksam zu. Raffaele Cinquepalmi ist Inhaber und Koch des Restaurants &bdquo;Alte Münze". Und für seinen Geheimtipp kommt er auch persönlich aus der Küche, um das Gericht stolz zu servieren. Dem 59-Jährigen sei es wichtig, möglichst authentisch zu wirken; was erst einmal nicht wirklich überrascht, da dieses Ziel wohl so ziemlicher jeder Gastronom verfolgt. &bdquo;Aber ich will eben typisch italienisch sein", fügt Raffaele schnell an. Doch was genau meint er überhaupt damit? Typisch italienisch? Viermal Dekowechsel &bdquo;Nun ja", sagt Raffaele, &bdquo;das fängt mit den Gerichten an." Selbst gemachte Ravioli mit Spinat, Gnocchi, Pappardelle, Carpaccio, üppige Pizzen und Rumpsteak. Dazu serviert er Wein aus seiner süditalienischen Heimat Apulien am adrianischen Meer. Weißwein aus dem Norden; Rotwein aus dem Süden. Zum Dessert gibt’s Weinschaumschorle (&bdquo;Zabaglione"), Panna Cotta, Tiramisu. Italienisches Flair – das bedeutet für Raffaele auch passende Dekoration. Immer dann, wenn er in seiner Heimat verweilt, nehmen er und seine Frau Heike italienische Deko-Artikel mit nach Stieghorst. Die stellen sie dann nicht in ihr eigenes Wohnzimmer, sondern ins Restaurant. &bdquo;Ich wechsle die Deko wegen der Jahreszeiten vier Mal im Jahr und bastle viel selber", sagt Heike Cinquepalmi. Beliebter Treffpunkt für britische Soldaten Im Inneren fallen die Kerzen an der Decke, die schweren Eichentische, einige große Tonvasen sowie die rustikale Theke in der Mitte auf. Die ist Teil der Vergangenheit, an die Raffaele mit gemischten Gefühlen zurückdenkt. Als er das Restaurant 1988 übernahm, war es ein beliebter Treffpunkt für britische Soldaten. Die hatten es nicht weit, denn ihre Kasernen an der Detmolder Straße sind nur weniger Meter entfernt. Pommes, Bier und ein Spielautomat standen zu dieser Zeit bei den trinkfesten und lautstarken Soldaten hoch im Kurs – doch dem neuen Besitzer gefiel das nicht so recht. Spielautomat raus, italienisches Flair rein Raffaele Cinquepalmi wollte weg vom Image der &bdquo;Bierkneipe" – und krempelte sein Restaurant um. Spielautomat raus; italienische Deko rein. Auch die Speisekarte änderte er. Pizza statt Pommes. Langsam hauchte er dem Restaurant italienisches Flair ein, nahm dafür ein großes finanzielles Risiko auf sich. Heute freut er sich über 90 Prozent Stammkunden. Einer davon ist Mark Krüger. Der 35-Jährige kommt seit 20 Jahren zu Raffaele und schätzt die &bdquo;familiäre Atmosphäre". &bdquo;Die Herzlichkeit der Cinquepalmis ist ein großer Pluspunkt." Sogar seine standesamtliche Hochzeit feierte der Stammgast deshalb in der &bdquo;Alten Münze". Und: &bdquo;Das Essen hier ist einfach gut. Punkt", sagt der 35-Jährige. Er gehe gerne und regelmäßig essen; nirgends schmecke es ihm so gut wie hier, sagt der Hillegosser. Beschilderung ändern Auf ihre treuen Stammkunden ist die Familie Cinquepalmi zugleich ein Stück weit angewiesen, denn der Standort am Niederfeld 2 – direkt an der Detmolder Straße – eignet sich für Spontanbesuche und Laufkundschaft eher weniger. Auch von außen deutet auf den ersten Blick eher wenig auf ein italienisches Restaurant hin. &bdquo;Das höre ich von den Gästen seit 30 Jahren", sagt Raffaele und verdreht die Augen. Deshalb will er die Beschilderung ändern – in: &bdquo;Alte Münze – da Raffaele". Wichtig ist dem Inhaber, mit einem Missverständnis aufzuräumen. Das &bdquo;Pizza-Taxi Alte Münze" am Lipper Hellweg, rund 600 Meter entfernt, ist seit 2015 im Besitz eines früheren Mitarbeiters. &bdquo;Die Leute denken immer noch, dass das uns gehört. Aber wir haben damit nichts mehr zu tun." Zehn Jahre will er noch arbeiten, kündigt Rafaelle an. Das Leben als Gastronom sei zuweilen hart; bereut aber habe er seine damalige Entscheidung nie.

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