Breite Front gegen Totalabschuss der Bielefelder Mufflons

Bielefeld. Die Stadt setzt sich weiter für die Mufflons im Teuto ein - trotz des "Todesurteils" des Oberverwaltungsgerichts Münster. Da das OVG Münster keine Revision zugelassen hat, denkt die Stadt nun über eine Nichtzulassungsbeschwerde nach. Über diese hätte das Bundesverwaltungsgericht zu befinden. Das teilte Oberbürgermeister Pit Clausen am Dienstagabend im Umweltausschuss mit. Der stärkte ihm den Rücken mit dem einstimmigen Beschluss, alle Möglichkeiten für den Erhalt der Herde zu prüfen. Zweifel der Stadt Die Stadt, das wurde deutlich, zweifelt weiterhin die Schadenshöhe von jährlich 5.000 Euro an, hält weiterhin den Totalabschuss der Herde für den falschen Weg, bewertet die heutige Situation im Wald deutlich anders als 2013, als das Verwaltungsgericht Minden erstmals den Totalabschuss für richtig befunden hatte - und sieht die Bedeutung des Artenschutzes und der Funktion des Waldes für den Wildbestand als "nicht hinreichend gewürdigt" an - vom OVG. Es soll nun auf Basis des Urteils ein neuer Abschussbescheid erstellt werden, der dann wiederum beklagbar sei, so Jurist Clausen, der deshalb das Wort "Todesurteil" für nicht richtig hält. Dass das OVG nach sechs Jahren nun viereinhalb Stunden lang verhandelt habe, zeige, dass sich das Gericht die Entscheidung "nicht leicht gemacht habe". Unterstützung erhält die Stadt aus quasi allen Bereichen der Gesellschaft. Naheliegenderweise von Tierschützern aller Färbungen, aber auch von Jägern. Sowohl der Hegering der angrenzenden und ebenfalls betroffenen weiteren Waldbesitzer ist gegen den Abschuss als nun auch der Vorstand der Kreisjägerschaft Hubertus. Kreisjägerschaft dagegen Vorstand Joachim Krause: "Wir fordern alle unsere 670 Mitglieder auf, sich nicht am Totalabschuss der Mufflonherde zu beteiligen." Er sei sehr gespannt darauf, ob der Abschuss dann von dem Mann, der Jagdpächter im Klasingschen Forst sei, geleistet werde. Er habe da Zweifel, denn: &bdquo;Mehr als 77.000 Menschen haben die Petition gegen den Abschuss unterschrieben, ich weiß nicht, ob sich das ein Bielefelder, und das ist dieser Jagdpächter, wirklich antut." Der Pächter soll laut Krause die Pacht ohne Entgelt bekommen haben, heißt: Die Klasingschen Familienstiftungen erzielen keinen Gewinn aus der Pacht. Abgelehnt hatten die Stiftungen Zahlungen von Bürgern, die die 5.000 Euro begleichen wollten. Krause sagt dazu: "Der finanzielle Schaden war immer das zentrale Argument gegen die Mufflonherde - wenn man dann auf den Ausgleich verzichtet, entzieht man für mich dem Abschuss die Grundlage." Sein Fazit: "Mir ist das Verhalten der Stiftungen unerklärlich." Flächentausch? Im Umweltausschuss gab es auch die Debatte, ob nicht ein Tausch von Waldflächen mit der Stiftung möglich sei. Motto: Die Stadt gibt mufflonfreie Flächen und nimmt die klasingschen Flächen mit den Tieren. Eine Idee von Klaus Feurich (Grüne). Doch das sieht Clausen skeptisch, "es wäre ein Schnellschuss, ein falsches Signal und kontraproduktiv". Wilhelm Kleinesdar (CDU) wies darauf hin, dass 1962 der Förster der Stiftung "maßgeblich die Auswilderung der Mufflons mit vorangetrieben hat - sicher nicht ohne Kenntnis der Stiftung". Gegen den Abschuss stellt sich auch der Verlag "Delius Klasing". Er, der kurz vor dem Aufkochen der Emotionen (nach dem OVG-Urteil) das besondere Buch "My Bielefeld" auf den Markt gebracht hatte, grenzt sich deutlich ab. Konrad Delius, Verleger des Delius Klasing Verlages, "bedauert die Entscheidung des Gerichtes sehr und betont, dass weder er noch sein Unternehmen der Stiftung angehören", so der Verlag. Im Umweltausschuss zeigten auch 24 Unterzeichner der Petition für den Erhalt der Herde Flagge - sie unterstützen die Stadt bei ihrem Kurs.

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